GESCHICHTE VON PRESSBURG 1

BREZALAUSPURC – am Kreuzweg der Kulturen - Von den Anfängen bis zur Wende des 12. und 13. Jahrhunderts

Herausgeber: Juraj Šedivý und Tatiana Štefanovičová
Pressburg/Bratislava 2012

Der erste Band besteht aus vier Teilen: im ersten wird die geologische Entwicklung der Landschaft und die späteren Eingriffe des Menschen in die Natur skizziert. Nur zehn Tausend Jahre trennen uns von der intakten Natur ohne markantere menschliche Eingriffe. Die extensiv wirtschaftenden neolitischen Bauern rodeten die mehr ausgedehnten Lichtungen, aber erst die intensivere keltische Besiedlung begann die (meist Eichen-)Wälder in der Umgebung von oppidum zu reduzieren. Was unter den Kelten und Römern gerodet wurde, wuchs während der Völkerwanderungszeit wieder ein. Erst seit dem 13. wurde die Natur zu einer kultivierten Landschaft mit Feldern und Garten definitiv umgewandelt, von der das Grüne allmählich schwand.

Im zweiten Teil bietet das Buch ein Bild von der Entwicklung der Siedlung auf dem Territorium der heutigen Stadt vom Paläolithikum bis zum Frühmittelalter im Lichte der archäologischen Funde wie auch der ersten schriftlichen Quellen. Von den paläolithischen und mesolithischen Jägern sind uns nur die steinernen Werkzeuge erhalten geblieben. Aus dem Neolithikum sind auf dem Territorium von Pressburg Reste der ersten Siedlungen belegt. In Funden aus der Bronze- und Hallstattzeit spiegelt sich schon eine soziale Differenzierung der Bewohner wider und einige Höhensiedlungen waren vielleicht Zentren umfangreicherer Territorien. Die Lebensqualität der Leute änderte sich erst im späten Latèn, als auf dem Burghügel ein bedeutendes keltisches oppidum entstand. Nach dem Rückzug der römischen Legionen aus der Umgebung von Pressburg wurde sie zum dünnbevölkerten Raum, wo sich die Interessen von Langobarden, Slawen und Awaren kreuzten. Nach dem Zerfall des Awarischen Kaganats wurden Bedingungen für die Entstehung von standarden frühmittelalterlichen politischen Gebilden, wie das (Groß)mährische Reich, geschafft. Zu ihren bedeutenden Burgwällen gehörte auch die, die auf dem Pressburger Burghügel, wo auch eine dreischiffige Basilika gebaut wurde. Das „dunkle“ (d. h. quellenarme) 10. Jh. begann mit der ersten schriftlichen Nennung von Pressburg, als der Ort zum Jahre 907 in Form von Brezalauspurc (die Burg von Breslav) erwähnt wurde. In der ersten Hälfte des 11. Jhs. wurde Breslava bzw. Preslava zum Sitz einer der ungarländischen Gespanschaften (comitatus) und zur wichtigen Grenzpforte des Königreichs. Die vorurbane Entwicklung eines an der Grenze gelegenen Suburbiums, das die Quellen meist in Form von Posonium oder Pressburg nennen, endet im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts, als sich die Bedingungen für eine Transformation eines Suburbiums zu einer mittelalterlichen Standardstadt gebildet haben.

Im dritten Teil widmen sich die Autoren in einzelnen Kapiteln den ältesten Benennungen des Ortes, der materiellen Kultur (z. B. den die Beziehungen zu anderen Regionen implizierenden Importen, der Wohnkultur, den Fortifikationen usw.) aber auch den geistigen Phänomenen wie die Kultvorstellungen oder Bestattungsart. Ein wichtiges Kapitel über das Nachleben (Rezeption der ältesten Geschichte in neuerer Zeit) präsentiert, wie die Ereignisse aus der ältesten Geschichte innerhalb von letzten zwei bis drei Jahrhunderten nach den gesellschaftlichen und politischen Aufträgen verschieden interpretiert wurden. Im letzten Teil wird die ältere Geschichtsforschung zur vorurbanen Entwicklung von Pressburg zusammengefasst.