DAS PROJEKT „GESCHICHTE VON PRESSBURG 1. – 5.” EINLEITUNG

Juraj Šedivý, Autor der Konzeption der Bände

Die Einführung eines wissenschaftlichen Projektes sollte nicht provokativ sein. Trotzdem kann ich nicht ohne Erwähnung lassen, dass die heutigen Pressburger die Existenz ihrer Stadt als etwas Selbstverständliches annehmen. Sie halten die Stadt mit ihrer Geschichte und Zukunft automatisch für die „eigene“, obwohl Pressburg meistens nicht zu deren „Familiengeschichte“ gehört: Die Großeltern der meisten von uns wurden nicht in Pressburg geboren. Deshalb begeben wir uns alljährlich zum Allerheiligenfest auf die Reise, um (auch) an anderen Orten die Kerzen für unsere Verstorbene anzuzünden. Obwohl wir beispielsweise aus dem Waagtal oder aus dem Osten der Slowakei stammen: Pressburg befinden wir trotzdem als das eigene. Wir schimpfen über die Zustände in der Stadt. Freitagnachmittags fahren wir gerne hinaus in die Wochenendhäuser oder zur Verwandtschaft auf dem Lande. Aber trotzdem kehren wir immer wieder gern zurück. Wohlhabendere kaufen sich Familienhäuser in der Umgebung – aber nur so weit entfernt, dass sie schnell zu „ihrem“ Pressburg (zurück)kommen können. Die Stadt stößt uns ab und zugleich zieht sie uns unaufhaltsam an.

Die ambivalente Beziehung des Menschen zur Stadt erinnert an eine Geschichte von Jorge Luis Borges, die durch Ereignisse der Spätantike inspiriert wurde. Bei Kämpfen auf dem Gebiet des antiken Ravenna sollte ein Germane namens Droctulf gegen die Langobarden, mit denen er von der mittleren Donau gekommen ist, kämpfen. Die dankbaren Stadtbewohner bestatteten ihn in ihrer Kirche und errichteten ihm ein Epitaph, wo geschrieben war, dass er „seine Lieben verachtete, weil er uns liebte, zu der Erkenntnis kommend, dass er hier, in Ravenna, seine Heimat hat“ (BORGES, 1989, S. 180-181). Wenn man sich einen aus Wäldern an der mittleren Donau kommenden „Barbaren“, der dort Wild jagte und in einer in die Erde eingesenkten Hütte schlief, vorstellt, dann ist man geneigt, Borges zu glauben, der behauptete, dass ihn die Schönheit der durch Mosaiken geschmückten Kirchen erleuchtete, dass ihn die Helligkeit der breiten sonnigen Straßen von Ravenna voll von Menschen aus allen Teilen der damaligen Welt blendete. Er war kein Verräter, weil denen keine Epitaphien errichtet werden. Er war vielleicht wirklich ein Mensch, der sich von der Stadt hingerissen fühlte und der begriff, dass er ohne sie nicht leben kann.

Es ist wahr, dass es den Menschen von seiner Natur her zur Urbanität hinzieht. Größere Gemeinschaften bieten ihm mehr Anregungen und bessere Chancen für Selbstverwirklichung an. Wenn wir zu der Geschichte von Droctulf zurückkehren, muss gesagt werden, dass – obwohl seine „Liebe zur Stadt auf den ersten Blick“ nicht mit einem happy end endete – die anderen Langobarden siedelten schließlich auch in den unterworfenen antiken Städten Oberitaliens. Sie mischten sich mit den Altsiedlern und später beteiligten sich ihre Nachkommen an der Pracht der dortigen romanischen oder gotischen Städte.

Ähnlich ist es auch mit Städten Mitteleuropas und der Slowakei. Auch ihre Ge-schichte wurde einst durch verschiedene Kulturen, Ethnien und Gruppen gemacht. Es ist verständlich, dass sich jede neue Siedlungswelle von der ihrer Vorgänger unterschied und neue Vorstellungen mit sich brachte. Nach Pressburg kommende mittelalterliche deutsche „Gäste“ (wie sie in Schriftquellen genannt wurden) unterschieden sich von der einheimischen slowakischen und magyarischen Bevölkerung – wolle oder nicht – durch ihre Kleidung, Wohnkultur oder Rechtsnormen. Nach der Mohács-Schlacht (1526) wurde Pressburg Hauptstadt des Königreichs Ungarn und Residenz von vielen ungarischen Adeligen, welche zum Wandel ihrer Mentalität beitrugen. Noch etwas später, in der zweiten Hälfte des 19. Jhs., versuchten die pro-magyarischen Kommunalpolitiker, neue Symbole und Feste durchzusetzen, die den Charakter der – damals mehrheitlich noch deutschsprachigen – Stadt verändern sollten. Die folgende 1. Tschechoslowakische Republik „tschechoslowakisierte“ die Stadt und unterstützte die sprichwörtliche Dreisprachigkeit der „echten Pressburger“. Die Wandlungen setzten sich jedoch fort; und während des 2. Weltkriegs wie auch nach dem Krieg wurde Bratislava (Pressburg) deutlich slowakisiert (organisierte Vertreibung der Juden, später auch der Deutschen) und urbanistisch transformiert. Ähnlich wie die Langobarden Droctulfs änderten auch die immer wieder neuen Pressburger „ihre“ Stadt nach ihrem Bilde. Jede der Gruppen hatte dabei nicht nur ihre Zukunftsvision, sondern auch die eigene Interpretation der Vergangenheit.

Die Ambition des neuesten wissenschaftlichen Projekts „Geschichte von Pressburg 1. – 5.“ ist es, die enge Gruppenauffassung der Geschichte zu überwinden. Multikulturellen und multiethnischen Blick möchten wir zudem auch durch die Einbeziehung von Autoren aus den Nachbarländern (Ungarn, Österreich, Tschechische Republik) gewähren. Unsere Stadt spielt nämlich auch in historischen Narrationen der Nachbarhistoriographien eine Rolle. So sollten die Titel der fünfteiligen Serie einerseits die Diversität und Multiethnizität, andererseits aber auch die Aneignung der Stadtgeschichte durch immer neue Gruppen symbolisch widerspiegeln. Der erste Band, der sich der vorstädtischen Entwicklung bis zum Anfang des 13. Jhs. widmet, soll heißen: „Brezalauspurc – am Kreuzweg der Kulturen“. Ihm wird der Band unter dem Titel „Posonium – mitttelalterliche Donaustadt“ folgen. Der dritte Band, benannt „Pressburg – Hauptstadt von Königreich Ungarn“, wird sich mit der Geschichte des 16. bis 18. Jhs. beschäftigen. Es war unmöglich, wenigstens symbolisch den Band von dem „langen 19. Jahrhundert“ mit einem Toponym zu benennen. Die deutschsprachige Stadt wurde langsam magyarisiert, aber zugleich war sie ein Zentrum der slowakischen nationalen Aufklärung. Die Vielfalt wird der Titel „Pressburg – Pozsony – Prešporok“ widerspiegeln. Der letzte Band mit der Geschichte seit 1918 wird in seinem Titel bereits den heutigen Ortsnamen tragen: „Bratislava – auf dem Weg zur Hauptstadt der Slowakei“.

Die Vielfalt, so typisch sie für die Geschichte Pressburgs ist, wird in unseren Texten auch symbolisch dank mehrerer Interpretationen desselben Problems erscheinen. Die Wissenschaft ist keine Dogmatik und in einigen Fällen (vor allem aufgrund der Dürftigkeit der Quellen) muss man mehrere Interpretationen derselben Ereignisse oder Phänomene zulassen. Meistens wird durch die Herausgeber in einer Fußnote auf die andere Interpretation aufmerksam gemacht. Bereits beim Konzipieren des ersten Bandes zeigte sich eine gewisse Spannung zwischen einigen Institutionen, aber gerade die vielfältige Zusammensetzung des Teams überwand auch dieses Problem. Die Verfassung eines Werkes zusammen mit befreundeten Schulkollegen kann auch nachteilig sein – die Autoren unserer Publikation repräsentieren jedoch Wissenschaftler der jüngsten Postdoc-Generation der Dreißigjährigen bis hin zu den verdiensteten Achtzigjährigen: demnach das ganze Forschungsspektrum, was eine größere Herausforderung für die Herausgeber gewesen ist, jedoch trotzdem zur höheren Qualität des Werkes beigetragen hat.

Geschichte von Pressburg als Schicksal von Büchern und ihren Autoren

Die Vergangenheit von größeren Städten wird zumeist öfter, detaillierter und in größerem Umfang bearbeitet als die der kleineren Orte auf dem Lande. Paradoxerweise im Falle unserer Stadt gilt das Gegenteil: Über die Geschichte Pressburgs wurde viel Partielles oder Populärwissenschaftliches geschrieben, aber bis heute entstand keine im engeren Sinne wissenschaftliche Synthese. Als der erste seriösere Versuch kann das siebenbändige Werk des Lokalhistorikers Theodor Ortvay (Pozsony város története / Geschichte der Stadt Pressburg) angesehen werden. Der Autor trug in seinen ungarischsprachig publizierten Werken den Namen Tivadar, in den deutschsprachigen Theodor. Es passte gut zu seiner mehrschichtigen Identität (er war zwar kein ethnischer Magyar sondern ein politischer Ungar) . Trotz dem, dass sein Werk bereits mehr als ein Jahrhundert alt ist, wird es bis heute für ein bedeutendes Standardwerk gehalten. Der Autor beschrieb jedoch die Stadtgeschichte nur bis zum 16. Jh.

Im Slowakischen wird bis heute zwischen der Bezeichnung „Maďar“ (der Magyar, der magyarisch sprechende) und „Uhor“ (Bewohner des Königreichs Ungarn) unterschieden. In diesem Sinne wird es auch in diesem Werk (auch in der deutschen Zusammenfassung) differenziert: die ethnischen Magyaren, magyarisch(e Sprache), und die verschiedene Sprachen sprechenden Ungarn, ungar(länd)ische Burg usw.

Eine Generation später publizierte Emil Portisch die zweibändige Geschichte der Stadt Pressburg – Bratislava. Volkstümliche Darstellung in zwei Bänden (1933). Das Buch gab strikt wissenschaftlichen Charakter und synthetische Breite zugunsten der populären Form und Themen auf.

Der erste Versuch um synthetische Geschichte Bratislavas (Pressburgs) in slowakischer Sprache (und aus slowakischer Sicht) wird interessanterweise erst in die 1950er Jahre datiert. Der spiritus movens des Projektes war eine langjährige Mitarbeiterin des Stadtarchivs und zu der Zeit bereits Vortragende an der hiesigen Comenius-Universität – Darina Lehotská. Sie stammte zwar aus Kremnitz (Kremnica; ihr Großvater war der angesehene Lokalhistoriker und Archivar Pavol Križko), sie war aber unermüdliche Organisatorin und Propagatorin der Geschichte Pressburgs. Sie gab Kurse für Stadtführer und erstellte deren Skripte, war langjähriges Mitglied des einst populären Wettbewerbs „Kenne deine Stadt!“; wissenschaftlich widmete sie sich der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte der Stadt. Außer den Dutzenden von Studien blieben in ihrem Nachlass hunderte Seiten von unpubliziertem Material zur Rechtsgeschichte, zur Selbstverwaltung, zur Prosopographie aber auch Material aus Bereichen wie Kanzlei und kulturelles Leben in Pressburg. In den 1960er Jahren versammelte sie ein breites Kollektiv um sich; und zusammen mit ihm konzipierte sie die erste komplexere und in drei Auflagen (1966, 1978 und 1982) erschienene Geschichte der Stadt (Dejiny Bratislavy).

Das Buch entstand dank einem breiten Kollektiv. Andererseits, die damalige Zeit des „Realsozialismus“ war der objektiven Forschung nicht wohlgeneigt, und deshalb wurden einige Themen nicht berücksichtigt, andere hingegen waren überdimensioniert. Der vorurbanen Entwicklung wurden nur knappe 50 Seiten, der mittelalterlichen Stadt sogar nur 40 gegönnt. Dagegen bekam die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (vor allem die slowakische nationale Aufklärung) bis 200 Seiten. Die Autoren oder der Verlag setzten voraus, dass der slowakische Leser für ein wissenschaftliches Werk mit kritischem Anmerkungsapparat noch nicht bereit ist; die Texte waren deshalb einfach, oft schablonenhaft konzipiert. Auch die Terminologie war vom Zeitgeist gekennzeichnet (z.B. „die fortschrittlichen Kräfte unter Führung der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei“, „die reaktionären Kräfte“, „die Machinationen der Bourgeoisie“ usw.). Trotzdem war das Buch langezeit die beste Synthese der Stadtgeschichte.

Der populärwissenschaftliche Charakter wurde von den Autoren selbst als ein Handicap aufgefasst, deshalb formierte sich wieder um Darina Lehotska ein neues Kollektiv mit der Absicht, eine wissenschaftliche Synthese zum 700. Jubiläum der Erteilung von Stadtrechten (1991) vorzubereiten. Die Herausgeber konzipierten ein zehnbändiges Geschichtswerk, aber die sanfte Revolution (1989) brachte Sorgen und Themen anderer Art mit sich: Die Herausgeber verloren die versprochene Unterstützung der Stadtverwaltung und der zu frühe Tod von Darina Lehotská war der endgültige Sargnagel für das Projekt.

Und daher kompensierten die geplante Synthese nur ein subtiler Katalog über die Anfänge des mittelalterlichen Pressburgs „Bratislava mešťana Wocha“ (Das Pressburg des Bürgers Woch) und ein populärwissenschaftliches „Zlatá kniha Bratislavy“ (Goldenes Buch von Bratislava) von Pavel Dvořák. Der Autor kehrte später nochmals zur Stadtgeschichte zurück – heute bereits mit dem vierten Band seiner „Bücher über Pressburg“ (Prva až Štvrta kniha o Bratislave), in denen er spannende ausgewählte Geschichten aus der Vergangenheit der Stadt erzählt – ohne jedoch Ambition für synthetische Breite und wissenschaftliche Tiefe zu haben. Wenn die Geschichte von Lehotská die beste war, war die von Dvořák sicher die spannendste und schönste. Wie es der Brauch des Autors ist, belebte er die Geschichte durch Schicksale konkreter Menschen, was den vorherigen Arbeiten fehlte.

Während der zweiten Hälfte des 20. Jhs. erschienen – vor allem auf den Seiten des vom städtischen Museum herausgegebenen Jahrbuchs Bratislava – eine Menge wichtiger Studien. Darüber hinaus realisierten die Archäologen – obgleich jene auf der Burg oder in der Innenstadt – umfangreiche Forschungen. Die Ergebnisse der neuen historischen und archäologischen Untersuchungen öffneten den Raum für eine breiter konzipierte Synthese, aber weder das sich nähernde 1100. Jubiläum der ersten schriftlichen Nennung des Ortes, die man auch würdiger im Jahr 2007 feiern konnte, führte noch keineswegs zur Bildung eines potenziellen Autorenkollektivs. Als im Juni desselben Jahres eine Konferenz über die Schlacht bei Pressburg stattfand, traf ich den damaligen Kanzleivorstand des Oberbürgermeisters und Absolventen der Studienrichtung Geschichte und Archivwesen – Stanislav Šotník. Als Autor einer Monographie über das mittelalterliche Pressburger Kollegiatkapitel, die gerade an dem Jubiläumstag präsentiert wurde, erlaubte ich mir, ihn ein wenig herauszufordern. Meine Frage, wie die Verwaltung gebührend an das Jubiläum erinnern wird, führte zu einer Reihe gemeinsamer Treffen, an deren Ende diese Monographie-Reihe steht.

Am Anfang formulierte ich die Konzeption des Buchs und schätzte das notwendige Budget ein. In den Gesprächen mit Stanislav Šotník entstanden Konturen eines modern strukturierten Werkes über urbane Geschichte, an dem sich nicht nur einheimische, sondern auch ausländische Autoren beteiligen würden. Zweitere sollten nicht nur wegen ihrer Erudition oder wegen des Prestiges des Werkes angesprochen werden, sondern vor allem deswegen, weil die Stadt bis zum Anfang des 20. Jhs. multiethnisch und multisprachlich war und bis heute in den Historiographien der Nachbarstaaten eine gewisse Rolle spielt. Zusammen mit Stanislav Šotník träumte ich von deutschen, ungarischen und englischen Sprachversionen aller Texte, die dem gedruckten Buch auf einer DVD beigelegt sein sollte. Angesichts der von mir stark unterschätzten Ausgaben überstieg das Budget die Möglichkeiten der Stadtverwaltung für kleinere Kulturveranstaltungen und Stanislav Šotník suchte nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten.

Der Optimismus, der angesichts der moralischen Unterstützung durch die Stadtverwaltung keimte, führte bald zur Entstehung eines kleinen Kollektivs der künftigen Herausgeber aus der Comenius-Universität in Bratislava sowie der Slowakischen Akademie der Wissenschaften. Am 1. April 2008 trafen sich ungefähr ein Dutzend potentieller Autoren des ersten Bandes auch aus anderen wissenschaftlichen Institutionen (Museum der Stadt Bratislava, Städtisches Denkmalschutzinstitut, Slowakisches Nationalmuseum, Slowakisches archäologisches und historisches Institut). Es floss aber noch viel Wasser die Donau hinunter, bis im Herbst 2008 eine NGO Historia Posoniensis (gebildet durch künftige Herausgeber) entstand. Nach langem administrativem Prozess, bei dem die Stadt das Projekt bewertete und Möglichkeiten der Finanzierung suchte, wurde zwischen der Stadtverwaltung, dem städtischen Museum (als Garant der Professionalität der Texte für die Stadt) und der NGO Historia Posoniensis im März 2010 ein Vertrag unterschrieben. Den Autoren wurden dadurch Honorare für ihr Werk gesichert. Wahr-scheinlich erst dann hielten alle Autoren das Projekt nicht mehr für ein Pium desiderium zweier Idealisten.

Der größte Debitposten im Budget war aber der physische Druck des Buchs, der auf den Schultern der NGO lag. Der Veranstalter eines Prestigeprojektes über Gotik in der Slowakei – Dušan Buran aus der Nationalgalerie – schlug vor, dass Projekt einem der meist geschätzten slowakischen Verlage heranzutragen: Slovart. Die Vorstellungen dessen Direktors Juraj Heger passten gut zu jenen der Herausgeber, und so reichte es, die Honorarnoten zu unterschreiben, die Texte der einzelnen Kapitel von 36 Autoren zu sammeln, das Illustrationsmaterial anzufertigen und – „Es ist vollbracht!“ Das sprichwörtliche „Es ist vollbracht!“ dauerte letztendlich mehr als drei Jahre...

Wie bei jedem größeren Projekt musste auch bei unserem Kompromisse gefunden werden. So wurden die geplanten mehrsprachigen Übersetzungen auf die deutsche Zusammenfassung reduziert (immerhin im Umfang von fast 20% des Buches), die von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Institut für Mittelalterforschung, Univ. Prof. Dr. Walter Pohl) größtenteils finanziert wurde. Auf die Forderungen des Verlags hin wuchs die Zahl der Illustrationen; dagegen bot Slovart eine gute Druckqualität und übernahm alle Prepress-Ausgaben. Auch die Abgabetermine verschoben sich (teilweise aus objektbedingten Gründen – da die bahnbrechenden Ausgrabungen auf der Burg fast jede Woche interessante Erkenntnisse zu dem spätlatènezeitlichen keltischen Oppidum brachten). Auch bei der Edition der Texte durch den Herausgeber kam es teilweise zu größeren Änderungen wenn z. B. aus einem ursprünglich 55 Normseiten umfassenden Text nur 21 Seiten wurden, die der Autor nach den Anweisungen des Herausgebers auf endgültige 38 Seiten ergänzte. Aber auch umgekehrt – es gab ein Kapitel, das nach einigen gemeinsamen Konsultationen zwischen Autor und Herausgeber von geplanten drei auf die endgültigen mehr als 20 Seiten anwuchs. Auch an dieser Stelle gilt mein Dank allen Auto-ren, die auch ihre neuesten, noch nicht gänzlich ausgewerteten Erkenntnisse mit den Lesern teilen.

Konzeption und Form der neuen Geschichte von Pressburg

Gegenüber älteren Bearbeitungen der Vergangenheit möchten sich die neuen nicht nur durch die Form, sondern auch durch den Inhalt unterscheiden. Der Gegenstand der Bände wird die Geschichte des Pressburger Raumes und seiner vielfältigen Bewohner von der Entwicklung der Landschaft über die ersten menschlichen Siedlungsspuren bis hin zur heutigen Zeit sein. Außer der klassischen positivistischen Geschichtsscheibung (die Analyse der politischen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen Ereignisse), wird der erste Teil jedes Bandes der jeweiligen Landschaftsentwicklung um die (und später auch in der) Stadt herum gewidmet sein. Außer dem ersten Band wird zum Beispiel das Thema der Gender-Beziehungen, der Familie und Kinder behandelt. Nicht nur für Historiker wird das Thema des „Nachlebens“ (Benutzung und Missbrauch der ältesten Geschichte in der neueren Zeit) interessant sein.

Die reichhaltige Vergangenheit der Stadt bewirkte auch die Periodisierung der Bände, deren Brüche nur teilweise der „großen“ Periodisierung der nationalen Geschichte entsprechen (Bd. 1: bis zur Wende des 12. und 13. Jhs., Bd. 2: bis 1526, Bd. 3: bis 1784, Bd. 4: bis 1919, Bd. 5: bis Ende des 20. Jhs.). Die Struktur der Kapitel versucht die lokal wichtigen Perioden hervorzuheben. Deshalb gerieten zum Beispiel die Bronzezeit und die ältere Eisenzeit in ein gemeinsames Kapitel (nach der Entstehung der bronzezeitlichen Höhensiedlungen bedeutete erst das spätlatènezeitliche Oppidum eine qualitativ neue Epoche). Erst in der Latènezeit bildeten sich auf dem Territorium der heutigen Stadt mehrere Dutzend zentimeterdicker Kulturschichten. Nach dem Abzug der römischen Legionen aus dem Pressburger Raum wurde diese Gegend nur dünn besiedelt; und dies, was die germanischen Langobarden wie auch die ersten Slawen anging. Deshalb findet man die in der „großen“ Geschichte getrennten Perioden in unserem Werk in einem Kapitel. Erst nach dem Zerfall des awarischen Kaganats sind Bedingungen für die Herausbildung von frühmittelalterlichen politischen Gebilden nach westlichen Mustern entstan-den, von denen die Rede im Kapitel über die großmährische Periode sein wird . Vom „dunklen“ 10. Jh. in unserem Raum gibt es nur wenige Schriftquellen; jene Zeit wird deswegen sowohl im Kapitel über das großmährische als auch über das frühungarische Pressburg behandelt. Die vorstädtische Entwicklung der ungarischen Grenzsiedlung endete am Anfang des 13. Jhs., als der Prozess der Stadtwerdung begann.

2 Die Bezeichnung „Großmährisches Reich“ entspricht nicht ganz den zeitgenössischen Quellen, die das Gebilde meistens als „Mährisches“ Reich benennen (obwohl vereinzelt bei Konstantinus Porhyrogennitus auch jene Be-nennung vorkommt). Der Name hat sich jedoch in der Geschichtswissenschaft eingelebt und so wird er auch im vorliegenden Buch – mit dem Wissen, dass Konstantinus mit dem Adjektiv „Groß-“ das „weiter fernab gelegene“ Mähren meinte – benutzt.

Die Struktur der Bände rechnet in jedem Band mit der Beschreibung der Natur in und um die Stadt und deren wechselseitigen Beziehungen zu den Bewohnern. Danach folgt der Block über die chronologisch gereihten politischen, sozialen und kulturellen Ereignisse. Und obwohl chronologisch so konzipierte „faktographische Geschichte“ methodisch bereits als konservativ gilt und eher für die positivistische Geschichtsforschung des 19. Jhs. typisch ist, bis heute gibt es keine solche synthetische Bearbeitung. Einfache Ereignisgeschichte fehlt uns vor allem für die frühe Neuzeit (16. bis 18. Jh.), aber wichtig ist auch, das 19. Jh. anders zu sehen: nicht nur als die Zeit der Anfänge der slowakischen nationalen Politik, und das 20. Jh. nicht nur als die Zeit der Arbeiterbewegung. Im dritten Block wird eine thematische Analyse unternommen. In einzelnen Kapiteln werden Themen wie Gruppenidentitäten (soziale, religiöse, ethnische und andere), Gewerbe und Handel, Frauen und Familie sowie andere Strukturen und Phänomene behandelt. Auch das Kapitel über das Nachleben der besprochenen Zeit in jüngeren Perioden wird nicht fehlen. Es ist wichtig zu verstehen, dass denselben Ereignissen oder Orten im Laufe der Zeit ganz andere Bedeutungen beigemessen wurden. So wie auf der Thebener Burg vor einem Jahrhundert die symbolische Statue des Arpaden-Kämpfers aufgestellt wurde, so wurde vor ein paar Jahren eine monumentale Reiterstatue des großmährischen Herrschers Zwentibald (Svätopluk) auf der nahen Pressburger Burg mit einer viel diskutierten Inschrift („Svätopluk – König der alten Slowaken“) errichtet. Die einstigen Ereignisse und Personen gerieten oft in neue Kontexte und werden Teil der neuen Geschichte. Dem vierten Block ist die Geschichtsforschung zu der jeweiligen Periode hinzugefügt. Ganz am Ende jedes Bandes werden das Quellen- und Literaturverzeichnis wie auch das Register ihren Platz haben.

Methodische Probleme

Jeder der Bände zur fünfbändigen Geschichte Pressburgs ist mit anderen Fragestellungen und Problemen konfrontiert. Bis zum Anfang des 13. Jhs. sind die schriftlichen Nennungen Bratislavas (Pressburgs) nur sporadisch und so ist man bei der Beschreibung der ältesten Geschichte meistens auf archäologische Quellen angewiesen. Das Illustrationsmaterial werden vor allem Photos von archäologischen Funden und Situationen bilden. Der zweite Band über die mittelalterliche Stadt kann schon auf mehrere Tausende von Urkunden und einige Dutzende von Amtsbüchern aufbauen. Die Forschung im Rahmen des dritten Bandes ist meistens auf der Analyse der Akten aufgebaut, die Forscher haben aber bereits gedruckte Texte, Zeitungen, Karten und Stadtansichten zur Verfügung. Mit Hinsicht auf das momentan unzugängliche Stadtarchiv versuchen die Autoren, auf verschiedenen Wegen an Material heranzukommen. Im vierten Band ändert sich die Sprache der Quellen zugunsten der magyarischen Schriftstücke. Ihre Vielfalt öffnet Möglichkeiten zur Analyse jener Themen, die in den vorherigen Perioden nicht wahrnehmbar waren (wie Sport oder Naturschutz). Neben den älteren spärlichen bildlichen Quellen wie Graphiken verfügen die Autoren des 4. Bandes dank unbeteiligter Lokalpatrioten wie Andrej Trebatický oder Peter Lenčo über alte Photos und Postkarten, die aus dem Band auch einen „nostalgischen Führer durch die untergegangene Provinzstadt des Königreichs Ungarn“ machen werden. Der letzte Band, gewidmet dem 20. Jh., kann das breite Spektrum neuer Quellen (von Memoiren über oral history bis zu Videoaufnahmen) auswerten. Es besteht auch die Ambition, einige bisher relativ einseitig gesehene Phänomene (wie Arbeiterbewegung, Industrialisierung der Stadt) oder marginaliserte Themen (wie Aussiedlung der Nichtslowaken usw.) neu zu skizzieren bzw. zu thematisieren.

Der Nachteil eines breit angelegten Autorenkollektivs ist die Uneinheitlichkeit der benutzten Terminologie. Umstritten kann die im Buch benutzte Transkription von historischen Namen sein. Während einige von Pavol Pálfi sprechen, kennen andere nur Paulus Pálffy. In unseren Bänden werden die Vornamen slowakisiert, Nachnamen werden vereinheitlicht mit Hinblick auf die in Quellen meistbenutzte Form. Die Entscheidung legitimisiert sich nicht nur durch identischen Gebrauch in den Historiographien der Nachbarstaaten, sondern auch durch die Tatsache, dass dieselbe Person beispielsweise in lateinischen Quellen als Iohannes, in deutschen als Jans/Hans, in ungarischen als János und in slowakischen bzw. tschechischen als Ján/Janko erscheinen kann. Die Vornamen seit dem 19. Jh. werden nicht slowakisiert (obwohl der Historiker Theodor Ortvay noch vor einem Jahrhundert in seinen ungarischsprachigen Texten die übersetzte, magyarische Form seines Vornamens Tivadar benutzte).

Die slowakischen Historiker sind sich auch mit Hinsicht auf die Benennung der Toponyme uneins. Pressburg ist gerade der umstrittenste Fall: Der erste belegte Name ist slawischen Ursprungs (Preslava) und wurde wahrscheinlich vom 9. bis zum 11. (oder sogar 12.) Jh. benutzt. Spätestens seit der Zeit gibt es die verdeutschte Form Pressburg, von der im Spätmittelalter die jüngere slowakische Form Prešporok abgeleitet wurde. Wahrscheinlich noch aus dem 11. Jh. stammten die lateinische und magyarische Form des Ortes (Posonium bzw. Pozsony). Der Name Bratislava kommt erst im 19. Jh. vor, als offizieller Name gilt er erst seit 1919. Es gibt Historiker, die bei Beschreibung sämtlicher Stadtgeschichte konsequent nur die moderne Form benutzen (z.B. Matúš Kučera, Daniela Dvořáková). Dann gibt es Forscher, die zur Beschreibung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt die historische, slowakische Benennung bevorzugen oder sogar konsequent benutzen (z.B. Vladimír Segeš, Zuzana Ludiková). In diesem Werk wird in slowakischen Haupttexten bis zum 8. Jh. nur von Bratislava gesprochen. Bei der Beschreibung der nächsten drei Jahrhunderte kann synonym die Benennung Preslava vorkommen. Für die folgende Periode bis zum Ende des 19. Jhs. kann neben Bratislava auch Prešporok stehen. Nach 1919 wird nur von Bratislava gesprochen und das abgeleitete Ad-jektiv „prešporský“ bezeichnet nur das konservative, mit dem Alltagsleben der Stadt verbundene Phänomen. In deutscher Sprache kann man keine dramatischen Änderungen beobachten, deshalb wird in der deutschen Zusammenfassung unserer Texte nur die Rede von Pressburg. Der Name ist historisch und in umliegenden Ländern immer noch bekannt. Viele Slowaken bevorzugen in letzten Jahrzehnten den Namen Bratislava auch für die nichtslowakischen Texte. Um politisch korrekt zu sein, neigen dazu auch viele Deutsch sprechende Ausländer. Die Tendenz möge ihre Begründung bei Verkehrsschilden haben, bei geschriebenen Texten oder in der Umgangssprache ist sie unbegründet. Man sagt auch nicht, dass man nach „Firenze“ fährt, sondern nach Florenz. Die Benützung des Namens Pressburg bei deutschen (oder die des Pozsony bei magyarischen bzw. des Posonium bei lateinischen) Texten kann man als ein Beitrag zum Erhalten der historischen Diversität von Europa betrachten. Die einst gebräuchlichen deutschen (oder magyarischen) Bezeichnungen von kleineren Ortslagen oder Straßen werden entweder nicht oder nur in Verbindung mit der modernen Form angeführt, um dem Leser geographische Orientation zu erleichtern.

Auch die Ethnonyme werden im Text nicht ganz unkommentiert bleiben. Im Slowakischen wird zwischen der Bezeichnung „Maďar“ (der Magyare, der magyarisch sprechende) und „Uhor“ (Bewohner des Königreichs Ungarn – man könnte es im Deutschen als „der Ungar“ übersetzen) unterschieden. Moderne deutsche Sprache kennt den Unterschied nicht, trotzdem werden wir in unserem Buch die „slowakisierte Terminologie“ benützen, weil sie die Phänomene viel genauer beschreibt. Dagegen wird in vielen slowakischen archäologischen und historischen Texten von „alten Magyaren“ gesprochen, wobei man die ersten Generationen der „landnehmenden Magyaren“ meint, die auch archäologisch relativ gut erkennbar sind (eine Unterscheidung, die auf die Texte des Archäologen A. Točík zurückgeht). Danach spricht man nur von „Magyaren“ im ethnischen Sinne oder von „Ungarn“ im Sinne der Staatsangehörigkeit. Analogisch zu den „alten Magyaren“ kamen einige Historiker (z.B. M. Kučera, R. Marsina, M. Homza, J. Lukačka) auf die Bezeichnung „alte Slowaken“, die sie für die auf dem Territorium der Westslowakei lebenden Slawen im 9. und 10. Jh. verwenden. In diesem Buch werden beide Termini nicht benutzt (sowohl die „alten Magyaren“ wie auch „die alten Slowaken“). Die Nomadenreiter des 9. Jhs. werden einfach als „Magyaren“ bezeichnet, ohne an sie als eine Nation zu denken, ähnlich werden auch die hiesigen Slawen, als sie von ihren mährischen Nachbarn durch das Ungarische Königreich getrennt werden, mit dem Ethnonym Slowaken (im Lateinischen S/c/lavi) bezeichnet (plausibel ab dem 12. Jh.).

Danksagung

Der wissenschaftliche Text jedes Autors ist – wolle oder nicht – ein kollektives Werk: Die Verfasser unserer Kapitel sehen weiter als ihre Vorgänger, auch deswegen, weil sie wie die sprichwörtlichen Zwerge auf den Schultern der Riesen sitzen. Von daher ist das Zitieren der älteren Werke im Fußnotenbereich teilweise auch eine Danksagung an unsere wissenschaftlichen Vorgänger. Man kommt immer vorwärts, auch dank ständigem wissenschaftlichem Dialog, deshalb halfen mir zum Beispiel nicht nur reale Diskussionen mit Ján Steinhübel, sondern auch die virtuellen, nur im Geiste geführten Polemiken mit György Győrffy, Matúš Kučera, Jozef Novák, Július Bartl und anderen. Mein besonderer Dank gilt der Koeditorin des ersten Bandes: wenngleich die Administrative, Kommunikation und Edition des 1. Bandes auf meinen Schultern lag, so hätte ohne ihre Kontakte das zwar heterogene, aber dafür wunderbare Team niemals entstehen können. Großer Dank muss auch allen Kollegen, die sich an der Entstehung der Texte beteiligt haben, ausgesprochen werden. Natürlich gilt er auch allen, die zur Entstehung des illustrationsreichen Teils des Werkes beigetragen haben. An dieser Stelle seien nicht nur fast alle Autoren sondern auch z.B. Dr. Klára Fűryová aus dem Archäologischen Museum des Slowaki-schen Nationalmuseums oder Dr. Elena Kurincová aus dem Museum der Stadt Pressburg genannt. Ein großes Dankeschön möchte ich auch den Autoren der Mehrheit der Photos (Mag. Peter Horanský), Karten (PhDr. Daniel Gurňák, PhD.) und der PC-Rekonstruktionen (Ing. arch. Zdenka Šedivá), die ihre Arbeit für einen Bruchteil des realen Werts angefertigt haben, aussprechen. Vielen Dank auch Peter Zigman, MA. für seine Übersetzungen der meisten Zusammenfassungen ins Deutsche sowie Dr. Gustav Harmer und Karsten Birke, MA. für ihre deutschprachliche Redaktion.

Verbunden sind wir auch allen Kollegen aus Institutionen, die beim Anschaffen der Abbildungen behilflich waren – stellvertretend seien an dieser Stelle Dr. Ferencz Földesi (Széchényi-Statsbibliothek in Budapest), Dr. György Rácz (Magyarisches Staatsarchiv in Budapest), Dr. Thomas Aigner (Icarus / Monasterium.net / Diözesanarchiv St. Pölten), Erzabt Dr. Asztrik Várszegi (Benediktinerabtei in Pannonhalma), Dr. Johann Tomaschek aus Admont, PhDr. Peter Bárta (Historisches Museum des Slowakischen Nationalmuseum), Prof. Dr. Gerhard Trnka (Universität Wien), RNDr. Anna Ďurišová und RNDr. Barbora Zahradníková (Naturhistorisches Museum des Slowakischen Nationalmuseums) genannt. Unser Dank gilt auch allen Leitern der wissenschaftlichen Institutionen, die ihren Mitarbeitern genug Raum für das Konzipieren der Texte gelassen haben (stellvertretend würde ich gerne die gute Zusammenarbeit von PhDr. Peter Hyross aus dem Museum der Stadt Pressburg oder PhDr. Juraj Bartík aus dem Archäologischen Museum des Slowakischen Nationalmuseums erwähnen).

Bei der Analyse der schriftlichen Quellen war es von Vorteil, dass der Herausgeber zusammen mit zwei Mitarbeitern (PhDr. Martin Štefánik, PhD. und Dr. Judit Majorossy) Tausende von Urkunden und Dutzende von Amtsbüchern aus dem Stadtarchiv digitalisieren konnten, was dank der Initiative von Ing. Jozef Hanus, CSc. aus der Archivverwaltung und PhDr. Radoslav Ragač, PhD. aus dem Nationalarchiv, dank der Leiterin des Stadtarchivs, PhDr. Anna Buzinkayová, wie auch dank der Mitarbeit von Mag. Ján Kúkel und Mag. Tina Tvrdoňová aus dem Archiv der Stadt Bratislava gelingen konnte. Eine große Hilfe für das Projekt leistete Ing. Maroš Markovič, der das ganze DVD für ein symbolisches Entgelt anfertigte. Auch ohne Arbeit der Redakteurin im Verlag – Daniela Marsinová – würde die Herausgabe länger dauern…

Es ist unmöglich alle, die beim Projekt behilflich waren, zu nennen. Schließlich erlaube ich mir aber im Namen aller Autoren, den Wichtigsten – unseren Familienmitgliedern – zu danken: für ihr Verständnis dafür, dass wir sie in manchen Fällen sogar um Jahre sonst gemeinsam zu verbringender Zeit sowie um unsere Aufmerksamkeit aufgrund unserer Arbeit an Texten und der Beschaffung von Abbildungen geraubt haben. Das Projekt hätte ohne ihre Hilfe und ihr Ver-ständnis nicht entstehen können.

Unseren Vorgängern

In einem Bogenschluss möchte ich nun zum Gedanken vom Anfang der Einleitung zurückkehren. Wolle oder nicht, zieht eine „Stadt“ ihre Bewohner seit jeher an. Bereits in zentralen Höhensiedlungen der Bronzezeit konzentrierten sich die besten Krieger und Handwerker. Die mittelalterlichen Städte boten Möglichkeit, Kapital zu investieren und Familienwohlstand zu schaffen oder zu erweitern. Die wachsenden Metropolen des 19. Jhs. saugten wortwörtlich die Arbeitskräfte vom umliegenden Land ab und bildeten große Arbeiterkolonien am Rande der älteren Siedlungszentren. Die massive Industrialisierung unseres Landes in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. beschleunigte die Urbanisierung und veränderte den Charakter von Pressburg am meisten. Während langer Zeiten suchte hier ein jeder der jeweils neu-en Bewohner seinen locus amoenus (dies ist ein mittelalterlicher Ausdruck für einen „lieblichen Ort“): Ob es sich nun um einen keltischen Krieger handelte, der über die March gekommen ist, um einen mittelalterlichen Weinbergarbeiter aus Hainburg oder um einen Fabrikarbeiter aus einem ostslowakischen Dorf: Jeder von ihnen (vielleicht mit Ausnahme der paläolithischen Jäger) traf hier auf das Erbe seiner Vorgänger. Und an sie soll symbolisch auch dieses Buch erinnern.

Wenn heutzutage die Bewohner von Pressburg zur Arbeit eilen, umweht vielleicht derselbe Wind ihr Gesicht, der auch einst die Schicksale der Leute durch die Thebener Pforte verwehte, die hier gelebt oder den Ort durchgequert haben. Ihre Knochen zerfielen zu Staub, um Basis für neues Leben zu bilden. Viele liebten und wurden geliebt. Viele töteten und wurden getötet. Viele jagten den Gütern nach, wie einst zum Beispiel einem Bronzedolch – viele lebten aber in Armut. Von den ältesten Schicksalen unserer Vorfahren sind nur Fragmente geblieben. Eine sanfte Erhebung im Terrain verrät dem kundigen Auge eines Archäologen, dass an der Stelle einst ein Wall namenlose Krieger und ihre Familien vor Gefahren schützte. Irgendwo in den Gemäuern der ältesten Häuser der Stadt, an denen wir täglich vorbeigehen, sind noch die kühlen Morgen eingeschrieben, an denen die armselig bekleideten Hirten mit Gänsehaut das Vieh versammelt haben, um es hinter die Stadtmauern zu treiben. Dieselben Mauern erinnern sich vielleicht an die warmen Sommerabende, und das Hufgeklapper der Händlerwagen, die vor den Gefahren der Finsternis in der Stadt Schutz suchten. Die Schicksale unserer Vorfahren stecken auch in den Steinäxten der ersten neolithischen Bauern aus Mühltal (Mlynská dolina), oder in den keltischen Münzen, die vor den angreifenden Daken gut versteckt wurden. Es ist die Aufgabe der Historiker, Archäologen, Kunsthistoriker und anderer Autoren der Geschichte von Pressburg, anhand der bronzenen Dolche, der mittelalterlichen Mauern ebenso wie anhand der schriftlichen und bildlichen Quellen zumindest einen Teil der Geschichten, die ihnen eingeschrieben stehen, unseren Zeitgenossen zu erzählen…

Bratislava / Pressburg, 10. Dezember 2011