Zusammenfassung

VORWORT
Milan Ftáčnik
Oberbürgermeister von Bratislava (Pressburg)

Bratislava – auf Deutsch Pressburg – die Hauptstadt der Slowakischen Republik, nimmt in unserem Land eine außerordentliche Position ein. Trotz der besonderen geographischen Lage am äußersten Rand des Staates kommt der Stadt die zentrale Rolle in der Gesellschaft und Politik zu. Bereits die Natur determinierte die Lage des Ortes, um strategisch und wichtig zu werden. Die einst unregulierte Donau bildete westlich und südöstlich des Ortes ein unüberschaubares Netz von Flussarmen. Aber gerade an der Stelle der künftigen Stadt Pressburg konnte man den Strom überqueren; deswegen wurde der Ort zum wichtigen Transitpunkt. Dieses Naturunikum verschwand nach der Regulierung der Donau. Der zweite wichtige Punkt, der das Schicksal des Ortes vorbestimmte, wird jedem, der auf den Burghügel aufsteigt und sich umsieht, klar. Derjenige, der einst den Burghügel in seine Gewalt brachte, konnte dank der weiten Aussicht den ganzen Donautransit kontrollieren. Man kann also sagen, dass bereits die Natur den Ort zur „großartigen Zukunft" vorbestimmte.
Pressburg gehört auch zu den slowakischen Städten mit relativ früher Selbstverwaltung. Die Bürger bekamen bereits im Jahr 1291 das Recht, sich ihren eigenen Richter sowie Geschworene zu wählen. Die Wurzel der Selbstverwaltung kann man jedoch vielleicht in ersten Siedlungen, die auf dem Gebiet Bratislavas (Pressburgs) während des Neolithikums oder der Bronzezeit entstanden sind, suchen. Bereits damals war es notwendig die Fähigsten zu wählen, damit diese die Aktivitäten der Bewohner koordinierten und deren Sicherheit und Wohlstand gewährten. Dieses Ziel sollte auch die heutige Selbstverwaltung im Sinn haben.
Zum Stolz und Identität jeder Gemeinschaft – auch unsriger städtischen – gehört die Kenntnis der Vergangenheit, das Engagement in der Gegenwart und das Denken an die Zukunft. In der Bemühung um die Erkenntnis der Geschichte unserer Stadt entschied sich die städtische Selbstverwaltung bereits im Jahr 2009 ein Projekt der fünfbändigen Geschichte Pressburgs zu unterstützen. Der Autor der Konzeption, die Herausgeber der Bände wie auch die einzelnen Autoren gehören zu renommierten Fachleuten, die den Lesern ein in diesem Umfang bisher nie dagewesenes wissenschaftliches Bild der Entwicklung des städtischen Territoriums und seiner Bewohner von der Vorgeschichte bis in die heutige Zeit anbieten.
Die wissenschaftlichen Texte sind nicht leicht zu lesen. Andererseits befreien sie uns von klassischen Lehrbuchdogmen und Stereotypen. In diesem Buch belegten die Archäologen in vielen Fällen eine Siedlungskontinuität auf dem Territorium der Stadt. Die neuen Siedler kamen nicht nur mit dem Schwert. Zur Vermischung mit den Einheimischen kam es nicht nur in Zeiten der vorgeschichtlichen Kulturen, nicht nur im 10. Jh. beim Treffen der Slawen und Magyaren oder im 12. bzw. 13. Jh. bei der massiven Besiedlung dieses Raumes durch deutschsprachige Siedler. Die Erkenntnisse der Archäologen und Historiker könnten nahe legen, dass diejenigen, die im Raum der Stadt heimisch werden wollten, letztendlich das friedliche Beisammen den gegenseitigen Kämpfen vorziehen mussten. Das Leben fand sich immer einen Weg, damit die Koexistenz den Hass – ob nachbarschaftlichen, sozialen oder ethnischen – besiegte. Möge auch diese Synthese der Geschichte von Bratislava (Pressburg) für uns eine Lehre sein...

Bratislava / Pressburg, am 24. April 2012

Das Königreich der Natur und die Siedlungsstätten des Menschen
Das Landschaftsrelief und die belebte Natur im Bereich des heutigen Pressburg (Bratislava) bis zum ausgehenden 12. Jh.
Peter Holec

Die ältesten Gesteine aus der Stadtgegend sind kristalline Schiefer, welche durch Regionalmetamorphose während der variskischen Orogenese entstanden sind. Sie entstammen dem Altpaläozoikum und entsprechend den neuesten palynologischen Forschungen entspricht ihr Alter dem Unter- bis Mitteldevon. Zusammenhängendere Bereiche freigelegter Gebiete gibt es im Nordostteil der Stadt, in der Gegend von Dúbravka. Der Rücken des Glavica (Dúbravská hlavica, 357 m. ü.d.M.) wird von Chlorit-Aktinolith-Schiefern und Amphiboliten gebildet, welche aus basischen Eruptivgesteinen entstanden sind. Südwärts davon, in Einschnitten der Straße über dem Fußballspielfeld in Dúbravka finden sich biotitische Paragneise und staurolithische Glimmerschiefer. Niedriggradige metamorphe Gesteine – Phyllite – welche durch eine metamorphe Überprägung aus Ablagerungsgesteinen hervorgegangen sind, finden sich am Osttor der Burg in Theben (Devín). All diese Gesteine stellen einen Mantel dar, in welchen das Magma des Pressburger Gra-nitfelsens hineingeflossen ist. Sie wurden bereits vor dessen Aushärtung überprägt, allerdings hat das langsam abkühlende Magma im Kontaktbereich den Grad ihrer Überprägung erhöht und stellenweise bildeten sich gemischte Gesteine – Migmatite.
In der Karbonzeit gelangten die Meeresablagerungsgesteine unter der Einwirkung der variskischen Gebirgsbildung in größere Tiefe, wo sie höheren Temperaturen und Drücken ausgesetzt wurden. Auf diesem Weg überprägten sich die Gesteine – sie wurden metamorphosiert. Aus den Sanden und Lehmen sind Quarzphyllite und Phyllitschiefer entstanden (heutzutage bei Mariental / Mariánka bzw. Theben / Devín), aus basaltischen Chlorit-Aktinolith-Schiefern. Die Gebirgsbildung hatte ebenso verursacht, dass das granitische Magma von unterhalb der Erdkruste aufstieg und es auf Granit kristallisierte, genauer gesagt auf Granit bis Granodiorit. In dessen Ritzen entstanden feinkörnige Ganggesteine (Aplite) und grobkörnige Pegmatite. Man findet sie auf dem Bratislavaer Burgfelsen sowie am Berg Gamsberg (Kamzík; 433 m. ü.d.M.). Die Hitze des Granitmagmas hat verursacht, dass sich die Phyllite zu Gneisen überprägt haben, so beispielsweise bei Lamač (deutsch Blumenau), und die Chlorit-Aktinolith-Schiefer zu Amphiboliten. Der Granitfelsen bildet die Südwestfortsetzung von Devínska kobyla (deutsch Thebener Kogel). Es dominieren darin Zweiglimmergranite, weniger kommt der Biotitgranodiorit vor. Die Granitoidgesteine sind von Adern grobkörniger Pegmatite durchdrungen, seltener auch von Adern feinkörniger, weißer Aplite. Das Alter dieser Granite wurde anhand der Kalium-Argon-Methode auf 334 Millionen Jahre und anhand der Rubidium-Strontium-Methode auf 316 Millionen Jahre festgelegt – es handelt sich also um das Oberkarbonalter. Der Granit (genauer: Granit bis Granodiorit) ist in den Tiefen bei Ausklang der variskischen Orogenese erstarrt.
Nach der Auffaltung (Orogenese) ist ein Zeitalter der Ruhe eingetreten. Der variskische Gebirgszug wurde durch Verwitterung, Wind- und Flusserosion abgetragen In der Permzeit wurden auf dem Festland durch die Wirkung von Flüssen und Seen Kiese abgelagert, die sich zu Psephiten verfestigten – unter der Thebener Burg. Die Ablagerungen des Oberperms entstanden bereits im Kontinentalmilieu – insbesondere in Binnengewässern.
Das Erdmittelalter ist charakterisiert durch die Entwicklung der Kriechtiere, doch in diesem Äon haben sich auch erste Säugetiere und Vögel entwickelt. Die Pflanzenwelt des Oberperms, der Trias, des Juras und der Unterkreide wird durch nacktsamige Pflanzen charakterisiert. Etwa in der Mitte der Kreidezeit – in Europa – überwogen bedecktsamige Pflanzen, Vorzeichen der aufkommenden modernen Flora. Die Trias und der Jura bedeuten für den europäischen Kontinentalbereich eine Epoche relativer Ruhe und geringerer vulkanischer Aktivität.
Auf dem verwitterten variskischen Gebirgszug (kristalline Schiefer und Granite), welcher die Form beinahe einer Ebene hatte, befindet sich eine Serie mesozoischer, erdmittelalterlicher Formationen – die Serie der mitteltriadischen Hülle der Kleinkarpaten, die während der Obertrias weitgehend erodiert wurde.
Bereits vor dem Beginn der Mitteltrias (240 – 230 Mill. Jahre) wurde die ganze Region um das heutige Bratislava von einem Meer überschwemmt (in dieser Region geht es um die erste offensichtliche Transgression). Freigelegt sind die Ablagerungen dieses Meerses an den Südwesthängen des Thebener Kogels (Devínska kobyla), die zum Zusammenfluss von Donau und March hinabführen, am nächsten zum Stadtteil Theben (Devín). Sie stellen eine Reihe grobgebankter Schlammdolomite und vereinzelt dunkler Kalksteine dar. Vereinzelt wurden Dolomitbänke mit der fossilen Grünalge der Gattung Physoporella aufgefunden, anhand welcher das Alter bestimmt wurde: die untere Mitteltrias (Anisium). In die Mitteltrias gehört auch ein Teil der Kalkdolomitgesteine in den Steinbrüchen an den Nordhängen des Thebener Kogels (Devínska kobyla); angesichts des Mangels an Versteinerungen kann man sie von Kalksteinen des Unterjuras jedoch nicht verlässlich unterscheiden.
Dunkle Kalksteine und Karbonatbrekzien des Unterjuras lassen sich von den vorherigen Gesteinen vornehmlich anhand des Vorkommens der Belemniten-Skelette der Gattung Passaloteuthis unterscheiden. Graue Platten- und Bankkalksteine mit Hornfelsen aus dem Mittel- und Oberjura (Brauner Jura, vormals Dogger genannt, und Weißer Jura, Malm: 180 – 145 Mill. Jahre) beinhalten fossile planktonische Einzeller: Strahlentierchen (Radiolarien) und im höheren Bereich auch Calpionellen. Die Siliciumdioxid-Exoskelette der Strahlentierchen (Radiolarien) lieferten Kieselsäure für die Bildung von Hornfels-Konkretionen, die kleine Linsen ausmachen oder stark langgezogen in der Ebene der Schichtung sind. Die Anwesenheit der ausschließlich planktonischen Formen zeugt von ziemlich großer Tiefe des Jurameeres. Die Ablagerungen dieser Formation sind im aufgelassenen Steinbruch unterhalb der Sandkuhle Sandberg in der Nähe von Devínska Nová Ves (deutsch Theben-Neudorf) freigelegt.
Der geologische Aufbau der Gegend um Pressburg ist kompliziert. Nicht nur, dass auf den aufgefalteten paläozoischen Gesteinen im Erdmittelalter Quarzite, Dolomite und Kalksteine sedimentierten, sondern diese wurden in der Kreidezeit auch aufgefaltet. Dies verursachte das Aufbrechen von Graniten. Darüber hinaus rückte die Überschiebungsdecke auf die aufgefalteten, erdmittelalterlichen und erdaltertümlichen Gesteine. Ihre Reste befinden sich an den Westhängen der Kleinkarpaten bei Marianka (deutsch Mariatal) und Borinka (deutsch Ballenstein). In dieser Überschiebungsdecke gibt es noch weitere erdmittelalterliche Gesteine als die oben erwähnten, welche im tieferen Meer entstanden sind. In Marianka wurden die sog. mariatalschen dunklen erdmittelalterlichen Schiefer (aus dem Unterjura – Toarcium) gefördert und zu Dachschiefern oder für Unterrichtszwecke zu Schiefertafeln verarbeitet. Sie wurden europaweit exportiert, sogar nach Südamerika. Erdmittelalterliche Schichten (insbesondere Quarzite sowie Quarzsandsteine und Psephite) bilden Anhöhen im Thebener Abschnitt der Kleinkarpaten.
Das Paläogen in der Erdneuzeit hat außer mit Klimawandlungen auch mit deutlichen Bewegungen der Erdkruste begonnen. In einigen Regionen kam es zum Absinken des Festlandes und das Meer drang in den Bereich des heutigen West- und Mitteleuropa vor. In der Region um Pressburg nimmt man im Paläogen ein niedriges Festland an. Daraus ging im Miozänaus Auffaltungen der Karpatenrücken hervor; eindringendes Meer hat vom Süden her die tiefer gelegenen Becken an dessen Rändern überschwemmt. Vom Bestehen des Meeres in der Gegend um Pressburg zeugen Ablagerungen an der Meeresküste im Bereich der Thebener (auch Pressburger oder Ungarische Pforte genannt), der Blumenauer Verwerfung (Lamačský zlom) wie auch auf den beiden großen Tiefebenen (Wiener Becken und Donautiefland). Sie bilden Schichten von Kiesen, Sandsteinen, Sanden, Psephiten usw. – einige sind reich an Fossilien von Meereslebewesen.
Im sog. Tertiär, also im Paläogen und Neogen, sind in der breiteren Umgegend von Pressburg zwei Haupttypen an Landschaften anzunehmen: einerseits ein Meer und andererseits tropische Urwälder am Festlandufer. „Unser" Paläogen-Neogen-Meer Paratethys beherrschten Haie, Knochenfische, Seekühe, sogar auch Wale und Seehunde. Von Seehunden wurden die Gattungen Pristiphoca (am Standort Sandberg und in Waits Steinbruch) und Devinophoca entdeckt (Devinophoca claytoni wurde am Standort Bonanza bei dem aufgelassenen Steinbruch der ehemaligen Stockerauer Kalkfabrik (Štokeravská vápenka) gefunden.
Unter den niederen Organismen verbreiteten sich: Foraminiferen, Radiolarien und Kieselschwämme, von letzteren kamen in der Karpatenregion insbesondere die Nadelformen vor. Üblich waren Korallen und cheilostomate Moostierchen, gebunden an Riffsysteme. Fortgesetzt hat sich die Entwicklung von Muscheln (Bivalvia) und Schnecken (Gastropoda), wohingegen die Kopffüßer (Cephalopoda) im Rückgang waren. Im Neogen lebten in diesen Regionen noch Gattungen Athuria und Nautilus, etwas zahlreicher waren Echte Tintenfische (Sepia). Ihre Überreste wurden in Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) in der Tongrube der dortigen Ziegelei aufgefunden. Bei den Gliederfüßern treten vornehmlich Krustentiere (Crustacea) auf: Zehnfußkrebse (Decapoda) und Muschelkrebse (Ostracoda). Weiterhin häufig sind Seeigel (Echinoidea). Funde sind uns auch in allen Ordnungen der rezenten Lurche bekannt. In Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves), im Steinbruch der ehemaligen Stockerauer Kalkfabrik (Štokeravská vápenka), wurden Schwanzlurche (Bergmannia, Salamandra, Triturus u.a.) und Froschlurche (Eopelobates, Hyla, Neusibatrachus, Bufo) gefunden. Seltener sind Kriechtiere, so Krokodile (Gattung Gavialosuchus) und Schildkröten (Gattung Trionyx), nachgewiesen. Ihre Überreste wurden auf dem Sandberg entdeckt. Im Küstenstreifen der tertiären Urwälder (heute die höherliegenden Teile der Karpaten) kamen Vertreter der tropischen und subtropischen Flora vor, so Palmen (Sabal, Phoenicites), Zwergpalme (Chamaerops), jedoch auch die Gattungen Feige (Ficus), Magnolie (Magnolia), Lorbeere (Laurus) sowie Zimtbaum (Cinnamomum). In feuchten Gegenden und Tümpeln wuchsen Sumpfzypressen (Taxodium) und an trockeneren Orten riesige Mammutbäume (Sequoideae). Am Anfang der Erdneuzeit (Tertiär) entwickelten sich auch alle Hauptgruppen der Blütenpflanzen, inklusive der „Ur-Gräser". Mit dem Temperaturrückgang und der Entfeuchtung des Klimas begannen zu Ende des Tertiärs die Palmen und weitere wärmeliebende Pflanzen südwärts zurückzuweichen. Das kühlere Klima des Obermiozäns unterstützte die Verbreitung der laubwerfenden Laubbäume wie Birken, Hainbuchen, Eichen etc. Schließlich, infolge der Abkühlung im ausgehenden Tertiär, minderte sich die Fläche üppiger Wälder, die allmählich durch eine weitreichende, offene Grassavanne ersetzt wurden.
Auf dem Festland verbreiteten sich dank der Enwicklung der Blütenpflanzen die Insekten massiv, welche den Vögeln als Nahrung gedient haben. Am Anfang des Tertiärs lebten in diesen Regionen ebenso viele heutzutage schon ausgestorbene Landsäugetiere. Davon sind vor allem zwei Gruppen wichtig: pflanzenfressende Stammhuftiere (Condylarthra) und fleischfressende Urraubtiere (Creodonta, veraltet auch Hyaenodonta). Von den Insektenfressern (Eulipotyphla) lebten in den tertiären Urwäldern Paleoerinaceus, Heterosorex, Sorex (Rotzahnspitzmäuse), Talpa (Eurasische Maulwürfe) und weitere. Verbreitung erfuhren ebenso Fledermäuse: Breitflügelfledermäuse (Eptesicus, veraltet auch Pareptesicus), Langflügelfledermäuse (Miniopterus) und unter den Hufeisennasen (Rhinolophidae) die Gattung Rhinolophus u. dgl. Von den Fleischfressern kamen in diesen Regionen Aelurictis, Amphicyon, Hemicyon, Pseudarctos und Ailurus (Kleiner Panda) vor. Nachgewiesen sind Überreste von Nagetieren: Sciurus (Eichhörnchen), Keramidomys, Mioglis, Cricetodon und andere, sowie auch der Unpaarhufer – insbesondere aus der Familie Equidae (Merychippus, Hypohippus – aus dem Mittelmiozän, Hipparion – aus dem Obermiozän bis Pliozän, und ebenso Pliohippus im Pliozän – der Vorfahre des heutigen Pferdes). Zu den Unpaarhufern gehörte auch eine ausgestorbene son-derbare Familie Chalicotherien (Chalicotheriidae). Vorderhufe wurden bei ihnen zu starken Klauen entwickelt. Überreste von etwa 60 Individuen wurden auch im Umland von Pressburg im Steinbruch der ehemaligen Stockerauer Kalkfabrik (Štokeravská vápenka) aufgefunden. Zu den Nashörnern gehörte auch die ausgestorbene Gattung Aceratherium ohne Horn sowie die hornlose Gattung Brachypotherium, von welcher Reste auf dem Glavica (Dúbravská hlavica) gefunden wurden. Funde der tertiären Primaten sind rar, jedoch auch diese sind im Umland von Bratislava nachgewiesen. Am Standort der ehemaligen Stockerauer Kalkfabrik (Štokeravská vápenka) wurden Überreste von Pliopithecus vindobonensis und am Standort Sandberg Zähne der den bekannten Gattungen Dryopithecus und Sivapithecus nahestehenden Art Griphopithecus suessi (früher als Dryopithecus darwini oder Sivapithecus darwini bezeichnet) gefunden. Diese Gattungen waren Vorfahren der Menschenaffen (Schimpanse, Gorilla). Der miozäne Australopithecus wird längst für den Vorfahren der Hominiden gehalten, seine Überreste wurden bislang in Europa jedoch nicht entdeckt, desgleichen gibt es keine Belege für das Vorkommen der ältesten Vertreter der Gattung Homo, welche vor etwa 3 Millionen Jahren auf dem afrikanischen Kontinent auftauchten.
Am Beginn des Obertertiärs befand sich die Gegend des Thebener Kogels schließlich oberhalb des Meeresspiegels. Durch Erosion abgetragene terrestrische Sedimente sind ausschließlich in Ritzen und Höhlungen des Liegendkalksteins erhalten geblieben. Auf diese Weise wurde die Tonausfüllung des Steinbruchs der ehemaligen Stockerauer Kalkfabrik (Štokeravská vápenka) aus dem Unter- und Mittelmiozän (Oberkarpatium/Oberburdigalium bis Unterbadenium/Langhium, vor etwa 15 – 17 Mill. Jahren) gefunden. Sie enthielt eine Menge Knochen etlicher Wirbeltiere, welche auf dieser Grundlage insbesondere Helmut Zapfe (1913-1996) zwischen den Jahren 1949 und 1983 beschrieben hat. Über den terrestrischen Tonen befindet sich in diesen Spalten das Seesandsediment der Meerestransgression des Oberbadeniums.
Das Unterbadenium wird vertreten durch klastische Sedimente aus Granitoiden und klastische Gesteine der Kleinkarpaten. Nachgewiesen wurden auch Lagerungen von Sandsteinen und Kiesen. Überwiegend aus grobem Material – aus den Kleinkarpaten-Granitoiden – bestehen auch die Sedimente des Mittelbadeniums. Die oberbadenische Meerestransgression erreichte die Hänge des Thebener Kogels, dessen Gipfel in dieser Zeit wie eine Insel oder Halbinsel über dem Meeresspiegel herausragte. Anhand von Pollenkörnern wurde nachgewiesen, dass in der Gegend von Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) ein gemischter, mesophytischer Wald wuchs. Das Badenium endete vor etwa 12,7 Mill. Jahren, wonach die sarmatische Stufe (Sarmatium – entspricht der internationalen chronostratigraphischen Stufe Oberserravallium) begann, für welche das Aussüßen des ursprünglich maritimen Paratethys-Bereichs und der Rückzug des brakischen Meeres bezeichnend sind.
Von 11,6 Mill. bis etwa 7,25 Mill. Jahre herrschte das Pannonium (es wird heute mit der internationa-len chronostratigraphischen Stufe des Tortoniums korreliert): Ein ziemlich warmer Zeitabschnitt, in dem die Reste des sarmatischen Meeres sich zu großen, isolierten Seen verwandelten, welche dank den Zuflüssen allmählich aussüßten. Am Ende des Tertiärs wurden diese Seen stufenweise immer kleiner und sie wurden zu Durchströmungsseen: Die in Entstehung begriffene Donau verschlämmte sie allmählich mit Geröllen, runden Kieseln und Sanden, also dem aus den Alpen angeschwemmten Material. Ein Relikt solch eines Sees, der allmählich durch Anschwemmungen verschlämmt wurde, ist auch die Große Schüttinsel (Žitný ostrov).
Für die Zeit des Quartärs war der Wechsel von kühleren Perioden (Glazialen – Kaltzeiten) und wärmeren Perioden (Interglazialen – Warmzeiten bzw. Zwischeneiszeiten) charakteristisch. Innerhalb von Glazialen gab es Temperaturschwankungen mit etwas wärmeren und wieder kälteren Phasen (Stadialen – Eisvorstoßphasen und Interstadialen – Eisrückzugsphasen) bzw. kleine Schwankungen in beide Richtungen (Oszillationen). Die Klimaschwankungen (Wandel von Temperatur und Feuchtigkeit) waren ein Faktor, von dem nicht nur die Vereisung und die Meeresspiegelschwankungen,,die Abtragung die Ablagerung und die Bodenbildungsprozesse in Abhängigkeit standen – sondern auch die Migration von Flora und Fauna.
Die Vereisungen haben bedeutende Spuren auf dem Landschaftsrelief hinterlassen. Obwohl die orogenetischen Hauptprozesse, die Bildung von Flussnetzen und Meeresräumen bereits im Terziär vonstatten gingen, kam es erst im Quartär zur Ausbildung des heutigen Landschaftsreliefs. Das Quartär ist vertreten mit proluvialen, fluviatilen und fluviolimnischen Sedimenten, weiter mit äolischen Sanden, mit Lösssedimenten, Organogen- sowie anthropogenen Sedimenten. Die meistverbreiteten, überlagernden Sedimente sind Hangschuttmassen. Sie umfassen den größten Teil des Bereichs des Thebener Kogels sowie der Kleinkarpaten, ihre Mächtigkeit ist zumeist jedoch gering, gewöhnlich ein paar Dezimeter. An den Hängen des Thebener Kogels (West-, Nord- und Osthänge) kommt auch Löss vor, der hier insbesondere während des letzten Glazials (Vistulan– eigentlich Weichselium, Weichsel-Kaltzeit) angeweht wurde. Proluviale Sedimente (das unvollkommen aussortierte Material, eingetragen durch gelegentliche Ströme an Berghängen) sind vor allem an Hangfüßen der Kleinkarpaten entlang den Kontaktlinien mit Flachländern erhalten geblieben.
Insgesamt können fünf Generationen von Kogeln erfasst werden. Sehr verbreitet sind fluviale Sedimente (Flussablagerungen), weniger fluviolimnische Sedimente (Fluss- und Seeablagerungen). Fluviale Sedimente (vor allem in der Thebener Pforte) bilden das System mehrerer Flussterrassenstufen aus. Ebenso kleiden sie Flussauen (niedere Terrassen) der March, der Donau und der Bäche in den Kleinkarpaten aus, so wie sie mit ungleichmäßiger Mächtigkeit (15-40 m) einen Teil der Pannonischen Tiefebene ausmachen. Die Flussterrassen sind mächtige, weitreichende und flächige Ansammlungen von Kiessandmaterial, in welchem nur wenige Einlagerungen anderer Zusammensetzung zur Geltung kommen. Anhand der in den Terrassen erhalten gebliebenen und aus der Nahgegend des Flusses stammenden Weichtiere lässt sich befinden, dass die Gegend zur Zeit der Ablagerung von Kiessanden unbewaldet war. Dies zeugt vom glazialen Ursprung der Terrassen.
Während der kühleren Temperaturauslenkungen – den Glazialen – rückten in diese Region nordländische Tiere und Pflanzen. Der Berggletscher aus den Alpen reichte nicht bis in diese Region, jedoch auch in der Gegend des heutigen Bratislava gab es nahezu tundraartige Bedingungen ohne Baumvegetation. Empfindlichere Pflanzen- und Tierarten, die davor auf diesem Gebiet gelebt hatten, wichen nun in den Süden zurück oder starben aus. In den Warmzeiten zog sich der Gletscher in den Norden zurück und auch die tundraartige Pflanzenwelt sowie die kälteliebende Fauna migrierte etwas nordwärts sowie in höhere Lagen. Dort sind sie restweise bis heute erhalten geblieben (Alpen, Tatra).
Die Pflanzenwelt des Quartärs bildeten schon heutige Pflanzen, welche sich allerdings mit der Abkühlung bzw. Erwärmung südwärts, südostwärts und südwestwärts bzw. nordwärts, nordostwärts oder nordwestwärts verschoben. Bereits bei der Abkühlung am Ende des Tertiärs wurde die subtropische und die zum Teil tropische tertiäre Pflanzenwelt allmählich durch Pflanzenwelt gemäßigter Zonen ersetzt. Vom Norden her gelangten arktotertiäre Pflanzen in solche Gebiete. Sie zeichneten sich durch eine große Menge an Nadelbäumen (Conifera) aus; die Laubbäume waren Falllaubholzgewächse und die Flächen waren reich an Kräutern. In den höheren Lagen der Karpaten entstand eine Bergflora, welche aus den Tiefländern dorthin gelangte und den roheren Bedingungen genügte. Gleichzeitig breitete sich in Osteuropa im Zusammenhang mit Klimawandeln die Steppenpflanzenwelt aus, die dort von Mittelasien her vordrang. Von der Abkühlung des Klimas zeugt auch die Präsenz der Pollen neuer Pflanzen wie Weiden (Salix), Birken (Betula), Erlen (Alnus), Kiefern (Pinus) u.a.
Die Erwärmung verursachte den Rückzug des Gletschers gen Norden, wodurch es zu bedeutsamen Veränderungen in der Zusammensetzung der Pflanzendecke kam. Auf dem vorher mit Eis und Schnee bedeckten Boden setzte nunmehr allmählich die primäre Kolonisationsvegetation (Flechten und Laubmoose) ein. Die sich allmählich anhäufende Erde und organische Masse ermöglichten schrittweise den Durchbruch auch anderer Arten (niedrige Strauchgehölze und Bäume wie Wacholder, Zwergweiden und -birken, Seggen, Zypergräser und Steinbrech). An den geschützten Orten war der Wald in Ausbreitung begriffen, zunächst als Birken-, gefolgt vom Kiefer- und schließlich ein Eichenwald.
Die Fauna des älteren Pleistozäns (Biber bis Günz bzw. Mindel) kennzeichnet sich durch einen hohen Anteil ausgestorbener Gattungen und Arten, die ihren Ursprung im Tertiär hatten. Hierzu gehörten beispielsweise die letzten Mastodonten. Sie wurden durch echte Elefanten (Elephantidae) der Gattung Archidiskodon (in der neuen Systematik: Mammuthus) ersetzt. Im Altpleistozän tauchte der Europäische Waldelefant bzw. Eurasische Altelefant (Elephas antiquus bzw. Palaeoloxodon antiquus), auf, der auch in weiteren Zeiträumen des Pleistozäns lebte, jedoch in dieser Region lediglich in den warmen Zwischenperioden. Im Altpleistozän schwinden langsam die Hipparionen, welche durch moderne Pferde der Gattung Equus ersetzt wurden. Zu den großen Säugetieren gehörten auch Bären, in Westeuropa lebten in warmen Zeitabschnitten sogar Flusspferde. Im ausgehenden Altpleistozän bekam die Fauna einen moderneren Charakter. Die Tierwelt im Mittelpleistozän (Elster-Kaltzeit, Holstein-Warmzeit bis Saale-Kaltzeit) wird durch ihren bedeutsamsten Vertreter als Mammutfauna bezeichnet. Für die Kaltzeiten wird auch in diesen Regionen tundraartige Umwelt angenommen, in der Mammute, Riesenhirsche (Megaloceros), Wildschweine, Vielfraße, Hyänen, Füchse sowie Kaninchen vorkamen. Im ausgehenden Mittelpleistozän tauchte hierorts Murmeltier, Polarfuchs, Höhlenbär, Ren, Elch, Hirsch, Saiga, Steinbock und Wollnashorn auf.
Das Jungpleistozän (die Eem-Warmzeit, im Alpenraum auch Riß-Würm-Interglazial benannt, die letz-te Warmzeit vor der heutigen, dem Holozän, und das Weichselium, die Weichsel-Kaltzeit) begann vor etwa 126 000 Jahren, und die Weichsel-Kaltzeit erreichte ihren Gipfel erst vor etwa 23 000 Jahren (die Weichsel-Kaltzeit begann vor etwa 115 000 Jahren und endete vor 11 700 Jahren, mit ihr endet das Pleistozän und beginnt das Holozän). In den Kontinental- und Berggletschern war zu jener Zeit eine so große Wassermenge gebunden, dass der Meeresspiegel um nahezu 200 m sank; die Böden der Schelfmeere waren bloßgelegt. Nach der Hochvereisung begann die Temperatur an zu schwanken und diese Schlussperiode der Weichsel-Kaltzeit wird als Spätglazial und innerhalb dessen die Dryaszeiten (1-3) benannt. In der Ältesten Dryaszeit, das heißt, vor etwa 14 000 bis 13 700 Jahren, stand das Klima Europas immer noch unter dem starken Einfluss des sich zurückziehenden Kontinentalgletschers und war erneut geprägt von einer deutlichen Abkühlung. Das Klima dieser Region hatte einen subarktischen Charakter, die Jahresdurchschnittstemperatur in Tiefländern lag bei etwa -1°C.
Die Flora im Quartär entwickelte sich in der Gegend von Pressburg etwas anders als in den nördlicheren Teilen der heutigen Slowakei, und ihre Entwicklung stand im Zusammenhang mit der Entwicklung im Donau- und Marchtiefland (slow. Záhorie, deutsch Windische Marchauen). Diese standen unter dem Einfluss der Großen Ungarischen Tiefebene (Nagy-Alföld). Jene Gebiete waren vermutlich auch bewaldet, als der Gletscher die südlichste Ausdehnung hatte.
Vor 14 000 Jahren begannen die Gletscher in Europa, sich zurückzuziehen. Im Zeitraum des Spätglazials sind mehrere Arten, so das Mammut, Wollnashorn, Höhlenlöwe, Höhlenhyäne und andere ausgestorben. Überlebt haben Pferde, Ure (Auerochsen), Rene, Wildschweine und Schalenwild, von den Raubtieren (Carnivora) beispielsweise Bären und Wölfe. Etliche kälteliebende Säugetiere (Ren, Lemming, einige Arten von Feldmäusen, Schneehase u.dgl.) migrierten nach Norden oder in höhere Lagen. Das Klima des ganzen Spätglazials war immer noch kalt. Für die Kaltzeiten sind in niederen Lagen kühle Steppen mit Tundra-Charakter und an den geschützten, relativ wärmeren Orten dünne, taigaartige Kiefern-Birken-Wälder anzunehmen.
In den wärmeren Zeiträumen hat sich die Waldfläche vergrößert, es tauchten einige wärmeliebende Holzgewächse auf. Am Ende der Ältesten Dryaszeit (Dryas 1) erfolgte eine kurze wärmere Ausschwenkung namens Bölling (Bölling-Interstadial, vor ungefähr 12 700 bis 12 000). Die Jahresdurchschnittstemperatur stieg auf +1 bis 2°C, die Niederschläge erstarkten. Im Donautiefland wurden aus diesem Zeitabschnitt vereinzelt auch Pollenkörner von Eichen, Linden, Ulmen und Ahornen identifiziert. Die Ältere Dryaszeit (auch Mittlere Tundrazeit, Dryas 2) dauerte nur etwa 200 Jahre (vor ungefähr 12 600 bis 12 400 Jahren) und brachte erneut eine Abkühlung sowie die Ausbreitung der Tundra in diesem Bereich mit sich. Das darauffolgende Alleröd-Interstadial (vor annähernd 12 400 bis 11 500 Jahren) dauerte viermal so lang und war wärmer. Die Jahresdurchschnittstemperaturen in Mitteleuropa stiegen auf +2 bis +3°C, mit der Folge insbesondere relativ warmer Sommer. In der Aue der mäandernden Donau sind zahlreiche Durchflussarme sowie tote Seitenarme (Altwasser) auffindbar. So wie teils in tiefer gelegenen Gebietsteilen heutiger Stadt sind dort häufig mit Donauwasser überschwemmte Auenurwälder vermutbar, gebildet vor allem aus Weiden und Erlen.
Vor annähernd 11 500 bis 10 500 Jahren (Jüngere Dryaszeit, Dryas 3) kam es für etwa 1000 Jahre zu einer erneuten Abkühlung. Die Polargebiete im Norden wurden abermals vom Gletscher bedeckt und dessen Schmelze senkte die Temperatur im anliegenden Nordsibirien und Skandinavien auf lange Zeit. Der Waldbestand wich wiederum einstweilen der offenen Landschaft – den kalten Waldsteppen und Steppen. Hierorts ist ein Klima mit Jahresdurchschnittstemperaturen in den Tiefländern von unter 0°C (etwa -1 bis -3°C) anzunehmen. Die Feuchtigkeit nahm gegenüber den vorherigen kühlen Zeitabschnitten etwas ab. Aus der Jüngeren Dryaszeit ist das älteste Pollendiagramm belegt, welches die Vorherrschaft der Nadelbäume (Conifera) in der Region um das heutige Bratislava nachweist. In den untersuchten Pollenspektren überwogen die Pollenkörner der Kiefern (nahezu 90%), den Rest machten Birken und Weiden aus.
Vor ungefähr 11 000 Jahren hat der jüngste geologische Zeitabschnitt der Erdgeschichte – das Holozän – begonnen; er dauert bis heute an. Die Globaltemperaturen stiegen rasch an (die Jahresdurchschnittstemperatur war gegenüber dem letzten Glazial um 9-10°C höher). Im ältesten Zeitabschnitt des Holozäns, dem Präbore-al (auch:Vorwärmezeit, vor ca. 11 000 bis 9 000 Jahren), bewegten sich die Bewohner der hiesigen Tiefländer in Birken-Kiefern-Urwäldern. Eine schnellere Bewegung wurde an manchen Stellen durch Vokommen von Waldblößen mit wärmeliebenden Pflanzenvergesellschafungen aus Süßgräsern und Laubmoosen möglich. In der Landschaft haben sich Jäger hauptsächlich längs der Wasserläufe fortbewegt, die das Vorankommen im ansonsten undurchsichtigen Dickicht im Urwaldterrain erleichterten. Obgleich das Klima sich erwärmt hatte, waren die Sommer noch eher kühl. Der vorherigen Zeit gegenüber dominiert in den Pollenresten entsprechend die Birke.
Die Klimastufe Boreal, der zweitälteste Zeitabschnitt des Holozäns in Nordwesteuropa (vor etwa 8 800 bis 7 500 Jahren), lässt sich vereinfacht als Kiefern-Eichenzeit mit reicher Vertretung durch die Hasel charakterisieren. Das Klima erwärmte sich erheblich, die Durchschnittstemperatur lag bis um 2°C höher als heutzutage, allerdings gab es erheblich weniger Niederschläge. Insgesamt besaß das Klima in Mitteleuropa einen kontinentaleren Charakter, was sich in sehr warmen Sommern und ziemlich strengen Wintern mit geringer Niederschlagsmenge – etwa wie heutzutage im Landesinneren des Balkans – ausprägte. Kiefern und Haseln bildeten im älteren Abschnitt dieser Klimastufe großflächige Bewuchsbereiche aus, die Hasel ragte weit in den Norden hinter die Grenze ihrer heutigen Ausbreitung hinein.
Das Atlantikum, die zeitlich nur unscharf datierte Klimastufe vor ca. 7 500 bis 3 500 Jahren und wärmste Periode des Holozäns lässt sich als Eichen-Hainbuchenzeit bezeichnen. Manchmal wird dieser Zeitabschnitt noch unterteilt in das eigentliche Atlantikum und das darauffolgende Epiatlantikum. Das Klima dieser Zeit war warm und feucht. In der ersten Hälfte waren die Niederschläge um 60-70 % ausgiebiger denn heute, die Temperaturen um 3°C höher. Das um Einiges kühlere Subboreal (vor etwa 3 500 bis 2 800 Jahren) kennzeichnet sich gegenüber der vorherigen Klimastufe durch einen Niederschlagsrückgang unter Erhaltung der um 1-2°C gegenüber heute höheren Jahresdurchschnittstemperaturen. Im jüngeren Abschnitt des Subboreals war im ganzen Mitteleuropa ein kontinuierlicher Rückzug von Eichenwaldbeständen zu beobachten, sie wurden durch Buchenwaldbestände ersetzt, in höheren Lagen durch Tannen-Buchenwaldbestände.
Der Mensch wurde in der Natur auch in dieser Region zu einem in das Gleichgewicht der Natur aktiv eingreifenden, bedeutsamen Faktor. Die Entwaldung zusammen mit der Kontinentalisierung des Klimas förderte die Reste der Steppen- und Waldsteppenpflanzendecke. Die vom Menschen kultivierten Landschaftsbereiche breiteten sich infolge des Waldabbrennens und der Viehweidung schnell aus. Im ausgehenden Subboreal wurde das Klima erneut feuchter, jedoch kühler. Das Eindringen wärmeliebender Holzgewächse wurde aufgehalten oder verlangsamt. Einige Fachleute gliedern innerhalb des Subatlantikums, des letzten, aktuellen Zeitabschnitts des Holozäns (seit etwa 800 v. Ch.), einen jüngeren Abschnitt unter der Bezeichnung subrezente Zeit (seit etwa 500 n. Ch. bis heute) ab. Das Klima kennzeichnete sich durch den Rückgang der Durchschnittsjahrestemperaturen um 1-2°C und einen gemäßigten Niederschlagsanstieg. Während dieses gan-zen Zeitraums war das Klima recht ausgeglichen und bereits dem heutigen ähnelnd.
Die früheste Vegetationsgeschichte in der Gegend von Pressburg.
Die palynologische Analyse der natürlichen Sedimente in der Gegend von Šúr
Libor Petr und Mária Hajnalová

Die Sedimente des verendeten Sees Šúr bei Sankt Georgen (Svätý Jur), nordöstlich von Pressburg, bieten ein ideales Milieu für die Archivierung paläoökologischer Aufzeichnungen der Veränderungen der Umwelt. Der in den Untersuchungen älteste erfasste Pollen aus Šúr stammt vermutlich aus der Zeit des späten Glazials (Tiefe 241-231 cm). Er umfasst vornehmlich Kiefer, jedoch auch mesophylle Holzgewächse. Eine deutliche Vertretung haben hierin die Eiche (Quercus), Hasel (Corylus), Ulme (Ulmus), Linde (Tilia) und Esche (Fraxinus), wodurch sich das Pollenspektrum deutlich von denen aus ähnlichen Gebieten in Südmähren (Vracov und Dvůr Anšov) unterscheidet und somit den Gegebenheiten in Ungarn näher steht. Die Vegetation hatte vermutlich den Charakter lichter Kiefernwälder, die auf Schottersand und auf lichtexponierten Hängen vorkamen. An mikroklimatisch günstigen Stellen und an Orten mit gutem Wasserregime überwogen Laubholzgewächse. Der Beifußpollen (Artemisia) zeigte durch seine Anwesenheit offene Standorte in der Landschaft auf. Das Vorkommen der kälteliebenden Alge Pediastrum kavrayski zeigte die glazialen Bedingungen des Sees an und ermöglicht dessen biostratigraphische Datierung in das späte Glazial. Andere Al-gen (Pediastrum integrum, P. duplex und Tetraedron minimum) zeigen eine freie Wasseroberfläche an.
Eine rasante Erwärmung am Anfang des Holozäns äußerte sich im Pollenspektrum (Tiefe 228 cm) vor allem im Rückgang von Kiefer und in der Expansion von Eiche, Ulme, Hasel, Linde und Esche. Interessant ist das Aufkommen der Buche (Fagus) bereits am Anfang des Holozäns. Die Vegetation gewann den Charakter gemischter Eichenhaine. Erhebliche Vertretung von Beifuß (Artemisia) sowie das Vorkommen von Birke (Betula) und Perückenstrauch (Cotinus coggygria) weisen auf deren offene Charakteristik und gute Lichtdurchlässigkeit hin. Die erhebliche Zunahme des Erlenanteils (Alnus) belegt die Expansion von Erlen auf den Seeufern, das allmähliche Überwachsen und die Verschlämmung des Sees. Wasseralgengemeinschaften hatten einen ähnlichen Charakter wie in der vorherigen Periode, jedoch die kälteliebende Alge Pediastrum kavrayski verschwindet. Erfasst worden sind auch Wasserpflanzengemeinschaften wie Laichkraut (Potamogeton), Teichrose (Nuphar) oder Tausendblatt (Myriophyllum). Der Charakter des Seesedimentes geht in dieser Tiefe von Graulehmen zu brauner organischer Seegyttja über, welches aufzeigt, dass sich das Seemilieu von oligotroph zu eutroph wandelte. Der Einfluss von Strömungsaktivitäten auf das Milieu im See ist für diesen Zeitraum nicht erfasst.
In der Tiefe von 174 cm wurde ein allmählicher Wandel in der Zusammensetzung der Waldgehölze festgestellt. Es erschien die Hainbuche (Carpinus) und die Buche (Fagus) expandierte massiv. Im Gegensatz dazu zogen sich die lichtbedürftige Hasel und Linde für eine gewisse Zeit zurück. Vereinzelt war die Tanne vertreten. Eine im Pollendiagramm aus Šúr erfasste grundlegende Änderung ist das Aufkommen von Getreidepollenkörnern (Cerealia) in dieser Tiefe. Zusammen mit einer für Weideflächen und nachhaltig zertretene Grasflächen typischen Pflanze, dem Spitzwegerich (Plantagolanceolata), indizieren sie die Anwesenheit und Wirkung den urzeitlichen Ackerbauern in der näheren Umgebung des Gebietes. Diesen Teil des Pollenspektrums kann man vermutlich dem Neolithikum zuordnen.
In den Schichten ab 153 cm kommt es im Pollenspektrum zu weiteren Veränderungen in der Zusammensetzung von Waldgehölzen. Sie finden ihren Ausdruck im Rückgang von Kiefer, Birke, Eiche und Linde. Dahingegen expandierten Buche, Eiche und zum Teil auch Tanne. Dies ist der typische Entwicklungscharakter der Vegetation des mittleren Holozäns in Mitteleuropa. Dieser wird bestimmt durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren wie der Migration der Holzgewächse (Tanne und Hainbuche), der Entwicklung von Böden und des anthropogenen Wirkens. Die Zunahme des Anteils des Erlenpollens im Diagramm ist die Folge der Erlenexpansion unmittelbar an den Außenrändern des Sees. Die gestiegene Konzentration an Pollen von Sauergrasgewächsen (Cyperaceae) indiziert ebenfalls die Verkleinerung der offenen Wasserfläche.
Die Verlandung des Sees ist anhand des gewonnenen Entwicklungsprofils jedoch nicht vollständig geklärt. Die Radiokarbondatierung der letzten Schicht in der Tiefe von 93-90 cm fällt in den Zeitraum des Endes der frühen bis mittleren Bronzezeit. Dies ist zwar die letzte Schicht eines kontinuierlichen Seesedimentes, belegt aber nicht das tatsächliche Ende des Sees. Der See wurde wahrscheinlich vollständig von Erlen überwachsen. Diese trägt leider zur Sedimentdegradierung bei, wobei sie auch Wurzelbakterien mit Luft versorgt, wodurch atmosphärischer Stickstoff gebunden wird. Ein weiteres Problem sind die häufigen Windwürfe in den Erlenformationen, welche die Sedimente des Untergrundes ebenso zerstören. Die obersten Schichten des organischen Sedimentes in den Tiefen von 93 bis 0 cm bergen dann keine Pollensamen. Detailliertere paläoökologische Daten wird man in der unmittelbaren Gegend von Bratislava aus den zahlreichen verschwundenen Flussmäandern aufnehmen können.
Pressburger Vegetation seit der Latèn-Zeit bis zum Hochmittelalter
Mária Hajnalová

Die Funde von Kohle- und Holzresten aus den archäologischen Fundstätten, welche (ähnlich wie in der Palynologie) als Grundlage für die Rekonstruktion der Vegetation dienen können, gibt es im Stadtgebiet erst aus jüngeren Zeiten.
Archäologische Forschungen belegen, dass es in der Latènezeit (4. – 1. Jh. v. Ch.) auf dem Gebiet der heutigen breiteren Altstadt mehrere Siedlungen gab. Nicht bewirtschaftete gemischte Eichenwälder befanden sich erst auf den höheren Flussterrassen und Berghängen der Kleinkarpaten. Fichtenholz wurde in Form von Gegenständen oder als Rohstoff aus größeren Entfernungen herbeigeschafft. Nahe den Siedlungen und rings um die Wege gab es Gärten, Felder, Weideland und Wiesen. Es kamen auch Öden und Brachlücken vor. Das landwirtschaftliche Hinterland kann räumlich nicht exakt abgegrenzt werden. Stärker zusammenhängende, jedoch durch Menschentätigkeit veränderte Wälder vermutet man nahe dem Thebener Burgberg (Devínsky hradný kopec) und in Kaltenbrunn (Dúbravka). Die Kohlestücke aus den Erforschungen auf dem Thebener Burgberg zeigen auf, dass den Bewohnern der Latènesiedlung dort Holzpflanzen aus den Ufergehölzen und Auwäldern sowie Holzpflanzen aus den Eichen- oder Buchenwäldern zur Verfügung standen. Das Vorkommen lichtbedürftiger Arten ist Indiz dafür, dass die Wälder lichtreich waren. In Kaltenbrunn (Dúbravka) sind Buche und Ahorn belegt, welche auf den nördlichen Berghängen des Thebener Kogels (Devínska Kobyla) auch heutzutage noch wachsen.
Zur Entwicklung der Vegetation auf dem Gebiet der Altstadt in der Römerzeit (1. – 4. Jh. n. Ch.) gibt es keine archäobotanischen Belege. Besser ist die Sachlage in Theben (Devín), Kaltenbrunn (Dúbravka), Karlburg (Rusovce) und Dornkappel (Trnávka). Dort nämlich stehen bei manchen Funden auch Informationen über die ursprüngliche Funktion der gefundenen Holzreste zur Verfügung. Aus dem Thebener Burgberg gibt es Kohlestücke aus dem Befestigungswerk (Eiche), aus den Feuerstellen (Eiche und Hasel), aus dem Flechtwerk des Getreidespeichers (Hasel- und Weidengerten) und aus einem verschütteten archäologischen Objekt (Eiche, Ahorn, Ulme, Birke, Schlehdorn und Kernobstgewächse). Das Letztgenannte hält man für Siedlungsabfall – in den Feuerstellen verbranntes Holz oder Holz, welches auf dem Siedlungsort niederbrannte (Brennholz, Bauholz, Holzgegenstände, etc.). Entgegengesetzt zur vorherigen Zeit ist das Sortiment der Holzarten enger geworden. Die Eiche besteht weiterhin als das Hauptholzgewächs, allerdings erhöht sich zunehmend die Zahl an Indikatoren für weitere Walderschließung (Birke, Schlehdorn). Entsprechend wandelte sich ebenfalls die Sachlage in Kaltenbrunn (Dúbravka): Die sinkende Zahl an Buchen in der Gegend wird von Eichen und weniger qualitativ hochwertigen, jedoch stets noch leicht zugänglichen Holzgewächsen kompensiert. In Dornkappel (Trnávka) gefundene Holzgewächse indizieren das Dasein eines Hartholzauwaldes im Hinterland von Siedlungen, die Anwesenheit einer offenen Wasserfläche, eines Wasserstroms oder von in Verlandung begriffenen Riedflächen sowie von Kieferhainen. Im Ofen und Kleinofen wurde als Brennmaterial nebst Eiche und Ulme auch Erle verbrannt. Letztere hat geringen Brennwert, was darauf schließen lässt, dass im nahen Hinterland der Siedlung bereits ein Mangel an hochwertigem Brennholz geherrscht haben könnte. Aus Karlburg (Rusovce), das zur Römerzeit Teil der römischen Provinz Pannonien war, stammt der Fund von Tannenholz im Putz eines Steingebäudes. Während die Tanne aus größerer Entfernung hergebracht wurde, wuchsen in den örtlichen Auwäldern Eichen sowie Kernobstgewächse, deren Reste in den Kohlestücken in einem Graben gefunden wurden.
Im frühen Mittelalter (6. – 10. Jh.) setzt sich der Trend der menschlichen Eingriffe in die Waldvegetation fort. Beispielsweise kommen in Dornkappel (Trnávka) zu den Holzgewächsen von Hartholzauen ebenso Sträucher von lichten Wäldern und Waldsäumen dazu, die in der Füllmasse einer Grube der Keramikkultur vom Prager Typ gefunden wurden. Die auf dem Burgberg in Theben (Devín), in Kaltenbrunn (Dúbravka) sowie in der Altstadt identifizierten Holzgewächse zeigen einen erhöhten Trend, minderwertige Holzgewächse von Weichholzauen zu nutzen.
Durch die voranschreitende Urbanisierung und den Aufstieg der frühmittelalterlichen Stadt wurden die Vorkommen ursprünglicher Vegetation an die Peripherie verdrängt. Mancherorts allerdings gab es Unterbrechungen oder eine niedrigere Besiedlungsintensität, was eine Regenerierung von Waldenklaven ermöglichte. Die Lage änderte sich vom 11. bis 13. Jh. Die Funde der nicht verkohlten Holzstücke und der Kohlestücke zeigen auf, dass sich die Stadtbewohner eine immer größere Anzahl von Gehölzen aus größerer Entfernung erschlossen bzw. sie durch den Handel erwarben. Dies belegt die ausschließliche Nutzung von Nadelhölzern für Befestigungskonstruktionen und den Bau im Raum von Fischertor (Rybárska brána) oder die Verwendung von Buche als Brennstoff in einem Brotofen auf den Stätten des Stadtteils Weidritz (Vydrica). Die in den Öfen aufgefundenen, minderwertigeren Holzgewächse (insbesondere Sträucher) hätten noch auf dem Donauufer gewachsen sein können, bzw. auf den abschüssigeren Hängen des Burgbergs über Weidritz (Vydrica). Auch an anderen Stätten der Altstadt und des Thebener Burgbergs nimmt bei den identifizierten Kohlestücken der Anteil an Holzgewächsen von Öden und Brachlücken sowie an Holzgewächsen von Uferstandorten zu. Die Anschaffung von Holz aus größeren Entfernungen wird durch Funde von Särgen aus Tanne, Kiefer, Ulme und Buche in Theben (Devín) belegt.
Belege für das Bestehen von Gärten mit Obstbäumen und Weinbergen sind ab dem 12. und 13. Jh. gesichert. Die Nähe von Weingärten, gelegen vermutlich an den Hängen der Stadtgegend, wird bestätigt durch das Vorkommen von direkt in den Abfallgruben von Bürgerhäusern gefundenen Keltereipressrückständen (Trester) und Traubenstielen. Seit dem 14. Jh. expandiert und verdichtet sich die Stadt enorm. Im Unterschied zum vorherigen Zeitraum verschwanden im Spätmittelalter aus dem Spektrum der Kohlestückenüberreste einige Sträucher völlig, und es überwogen Holzzufuhr belegende Holzgewächse. Gemischte Eichenwälder blieben nur noch auf den weiter entfernten Karpatenhängen bestehen, Auwälderenklaven blieben nur dort zurück, wo der Boden zu feucht war, um anderweitig von ihm Gebrauch zu machen. In Form von Gärten, welche bei Klöstern und reichen Bürgerhäusern entstanden, kam jedoch auch die Natur ein Stück weit in die Stadt hinein. Dort wurden vielleicht auch fremde, bei uns nicht heimische Gehölze angepflanzt.
GESCHICHTE VON PRESSBURG IM LAUFE DER ZEIT
Die ersten Menschen auf dem Gebiet der heutigen Stadt.
Die ältere und mittlere Steinzeit (ca. 500 000 bis 5600 v. Ch.)
Zdeněk Farkaš

Die ältere Steinzeit (Paläolithikum) ist die längste Periode der menschlichen Geschichte, die eng mit dem Werden der Menschenart (Prozess der Hominisation) verbunden ist. Für die Wiege der Menschen wird der breite Raum des östlichen und südlichen Afrika gehalten. Dort erzeugte der Homo habilis seine ersten Steinwerkzeuge aus Flusskieseln. Erst der Homo ergaster und vor allem der Homo erectus überschritten die Grenzen Afrikas. Die neuere Forschung verbindet die erste Kolonisation Europas vor allem mit dem Homo heidelbergensis. Die Bratislavaer Pforte (bekannt auch als Thebener oder Hainburger Pforte) zusammen mit der Donauenge zwischen den Ausläufern der Kleinkarpaten und den Hainburger Bergen, gehört vielleicht zu den Gebieten der Slowakei, die der Fuß des Homo heidelbergensis betrat. Eine umfangreiche Sammlung von rundförmigen Quarzsteinen haben Amateurarchäologen auf den heute durch Natur und menschliche Tätigkeit stark veränderten Kiesenterrassen der Donau und seines Nebenflusses Weidritz (Vydrica) gesammelt. Sie tragen Spuren von Spaltung und gefolgtem Abrieb der Kanten durch die Naturelemente. Die meisten entstanden dank der Natur, aber ein Teil von ihnen erinnert an die altpaläolithische Geröll-Industrie und somit kann man nicht ausschließen, dass auch sie in den Umkreis der nicht weit vom slowakischen Gebiet – in Mähren, Niederösterreich und Ungarn – gefundenen Steinwerkzeuge gehören, die von Archäologen meist in das mittlere Pleistozän gereiht werden. Nähere Datierung der altertümlichen Bratislavaer Steinwerkzeuge ermöglicht vielleicht der mandelförmige Faustkeil aus Karlsdorf (Karlova Ves), der in den Resten der Flussterrasse aus der Mindeler Eiszeit gefunden wurde. Seine charakteristische Gestalt ermöglicht, ihn in die mittlere bis jüngere Etappe der Acheuléen-Kultur einzureihen. Trotz dem, dass das Gebiet von Bratislava aus mehreren Gründen für die Jäger und Sammler des mittleren und jüngeren Paläolithikums hätte interessant sein können, gibt es bisher keine Funde, die man dem Homo neanderthalensis zuschreiben könnte.
Nach der ersten kalten Periode der letzten Eiszeit (Würm-Kaltezeit) erschien während des ersten warmen Interstadials auf dem Gebiet der heutigen Slowakei der Mensch des heutigen Typs (Homo sapiens sapiens). Er brachte die Technik der Erzeugung von Steinwerkzeugen mit sich. Sie wurden in Form langer, schmaler Steinklingen aus einem dafür vorbereiteten Steinkern ausgeschlagen. Obwohl das Mühltal (Mlynská dolina) oder die Fuchsleiten (Líščie údolie) zusammen mit der Blumenauer Verwerfung (Lamačský zlom) einen wichtigen Korridor durch die Kleinkarpaten bildeten – für die Kommunikation ähnlich wichtig waren auch die nahen Donaufurten – fehlen immer noch eindeutige archäologische Belege für längerfristige Anwesenheit jungpaläolithischer Jäger und Sammler in dieser Gegend.
Vom zumindest gelegentlichen Aufsuchen der Region durch den jungpaläolithischen Jäger der Gravettien-Kultur auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Rosenheim (Ružinov) zeugte ein zufällig gefundener, weiß patinierter Steinkern, möglicherweise bezeugen dies auch andere Werkzeuge, gefunden in Kaltenbrunn (Dúbravka), Ortslage „Veľká lúka".
Nach der letzten Eiszeit, die ungefähr vor 11 650 Jahren endete, begann die geologische Gegenwart. Das Klima wurde wärmer und die Niederschläge wurden reichhaltiger. In der Klimastufe des Boreals, etwa vor 9 000 bis 8 800 Jahren, war das Klima ähnlich dem heutigen.
Das Mesolithikum bzw. die Mittlere Steinzeit (8200 bis 5600 v. Ch.) knüpft nahtlos an die vorhergehende Periode an. Die Jäger und Sammler mussten sich jedoch neuen klimatischen Bedingungen anpassen. Das Klima förderte nun die allmähliche Bewaldung Mitteleuropas. Von der Jagd auf große Säugetiere mussten sich die mesolithischen Jäger auf kleinere, oft vereinzelt lebende Tiere umorientieren. Große Rolle im Nahrungserwerb spielte auch die Vogeljagd und die Fischerei.
Auf dem Gebiet der heutigen Stadt in der Ortslage „Veľká lúka" wurden etwa 300 mesolithische Werkzeuge (inklusive Bruchstücke, Halbprodukte und Fertigungsabfall) gefunden, die von verschiedenen Arten gut spaltbaren Steinmaterials stammten. Die Funde könnten Relikte einer Art Werkstatt („Atelier") zur Weiterverarbeitung der gespalteten Industrie gewesen sein. Auf Grund einiger Werkzeuge – vor allem wegen der Spitzen des Stawinoga-Typs – kann das ganze Ensemble möglicherweise den Schöpfern der mesolithischen Komormick-Kultur (verbreitet im 8. bis 5. Jh. v. Ch.) zugeschrieben werden.
Der Mensch formt die Natur um.
Jüngere und späte Steinzeit (5600 – 2300/2000 v. Ch.).
Zdeněk Farkaš Die klimatischen Veränderungen nach der letzten Eiszeit und die mit ihnen verbundenen Wandlungen der Naturumgebung ermöglichten oder bedingten in einigen Gegenden sogar das Aufgeben der durch Jahrtausende hindurch bewährten beutejagenden Lebensweise. Wo es die Naturbedingungen erlaubten, ging der Mensch zur produktiven Wirtschaft (Tierzucht und Pflanzenbau) und zur Fertigung der Keramik über. Die Änderung der Lebensprioritäten betraf entsprechend auch die geistige Welt der damaligen Menschen. Die ursprünglichen Jägerkulte, -zeremonien und -rituale verloren an Bedeutung und wurden neuen Impulsen, Sehnsüchten und Forderungen der Ackerbauer angepasst. Der Prozess der Neolitisation, eines der bahnbrechenden Ereignisse in der Geschichte der Menschheit, ist jedoch nur in wesentlichen Zügen bekannt. Die neuen Errungenschaften der Zivilisation verbreiteten sich nach Europa aus durch zwei Hauptströme. Einer davon lief entlang der nördlichen Mittelmeerküste, der andere führte durch den Balkan, entlang der Donau und ihrer Nebenflüsse bis in die Mitte des Kontinents. In das Gebiet der heutigen Slowakei traten die ersten Ackerbauer bereits um die Mitte des 6. Jhs. v. Ch. ein. Während der allmählichen Neolitisation unseres Raumes wurde das Klima der Gegend um die Kleinkarpaten durch das sog. Atlantikum, die wärmste Periode des Holozäns, beeinflusst. Im Vergleich zur heutigen Situation waren die durchschnittlichen Jahrestemperaturen um 3 bis 4 ºC höher und die Niederschläge waren sogar um 60 % reicher.
Zuerst siedelten in der Umgebung von Bratislava die Träger der älteren Linearbandkeramikkultur, die etwa während 200 Jahren das weiträumige Gebiet zwischen der Donau und dem Rhein einnahmen. Mit ihnen wird vor allem das Objekt Nr. 114/86 aus dem Pressburger Mühltal (Mlynská dolina) in Verbindung gebracht. In eine Siedlungsgrube in Form eines unregelmäßigen Rechtecks, die mit gemeinem Siedlungsabfall aufgefüllt war, wurde in der rituellen Hockerlage auf der linken Seite ein Kind begraben, dessen Kopf nach Süden gerichtet war. Hinter den Rücken des Toten wurde eine beschädigte Schädelwölbung eines Erwachsenen, höchstwahrscheinlich einer Frau, hinterlegt. Die Datierung der Bestattung in die Periode um die Wende der älteren und jüngeren Linearbandkeramik ermöglichen vor allem die zahlreichen Gefäßfragmente, die auch für die Keszthely-Gruppe der Linearbandkeramik (verbreitet vor allem im ungarischen Transdanubien und im österreichischen Burgenland) typisch sind. Das Objekt Nr. 114/86 gehört somit in die jüngste Phase der Entwicklung der älteren Linearbandkeramik, als sich ein neuer Kulturausdruck formte, der einerseits zur Entstehung der Keszthely-Gruppe und andererseits zur Entwicklung der jüngeren Linearbandkeramikkultur führte.
In der folgenden Periode des Mittelneolithikums setzte sich die Besiedlung der westlichen Slowakei durch die Träger der jüngeren Linearbandkeramikkultur und durch die aus ihrer Tradition wachsende Želiezovce-Gruppe fort. Der natürliche Anstieg der Bevölkerung führte zur allmählichen Siedlungsverdichtung, was man auch an der markanten Zunahme der Anzahl bekannter Fundstellen in Pressburg belegen kann. Eine der Siedlungen erstreckte sich über dem heutigen unteren Burghof der Thebener Burg und die unmittelbare Umgebung. Hier konnte man eine Gruppe von acht Skelettgräbern mit Überresten von mindestens neun Personen freilegen, die in Hockerlage, zumeist in Nord-Südausrichtung vorgefunden wurden.
Eine verhältnismäßig große Siedlung aus dem Mittelneolithikum, mit bisher belegter Landfläche von ca. 350 x 200m, erstreckte sich – laut der begleitenden Keramik – während der Zeit beinahe von der Entwicklung der jüngeren Linearbandkeramikkultur bis zum Ausgang der Želiezovce-Gruppe von der Mündung des Bach Weidritz (Vydrica) bis an die Donau (südlicher Teil von Mlynská dolina).Während der archäologischen Forschung im Zusammenhang mit dem Bau der Lafranconi-Brücke ist es gelungen, vor allem den nördlichen Teil der Siedlung, der bereits außerhalb ihres ursprünglichen Zentrums lag, zu entdecken. Die Funde bestanden aus verschiedenen, in Lössboden eingetieften Gruben. Die kleinen, meistens kreisförmigen Gruben überwogen deutlich. Ursprünglich standen an den Stellen Holzpfosten der überirdischen Konstruktionen. Die Stelle, an der Wohnstätte Nr. 1 stand, wurde durch Wassererosion beschädigt, die vor dem Beginn der Bronzezeit das ursprüngliche Terrain einschnitt. Danach blieben nur die untersten Teile der ursprünglich tiefsten Pfostengruben erhalten, was eine genauere Identifikation des Grundrisses erschwert. Die längere Achse maß mindestens 20m und führte parallel zu einem steilen Geländeabbruch, der zum Tal des Flusses Weidritz (Vydrica) führte. Die Breite der nördlichen, den kühlen Winden ausgestellten schmaleren Wand betrug 7 bis 7,5m. Die Länge des etwa ebenso breiten und – was die Konstruktion betrifft – besser erhaltenen Baus Nr. 2 ist nicht bekannt, weil sie noch vor den archäologischen Erforschungen durch Ausschachtarbeiten beschädigt wurde. Seit dem Beginn der „ackerbaulichen Vorzeit" wurden auch Anlagen zur Lagerung von Vorräten zu untrennbaren Bestandteilen der Siedlungen. Mithilfe archäologischer Grabungen kann man die „Vorratsgruben" mit meist kreisförmigem Grundriss und zylindrischem oder birnenförmigem Querschnitt am besten belegen. Jene im Mühltal (Mlynská dolina) besaßen ebenen Boden und bildeten in manchen Fällen ganze Batterien. Ihre Dimension war verschieden, von 0,45 m³ (Objekt 54/8) bis 3,7 m³ (Obj. 141/87) oder sogar 4,5 m³ (Obj. 112/86). Nicht alle waren jedoch für die Lagerung der Vorräte bestimmt, oft wurden sie auch als Keller oder Eisgruben mit relativ stabiler Temperatur genutzt. Neben den Vorratsgruben und Spuren von Wohngebäuden wurde auf der Fläche der neolithischen Siedlung eine Menge anderer, ins Terrain abgesenkter Spuren mit heute nicht immer bekannter Funktion gefunden. Eine interessante Interpretation ermöglicht die Gruppe von sechs Pfostengruben am südwestlichen Rand der erforschten Fläche. Vier der schmalen Pfostengruben umlagerten ein ovales Grab mit den Maßen 1,14 x 0,74m und Überresten eines Kindes vom Osten, Norden und Westen. An sie setzten nordseitig zwei weitere an. Offener Raum blieb nur im Süden, wohin auch der Blick des Verstorbenen orientiert wurde. Der Körper des Kindes wurde mit einem Lagerstein, der ursprünglich zum Zermahlen von Korn benutzt wurde, belegt. Auf dem Grunde der Grabgrube befanden sich auch Fragmente eines verzierten kugelförmigen Gefäßes. Kindergräber kann man bei Erforschung von Siedlungen der Träger der Linearband-keramikkultur und der Želiezovce-Gruppe relativ oft antreffen. Spezifisch ist aber eine Verkleidung um die Grabgrube. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich um Reste einer Behausung handeln könnte. Vielleicht hängt sie mit einem seltenen Brauch zusammen, den wir bisher nur aus einigen Grabfeldern im westlichen Teil der Verbreitung dieser Kultur kennen. Die ursprüngliche Gestalt und Bedeutung der Bauwerke ist nicht ganz geklärt, man kann deshalb nicht ausschließen, dass es sich um eine Entsprechung des „Hauses der Toten" handeln könnte.
Neolithische Produktion ist vor allem durch Steinverarbeitung, Textil- und Keramikproduktion charakteristisch. Im Unterschied zur geschliffenen Steinindustrie wurde in Mühltal (Mlynská dolina) eine Menge ganzer oder fragmentarisch erhaltener Lagersteine aus örtlichen Graniten und Granodioriten des Pressburger Typs gefunden. Natürliche und leicht zugängliche Lagerstellen dieses Rohstoffs befanden sich in unmittelbarer Nähe der Siedlung. Hohe Produktionsmengen an einfachen Mahlsteinen überstiegen wahrscheinlich den Verbrauch einzelner Siedlungen und die produzierten Steinplatten könnten als Tauschartikel mit Nachbarsiedlungen gedient haben. Zu den zahlreichsten Funden gehörten keramische Fragmente. Neben grober Gebrauchskeramik mit nicht immer vollkommenen Formen aus Ton mit Beimischung von organischem Material überwogen vor allem die kugelförmigen Keramikformen, die als Töpfe, Schalen oder Vorratsgefäße gedient haben. Dank konischer oder zylindrischer Mündung und einigen Henkel entstanden Flaschen und größere Bütten. Eine grobe Oberfläche wurde durch verschiedene Arten von Zierzähnen oder Or-namenten gebildet – meist durch das Einritzen mithilfe von Fingernägeln der Erzeuger, selten gab es auch plastische, mit Fingern durchgezogene Streifen. Dünnwandige Gefäße gehen meist auf die Form einer Kugel zurück, aber außer Flaschen kamen auch Schalen auf einem flachen, gehöhlten Fuß vor. Meistens wurden sie aus gut geschlämmtem Ton ohne Beimischungen von organischem Material erzeugt und ihre Oberfläche wurde geglättet bzw. poliert, in einigen Fällen waren darunter auch Stücke mit feiner, silbriger Graphitschicht bestrichen. Die Verzierung bestand aus einzeln oder mehrfach geritzten, in geometrischen Mustern organisierten Linien, meistens in Form von Bögen, aus umlaufenden oder sich kreuzenden Linien, die durch flache ovale oder kreisförmige Grübchen ergänzt wurden. Selten findet man die sog. „Tonzeichen"; ganz außergewöhnlich sind auch Kerben, ausgefüllt mit schwarzer, pechartiger Masse. Für den ornamentalen Stil der Želiezovce-Gruppe waren die vertikalen oder schrägen Kerben charakteristisch, die zur Gliederung der parallel laufenden Zierlinien auf kleinere Abschnitte dienten. Vereinzelt enthielten sie zwischen den zwei geritzten Linien auch Spuren von roter Mineralfarbe, die nach ihrer Brennung auf der Oberfläche der Gefäße aufgetragen wurde. In dieser Periode änderten sich einige Fortsätze zu grob gefertigten Köpfen oder sogar ganzen Tiergestalten. Keramik ist das bestdatierbare Material aus dem Mühltal (Mlynská dolina), das nach dem heutigen Forschungstand praktisch die ganze Entwicklung von der Wende der älteren zur jüngeren Linearbandkeramik bis hin zum Abschluss der Želiezovce-Gruppe repräsentiert. Eine andere Siedlung aus dieser Zeit lag ebenfalls unweit der Donauufer auf dem Gebiet der heutigen Altstadt in der Umgebung der heutigen Venturgasse (Ventúrska ulica) und Herrengasse (Panská ulica).
Auch in der Westslowakei formierte sich am Anfang des 5. Jahrtausends v. Ch. auf der Grundlage der Želiezovce-Gruppe, mit markantem Anteil der südöstlichen Einflüsse, ein neuer Kulturkreis – die Lengyel-Kultur. An ihrem Anfang standen mehrere chronologisch und territorial nahe, doch aber nicht ganz gleiche Komplexe, die man als Sopot-Bicske-Kultur oder Lužianky-Gruppe oder Sé-Wölbling-Gruppe bezeichnet. Gerade mit der letzten Gruppe kann man die Funde aus dem Pressburger Stadtteil Bisternitz (Bratislava-Záhorská Bystrica), Ortslage „Krče" in Zusammenhang bringen. Von der Gesamtfläche von ca. 390 x 60-95m wurde bisher nur eine einzige Siedlungsgrube unregelmäßiger Form mit nachträglich eingebautem, hufeisenförmigem Tonherd erforscht. Zu Neuheiten unter den Gefäßen gehörten dünnwandige Gläser mit halbkugeligem oder doppelkonischem Körper und hoher Mündung. Die Stärke der Wände betrug nur ca. 1 mm und sie waren quasi regelmäßig mit einer bunten, gemalten Verzierung bedeckt. Außer ihnen tauchten auch Schalen verschiedener Formen auf, manchmal standen sie auf einem hohlen, damals noch relativ niedrigen, wenig konischen oder zylindrischen Fuß. Auch das Spektrum der topf- und vasenförmigen Gefäße mit trichterförmiger oder zylindrischer Mündung verbreiterte sich aus. Aus der vorherigen Periode überdauerten vor allem die Putten, die mit Hilfe schnabelartig nach oben gebogener Henkel und der vertikalen Öffnung so modifiziert wurden, dass sie auf dem Rücken mit Hilfe von Gurten tragbar waren.
Zu Beginn der Lengyel-Kultur waren die Fortsätze auf den Gefäßen noch relativ selten, ein neues Schema ihrer Verteilung am Gefäßkörper kam jedoch zur Anwendung. Sie waren fast immer in einer horizontalen Linie so organisiert, dass sie voneinander je um 90º verschoben sind – im Unterschied zur Periode der Linearbandkeramikkultur, wo die Versetzung bis 120º betrug. In einer horizontalen Linie lagen somit in der älteren Zeit drei, in der jüngeren Zeit vier Fortsätze. Die Veränderung hing wahrscheinlich nicht nur mit Neuerungen der Mode zusammen, sondern barg irgendeinen tieferen, uns unbekannten, Sinn. Zu den interessantesten und für die Datierung wichtigsten Keramikformen aus dem Ortsteil Bisternitz (Záhorská Bystrica) gehören zwei Fragmente großer, pilzförmiger Gefäße mit trichterförmiger Mündung. Sie gehen aus der Grundform einer Vase mit markant ringelförmig verstärkter Mündung hervor. Zu ihren altertümlichen Charakteristika gehören auch große halbkugelige Fortsätze, die, jeder von ihnen in vier Paaren, auf dem Ring organisiert sind. Ihre Stellung und Form schließt nicht aus, dass sie die Vorstellung eines Frauenkörpers hervorrufen sollten. Zu seltenen Funden gehörte ein kugelförmiger Kopf aus Ton mit abgeplatzter Scheiteloberfläche, einer markanten Nase, einem durch zwei enge Kerben begrenzten Gesicht und langem Hals. Sie wurde aus einer anthropomorphen Figur abgeschlagen.
In die nächste, nur wenig jüngere Phase der Lengyel-Kultur im Karpatenbecken, bezeichnet als Stufe IB, gehören die Funde aus Mühltal (Mlynská dolina). Ihre Charakteristik deutet darauf hin, dass die damaligen Siedler kulturell näher dem Gebiet der March als dem Rest der heutigen Westslowakei oder dem ungarischen Transdanubien standen. Die jungneolithischen Siedler wählten sich als ihren Sitz die Lössterrassen, die gegenüber den älteren Siedlungen der Strömung des Weidritzer Baches weiter aufwärts gelegen waren, ganz so, als ob sie die Orte mieden, wo vorher die Häuser der Träger der Linearbandkeramikkultur und der Želiezovce-Gruppe standen. Die Besiedlung in der erforschten Ortslage war nicht besonders intensiv und hatte eher zerstreuten Charakter. Die Entfernungen zwischen einzelnen Siedlungsgruben betrugen bis zu 40 m. Die Hauptformen der keramischen Gefäße aus Mühltal (Mlynská dolina) waren dieselben wie in Bisternitz (Záhorská Bystrica). Die pilzförmigen Gefäße fielen jedoch weg. Zu neuen Formen gehörten ovale Schöpflöffel oder Löffel mit hohlem, pfeilköcherförmigem Griff wie auch winzige Gefäße mit unbekannter Funktion, zunächst einmal im Zusammenhang mit rituellen Praktiken interpretiert. Die gemalte Verzierung be-schränkte sich auf wenige Tönungen roter und sattgelber Farberde.
Interessant und in der Slowakei recht vereinzelt ist der Komplex von Tonfiguren von nackten Gestalten mit markant überdimensiertem Gesäßteil, die vor allem für den westlichen Teil der Lengyel-Kultur in Niederösterreich und in Südmähren charakteristisch sind. In Mühltal (Mlynská dolina), ähnlich wie an anderen Fundstellen, sind nur Fragmente erhalten. Besondere Aufmerksamkeit verdient vor allem die längsliegende, nur 6,1 cm hohe Frauenfigur, von der der Rumpf, das überdimensierte Gesäß und die Beine mit ovalem Querschnitt erhalten sind. Der alte „Bildhauer" modellierte zuerst aus geschlämmtem Ton mit Beimischung von feinem Quarzsandes zwei ähnliche Figurhälften, die er noch feucht verklebte und die Verbindungsstelle verwischte. Zuletzt brannte er die Plastik in reduktiver Umgebung aus, wodurch sie eine deutlich schwarze Farbe bekam. Infolge der benutzten Technologie spaltete sich diese Figur später längs. Aus einer anderen Figur ist nur ein 9,2 cm hoher Torso geblieben, der von durch Höckerchen angedeuteten Nabel bis zum massiven Hals mit abgebrochenem Kopf und mit fehlenden Gliedmaßen reicht. Auf der Rückseite der Schultern sind zwei plastische Walzstücke in Form des Buchstaben „V". Die symbolische Bedeutung der Verzierung ist unbekannt, aber nach den Erkenntnissen aus Mähren scheint es, dass sie vor allem ein Indiz zur Datierung bietet. Anscheinend war das Motiv nur während einer kurzen Zeit beliebt, die der Periode Ia der Kultur mit mährischer, bemalter Keramik entspricht. Gerade diese Figur, zusammen mit der Keramikverzierung, ermöglicht, den ganzen Fundkomplex aus Mlynská dolina von 800 Jahren der Lengyel-Kultur anhand kalibrierter C14-Daten in die Zeit zwischen den Jahren 4700 bis 4600 v. Ch. einzureihen.
Die allmählichen klimatischen, kulturellen und wahrscheinlich auch sozialen Veränderungen während der jahrhundertelangen Entwicklung der Lengyel-Kultur ermöglichten – oder erforderten – die Ansiedlung eines Teiles der Bevölkerung an strategischen Anhöhen, wobei bisher die Beziehung zwischen den Bewohnern der Siedlungen in dominanten Standorten, der Siedlungen im Flachland und der wahrscheinlich mitten in Feldern und Weiden liegenden Einzelhöfe nicht bekannt ist. Eine solcher Höhensiedlungen erstreckte sich vom Osthang vom Thebener Kogel (Devínska Kobyla), in der Höhe ca. 200 m über das nahe Tiefland von Záhorie. Man kann sie wahrscheinlich schon in die Stufe Ib der Kultur mit der mährischen bemalten Keramik einordnen, vielleicht mit partiellem Überhang in die Stufe IIa, also schon in die Wendezeit der Stufen Lengyel I und II. Die Gruben eines Tiefbaus beschädigten am Thebener Kogel (Devínska Kobyla) ein in die Erde gesenktes, ungefähr quadratisches Objekt mit Ausmaßen von 4,18 x 4,2 m, mit ebenem teilweise in den weichen Kalksteinuntergrund eingehacktem Boden, mit Wänden aus niedrigen Mauern aus örtlichem Gestein, die teilweise bis zur Höhe von 60 cm erhalten waren. Die steinerne Untermauerung bildete wahrscheinlich einen Unterbau für die Holzwände einer Blockkonstruktion oder eines Gebäudes mit einem horizontalen Grundbalken. Im Rest der Hütte fand man unter anderem auch eine Stelle, wo Steinindustrie verarbeitet wurde. Von keramischen Erzeugnissen fand man neben Fragmenten auch zwei kleine kubusförmige Gefäße mit einem Becken in der Mitte und vier kleinen Löchern in den Ecken, die die ganzen Gefäße überzogen. Aus der Sicht der Kunstgeschichte ist das Paar schalenartig verlängerter Hände aus einer relativ großen anthropomorphen Plastik (allein die Länge der Handfläche beträgt 6,6 cm) bedeutsam. Wahrscheinlich stammen sie von einer sitzenden Frauenfigur ähnlichen Typus wie die „Venus" von Nitriansky Hrádok (dieser fehlen aber gerade die Hände). Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass die Hände zu einem anthropomorphen Gefäß des Svodín-Typus gehörten.

Das Äneolithikum auf dem Gebiet von Pressburg

Die Grenze zwischen der jüngeren und späten Steinzeit, die heutzutage meist zwischen die Jahre 4400 und 4300 v. Ch. gelegt wird, ist nicht eindeutig und stellt keinen dramatischen Kulturbruch dar. In der Westslowakei setzte sich kontinuierlich die Entwicklung der Lengyel-Kultur fort, sie war zum Ende des 5. Jahrtausends v. Ch. durch die Ludanitz-Gruppe repräsentiert. Zu markanten Zeichen des Äneolithikums gehörte die Verbreitung der Erzeugnisse aus neuen fortschrittlichen Materialien wie Kupfer oder Gold, in niedrigerem Maße auch Silber. Die allmählichen Veränderungen spielten sich auch in der Ackerbau ab. Damals setzte sich in unserer Gegend das Pflügen mit Hilfe eines einfachen Hakenpflugs durch, der durch von einem Paar Rinder gezogen wurde. Die Verbreitung des Rades führte zugleich zur höheren Effektivität des Verkehrs.
In die Periode der Ludanitz-Gruppe, der am Anfang des Äneolithikums in Pressburg eine nur schwierig definierbare Zeit vorausging, die vorher mit der Brodzany-Nitra-Gruppe in Verbindung gebracht wurde, kann man eine Menge an Funden, die allgemein in die Lengyel-Kultur eingereiht werden, datieren. Im Unterschied zum jüngeren Neolithikum, als die kulturelle Entwicklung am Osthang der Kleinkarpaten eng mit der an Standorten in Niederösterreich und Südmähren zusammenhing, war nun die Entwicklung mehr an den nordwestlichen Teil des Karpatenbeckens – vor allem an die Südwestslowakei – gebunden. Die vorherige, gemalte Verzierung an der Oberfläche der keramischen Erzeugnisse wich der Glättung und der Politur, und neue keramische Formen (vor allem Tassen, Krüge, kleine Amphoren, Milchtöpfe mit markanten Henkeln) kamen vor. Wichtige Erkenntnisse über die Gemeinschaft aus der Schlussperiode der Lengyel-Kultur brachten die Funde aus der Ortslage „Veľká lúka", die in der Gemarkung von Kaltenbrunn (Dúbravka) liegt. Gerade unter den nördlichen Hängen vom Glavica (Dúbravská hlavica) fand man zwei Urnengräber der Ludanice-Gruppe, die voneinander ca. 170 m entfernt waren. Eine besondere Bedeutung hat aber ein zufälliger Fund einer Siedlungsgrube, die auf dem Gebiet der dortigen Gartenanlage auffiel. In dem geförderten Lehm fand man neben einigen Gefäßfragmenten auch einen massiven Bogen aus Lehmschmierung. Er erinnert an die Öff-nung eines metallurgischen Herdes oder einer ähnlichen Einrichtung. Auf der Lehmschmierung befinden sich zahlreiche Spuren des heute grün oxidierten Kupfers Bereits am Ende des 19. Jhs. gelangen einige Kupferwerkzeuge aus Bratislava (Pressburg) nach Wien und Budapest. Zu typologisch ältesten gehört das Axtbeil, das dem Pločnik- oder Vidra-Typ nahesteht, ein anderes hat eine außerordentlich schlanke Form mit rautenförmigem Profil des Griffes und kreisförmigem Profil des Axtnackens. Für seine Besonderheit wurde er von Mária Novotná als Bratislava-Typ bezeichnet. Ein anderes massives Axtbeil mit angedeutetem Pfeilköcher und eckigen seitlichen Flächen – des Mezőkeresztés-Typs – stammt bereits aus der Wende des älteren zum mittleren Äneolithikum. Ungefähr gleichermaßen alt ist die Geröllkeule mit kreuzförmiger Schneide. Zu älteren Funden kommen allmählich neue, zum Beispiel eine kleine Axt des Altheimer Typus aus der Ortslage „Veľká lúka" oder eine Axt aus Theben (Devín) und von Thebener Kogel (Devínska Kobyla).
Unter den Funden aus der Schlussetappe der Entwicklung der Ludanice-Gruppe kommen zunehmend Fragmente der Furchenstichkeramik vor. Die Technik wird meist mit dem Aufkommen von Siedlern der Bajč-Retz-Gruppe in Verbindung gebracht. Nach der anfänglichen Koexistenz mit den Menschen der späten Lengyel-Kultur und nach einer kurzfristigen eigenständigen Entwicklung ging sie im Milieu der beginnenden Boleráz-Gruppe der Badener Kultur (benannt nach der westslowakischen Gemeinde Boleráz – Frauendorf) auf. Von der Typologie her kann man in die Periode der Bajč-Retz-Gruppe einen Krug aus Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) reihen, der verbrannte Menschenknochen und einen Tonwirtel enthielt.
Am Anfang des mittleren Äneolithikums, zwischen den Jahren 3600 bis 3700 v. Ch., formierte sich die Badener Kultur, deren älteste Entwicklungsstufe als Boleráz-Gruppe bezeichnet wird. Sie zeichnet sich noch durch deutliche Beziehungen zu der vorherigen Periode aus. Das Gebiet des heutigen Pressburg war am dichtesten in der mittleren und jüngeren Phase der Boleráz-Gruppe besiedelt, als ihre Träger die strategische Bedeutung des Burghügels erkannt haben. Es ist leider immer noch möglich, zu entscheiden, ob die dominant und intensiv besiedelte Anhöhe über der Donau auch eine künstliche Befestigung – wie im Falle einiger anderer zeitgenössischer Standorte – beschützt hat. Der Burghügel in Pressburg bildete eine Art Zentralsiedlung im Rahmen eines relativ dicht besiedelten Ballungsraums der Boleráz-Gruppe, deren Spuren fast unter der ganzen heutigen Altstadt belegt sind. Die zweite strategisch wichtige Anhöhe auf dem Gebiet der heutigen Stadt, die intensiv während der Zeit der Boleráz-Gruppe besiedelt wurde, war Theben (Devín). Dort gelang es im heutigen mittleren Burghof, auf der ursprünglichen Akropolis des vorgeschichtlichen Burgwalls, unter Aufschüttung des mehrmals erneuerten Walls, die Reste von einem Siedlungsobjekt, wahrscheinlich einer Hütte mit Pfostenkonstruktion, die mäßig im Abrutschbereich versenkt wurde, zu entdecken. Als Reste der Konstruktion sind sowohl größere Pfostenlöcher aus der Tragkonstruktion als auch kleinere, die wahrscheinlich aus der Innenausstattung stammten, erhalten geblieben. Obwohl das Siedlungsobjekt erheblich durch jüngere Bauarbeiten beschädigt wurde, gehört es zu wenigen Belegen für das Aussehen der überirdischen mitteläneolitischen auf dem Gebiet der Slowakei. Bereits außerhalb der Hütte fand man Reste von einem Tonherd, zu der vielleicht auch ein Fragment aus einem Metallgusstiegel mit angeschmolzenen Resten von Kupfer gehört. An die Boleráz-Gruppe knüpfte kontinuierlich die eigentliche, klassische Badener Kultur an, von der wir bisher aus dem Bereich von Bratislava (Pressburg), ähnlich wie aus der ganzen Gegend der süd-lichen Kleinkarpaten, nur vereinzelte, relativ fragmentierte Informationen haben.
Die Periode nach dem Abklingen der klassischen Badener Kultur, ungefähr seit 2950 bis 2300 v. Ch., ist im Raum um Bratislava (Pressburg) noch wenig erforscht, somit ist diese mehr als 600 Jahre andauernde Periode nur wenig bekannt. Vereinzelten Funden nach – zum Beispiel eine Tasse mit plastischen Leisten und einem gestreiften Henkel, die vielleicht aus einem zerstörten Grab in der ehemaligen Sandgrube der Ziegelfabrik in Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) stammt, kann man mit wenigstens sporadischer Besiedlung des Gebiets durch die Träger der Kosihy-Čaka-Gruppe rechnen. Ihre Anwesenheit könnten auch einige Gefäßfragmente mit Oberflächen, die durch Strohabdrücke angerauht waren, belegen. Die Fragmente wurden an Osthängen des Thebener Kogels (Devínska Kobyla) und auf dem unweit gelegenen Braunsberg (in Niederösterreich) gefunden. Der Ursprung einer für den Kampf bestimmten Geröllkeule aus Theben (Devín) wird traditionell im Milieu der Schnurkeramikkultur gesucht. Sie wurde direkt unter dem Burgberg im Fluss March (Morava) gefunden. Ein anderes steinernes Flachbeil stammt aus der Bratislavaer Ortslage „Polianky". Die Entwicklung an der Wende des Äneolithikums und der älteren Bronzezeit beeinflusste auf einem riesigen Gebiet von West- und Mitteleuropa neben den Trägern der Schnurkeramikkultur auch eine andere Fremdgruppe – die Glockenbecherkultur. Sie waren Bogenschützen, die Gefäße in Form einer umgedrehten Glocke aus rotem, völlig ausgebranntem Ton erzeugten. In unserer Stadt kann mit dieser Kultur bislang nur die aufgefundene, unverzierte Keramik aus Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) in Verbindung gebracht werden. Dort haben die Schöpfer der Spätphase dieser Kultur, die bereits an der Wende von der Jungsteinzeit zur frühen Frühbronzezeit liegt, wichtige Furteüber den Fluss March besetzt. Anhand der vorliegenden Kenntnisse konnten oder wollten sie anscheinend jedoch nicht mehr weiter östlich der Kleinkarpaten vorrücken. Ihren kurzfristigen Aufenthalt belegen nur die heute in Wien aufbewahrten Tassen des Typs der Leithaprodersdorf- bzw. Trausdorf-Gruppe, so wie auch ein Gefäß, das während der Grabungen auf dem awarisch-slawischen Gräberfeld in der Sandgrube der ehemaligen Ziegelfabrik in Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) entdeckt wurde.
Die Siedlung der Želiezovce-Gruppe auf dem Naherholungsgebiet „Zlaté piesky" („Goldene Sande")
Ivan Kuzma Die bislang umfangreichste Siedlung aus der Zeit der jüngeren Linearbandkeramikkultur und der Želiezovce-Gruppe wurde beim Bau des Hypermarktes „TESCO Zlaté piesky" am Stadtrand auf der Fläche von 8,5 ha erfasst. Den Bestand von wenigstens 9 Häusern zu identifizieren war manchmal nur anhand von Indizien möglich (wie z. B. die lineare Disposition von Pfahlreihen, das Vorhandensein mittiger, in drei Reihen angeordneter Tragpfahlgruben sowie das Vorhandensein von Baugruben). Alle Grundrisse sind nordost-südwestwärts orientiert.
Eine der wichtigsten Kenntnisse ist die Erkenntnis, die ermöglicht, die Typologie von Häusern zu erweitern. Im Unterschied zu einer klassischen 5-Reihen-Pfahlkonstruktion findet sich in den Fällen der Häuser Nr. 2, 4 und 5 auch eine Kombination von Pfahlgruben und Fundamentrinnen. Es handelt sich somit um den ersten Fall von Kombikonstruktion im Umfeld der Želiezovce-Gruppe. Die Bauten mit Kombikonstruktion waren bislang erst aus der Zeit der Lengyel-Kultur aus Svodín bekannt. Das Haus Nr. 9 (Objekt Nr. 200, 19,5 x 8,7 m) war mit fortlaufenden Randrinnen der Breite von 35 cm umgeben, wobei es an der Südostseite nicht geschlossen war bzw. dieses Teil nicht erhalten geblieben ist. Die Rinnen der längeren Seiten waren mit der Rinne der kürzeren Seite überkreuzt. Sie bildeten so Ausläufer in der Länge von 80cm (Südwestwand) bis 250cm (Südwestwand). Der gefundene Grundriss entspricht somit den Häusern Nr. 130 und 131 in Branč in der Ortslage „Nová taňa – Helyföldek", die jedoch erst in die Zeit der späten Lengyel-Kultur, in die Ludanice-Gruppe (benannt nach dem slowakischen Dorf Ludanice), datiert werden. Die Überkreuzung der Rinnen im Falle des Hauses Nr. 9 von „Zlaté piesky" würde sodann die Vermutung fortgeschrittener Zimmerertechniken ermöglichen, namentlich die der Anwendung der Zimmererverbindungen (Bolzeneinsatz), die auf das Vorhandensein einer Blockhauskonstruktion hindeuten könnte.
Aus der Sicht der Interpretation ist bislang die Situation im Sektor G-I/15-22nicht ganz klar, wo zwei unregelmäßige, sich in der Richtung Nordnordosten-Südsüdwesten erstreckende Reihen von Pfahlgruben in der Länge von 70 m und Breite von 4 m ermittelt wurden. Es handelte sich um Pfahlgruben vom Querschnitt von 30 bis 80 cm und mit unterschiedlicher Tiefe, sie bildeten insbesondere im Südsüdostteil dichtere Ansammlung. Die Reihe der Pfahlgruben schnitt im Südostteil den Bereich des Hauses Nr. 5. Am Südsüdwestteil war sie geschlossen und bildete gleichsam zwei Räumlichkeiten. Dieser Teil (4 x 15 m), bestehend aus Pfahlgruben vom Querschnitt von 30 bis 40 cm, befand sich neben dem Haus Nr. 5 und kann eine Einzäunung für Haustiere gewesen sein.
Die überwiegende Mehrheit der Objekte (außer Pfahlgruben) waren Gruben von kleinerem Querschnitt der Größe von etwa 1 bis 2 m. Es handelte sich um sehr flache Objekte, die Mehrheit davon erreichte die Tiefe von 10 bis 20 cm. Es handelte sich lediglich um Bodenflächen, da infolge der ungünstigen Witterungslage der Oberteil der Objekte bei der Beseitigung der oberen Bodenschicht zerstört wurde. Überraschend ist die ziemlich geringe Anzahl an Vorratsgruben, die ansonsten bei anderen Siedlungen der Želiezovce-Gruppe in reichlicher Anzahl befindlich sind. Aufmerksamkeit verdient davon das Objekt Nr. 175, eine Vorratsgrube, die vollständig mit größeren Mengen an Materialresten von Lehmschmierung ausgefüllt war, sie stammten vermutlich aus einer Hauskonstruktion. Im Objekt Nr. 169 wurde wiederum ein Lagerstein mitsamt reibenden Mahlsteinen für die Umwandlung von Getreidekörnern aufgefunden.
Reguläre Gräber in der Siedlung gab es nicht, dergleichen fehlen sie auch an anderen Standorten der Želiezovce-Gruppe. Häufiger kommen jedoch Bestattungen in Kultgruben vor. Beispielsweise im Objekt Nr. 235 (eine Vorratsgrube nahe des Hauses Nr. 8) wurde ein Skelett in rechtsseitiger Hockerlage gefunden, mit gefalteten, vor dem Gesicht situierten Händen, ohne Grabbeigaben.
Die Überzahl der Funde in den Objekten wurde von Keramik gebildet. Es handelte sich vornehmlich um dickwandige Keramik, in kleinerer Anzahl um halbdickwandige; die gezierte dünnwandige bildete nur eine Minderzahl. Die dickwandige Keramik enthielt im Großteil der Fälle deutliche Beimengung grobkörnigen Steingemisches, in einigen Fällen bis zum Querschnitt von fast 10 mm. Solcherlei Zusammensetzung ist für die Keramik der Želiezovce-Gruppe völlig atypisch. Dergleichen Charakteristik weist auch die halbdickwandige Keramik auf. Es zeichnet sich ab, dass für ihre Herstellung örtlicher Ton verwendet wurde. Dementgegen besteht die dünnwandige Keramik größtenteils aus gut geschlämmtem Material.
Die der jüngeren Linearbandkeramikkultur angehörige Keramik mit klassischer Notenverzierung (Notenkopfkeramik) stammt nur aus manchen Objekten; in den Objekten, die zu den Häusern gehörten bzw. auf ihr Vorhandensein hindeuteten, befand sich keine. Der Großteil der Keramik gehörte also zur Želiezovce-Gruppe, womöglich in die Mittelphase. Die Mehrheit des Keramikmaterials stammt aus halbkugeligen Gefäßen. Aufgefunden wurde eine geringe Anzahl angewandter zoomorpher Plastiken, welche in Form verschiedener Fortsätze und Zinken – am häufigsten als Darstellungsformen eines Stiers – auf der Keramik der Želiezovce-Gruppe aus anderen Fundstätten ziemlich zahlreich vertreten ist. Völlig fehlen auch anthropomorphe Darstellungen in Form von Gesichtern auf Gefäßen, bzw. auch freie Plastik. Zu den weniger häufigen Funden gehört ein erhalten gebliebenes, winziges birnenförmiges Hängegefäß mit drei durchbohrten Fortsätzen an der Stelle maximaler Bauchung. Die Verzierung bilden massive Ritze am Gefäßhals sowie im unteren Teil. Formgemäß entspricht es dem Kleingefäß aus der Pressburger Ortslage Mühltal (Mlynská dolina) und aus Schächtitz (Čachtice). Ein weiteres ist aus dem Objekt Nr. 140 bekannt. Dieses steht mit seiner Form dem Gefäß aus Neutra (Nitra) – der Ortslage „Mikov dvor" nahe. Die winzigen Kleingefäße werden häufigst mit Kultus in Zusammenhang gebracht, wobei sie als Art Rauchfässer oder Kleinbehälter für Aromengemische, bzw. als Hängelämpchen bei Kultuspraktiken verwendet worden sein dürften. In Zusammenhang mit Kinderbestattung werden sie wiederum von Eva Čermáková gesetzt, die aufgrund deren Form (Mohnkapsel) auch Betäubungstrunke in Betracht zieht.
Steinindustrie ist eher spärlich vertreten. Von geschliffener Industrie wurden lediglich zwei größere Beile aus Tonschiefer gefunden: eines davon unvollendet bzw. bei der Herstellung beschädigt, wohl aus heimischen Quellen stammend. Außer Beilen wurden nur sechs platte Äxtchen aufgefunden, überwiegend auch aus Tonschiefern der Karpatenregion aufgefunden. Dergleichen ist nur in geringem Maße auch Spaltindustrie vertreten, darunter überwiegen herkömmliche Abschläge, überwiegend aus Radiolarit (früher Kieselschiefer genannt).
Das Zeitalter der Metallwaffen und Schmuckstücke.
Bronzezeit (etwa 2300 bis 800 v. Ch.) und Früheisenzeit (etwa 800 bis 500 v. Ch.)
Die Bronzezeit (etwa 2300 bis 800 v. Ch.)
Juraj Bartík – Katarína Harmadyová

In der Bronzezeit bewohnten oder beeinflussten Träger von insgesamt elf archäologischen Kulturkreisen unmittelbar das Gebiet von Pressburg und dessen Umgebung: Chlopice-Veselé-Gruppe, Nitra-Kultur, Leithaprodersdorf-Gruppe, Aunjetitzer-Kultur (únětická kultúra), Wieselburger-Gruppe, Nordpannonische Kultur, Maďarovce-Kultur, Mitteldonauländische Hügelgräberkultur (stredodunajská mohylová kultúra), Velaticer-Kultur, Kritschener-Kultur (podolská kultúra) und Lausitzer-Kultur (lužická kultúra).
Die Haupterkenntnisquelle über die Anfänge der Bronzezeit sind Gräber mit nichtverbrannten Körpern. Das in Iwanka an der Donau (Ivanka pri Dunaji) entdeckte Gräberfeld der Träger der Chlopice-Veselé-Kultur sowie der Nitra-Kultur bestand aus 28 Gräbern, in denen es gelungen ist, zehn auf die rechte Seite gelegte Männer mit Kopf gen Norden und zwölf auf der linken Seite liegende Frauen mit Kopf südwärts zu identifizieren. Ein weiteres Gräberfeld der Träger der Nitra-Kultur wurde in der Katastralgemeinde von Zohor bereits in den 1970er Jahren entdeckt und seine Freilegung dauert seit 2009 an.
Zur Standardausrüstung eines Erwachsenen zum Beginn der Bronzezeit gehörte die Steinklinge zum Schneiden, später durch einen kurzen Kupfer- oder Bronzedolch ersetzt. Zu Alltagsgegenständen gehörte ebenso ein Knochenpfriem. Die Beerdigten wurden in Gräber mit Kupferzierden gelegt, welche entweder aus einem Draht mit einem kreisförmigen Querschnitt oder aus plattgeschmiedeten Stäbchen in Form eines Weidenblattes hergestellt wurden. Einfache Schmuckstücke von verschiedenem Durchmesser wurden als Ringe, Armbänder oder Kopfzierde getragen. Während die Kupferschmuckstücke in Form von Weidenblättern sowie Schmuckstücke aus Kupferdraht beide Geschlechter zierten, stolzierten nur die Frauen mit mehrreihigen Halsbändern mit aus Hirschgeweih ausgeschnittenen Korallchen. Von den Korallchen waren es mitunter eine beachtliche Menge: im Grab Nr. 9 in Iwanka an der Donau (Ivanka pri Dunaji) bis 892 Stück. Die Korallchen aus dem Hirschgeweih stellen uns vor die Frage, auf welche Art und Weise der Rohstoff für ihre Herstellung gewonnen wurde. Die Antwort in Gestalt von Steinspitzen für Pfeile und in Form von Pulsplättchen zum Schutz des Handgelenkes beim Anstoß der Bogensehne findet man in Gräbern mancher Männer. Es ist klar, dass die Pfeilschützen – ausgerüstet auch mit Schneidekanten tragenden Steinklingen mit wie auch mit Schlägeln aus Geweih – die Güter der Gemeinschaft, insbesondere die Herden, schützten, und vermutlich ebenso die Lebensmittelquellen durch die Jagd ergänzten. In den Gräbern von Trägern der Chlopice-Veselé-Kultur sowie der Nitra-Kultur findet man nur geringfügige Mengen keramischer Gefäße. Auf dem Gräberfeld in Iwanka an der Donau (Ivanka pri Dunaji) wurden nur drei Stück gefunden, davon zwei mit den charakteristischen Schnurabdrücken verziert.
Das Aufkommen der Bronzemetallurgie auf dem Gebiet der Westslowakei ist mit der Aunjetitzer-Kultur (únětická kultúra) verbunden. Auf das Gebiet der heutigen Westslowakei kamen ihre Träger aus dem Gebiet westlich vom Fluss March. Vermutlich führte das Zusammenleben zu einer Kulturassimilation der Altansässigen; beispielsweise in Lanschütz (Bernolákovo, ehemals Čeklís) belegen die Reste von Grabausstattungen die Nutzung von Friedhöfen seit der frühen bis in die vorangeschrittene Frühbronzezeit. In die Spätphase der Aunjetitzer-Kultur fallen auf dem Stadtgebiet eine Siedlung auf dem Thebener Burgfelsen sowie mehrere vereinzelte Funde von Bronzegegenständen. Im Vergleich zur Vorperiode wurden den Toten mehrere Gegenstände aus Bronze in die Gräber beigelegt: massive Flachbeile, Dolchklingen, aus Blech hammergeformte Stirnbänder und Armreife. Eine Fibel mit verschiedenartig dargestelltem Kopf wurde zu einem Standardbeiwerk für Gewänder beiderlei Geschlechter. Einzelne Personen mit Sonderstatus traten ihren letzten Weg mit Bronzehalsreifen sowie mit Gold- und Bernsteinzierden an. Soziale Unterschiede äußerten sich auch in der Tiefenlage sowie Gestaltung der letzten Ruhestätte. Die Ausstattung der Toten mit hochwertigen Zierden und Waffen wurde zur Zielscheibe von Grabplünderern.
Den Raum südlich des Flusslaufs der Donau besetzten in der Frühbronzezeit die Träger der Wieselburger-Kultur. In ihrer wichtigsten Fundstätte in der Slowakei, in Karlburg (Rusovce), gelang es bisher, aus dem großangelegten Skelettgräberfeld 35 Gräber zu untersuchen.
Der Gipfel und Abschluss der frühen Bronzezeit auf dem Gebiet der Westslowakei ist mit der Maďarovce-Kultur verbunden, welche Teil eines auch auf dem Gebiet von Österreich und Ungarn verbreiteten Komplexes ist. Die hohe Anzahl an Fundstätten und der Umfang der stattgefundenen ar-chäologischen Erforschungen ermöglichen es, Siedlungsareale ihrer Träger zu rekonstruieren. In Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) könnte solch ein Areal aus den Ortslagen Útočnica und Gräbern im Ortsteil Tehelňa, etwa 2 km voneinander entfernt, gebildet worden sein. Ein ähnliches Verhältnis lässt sich zwischen einem mit einem goldenen Ohrring und einem Tongefäß ausgestatteten Skelettgrab in der Ortslage Slovinec und der Siedlung auf dem Burgberg in Theben (Devín) vermuten. Die Träger der Maďarovce-Kultur hinterließen ebenfalls am Hang des Thebener Kogels (Devínska Kobyla) einen Sammelfund von Bronzezierden. Die Produktion von Lebensmitteln fußte auf Getreideanbau und Haltung von Haustieren. Eine Ergän-zungskomponente – gejagte Tiere und wild wachsende Früchte – wurde durch nicht bewirtschaftete oder anthropogen beeinträchtigte Landschaft erschlossen. In der breiteren Umgebung von Pressburg kennt man drei durch das Befestigungswerk geschützte Siedlungen der Maďarovce-Kultur: eine Anhöhe über der Donau in Theben sowie befestigte Siedlungen in Pudmeritz (Budmerice) und in der österreichischen Katastralgemeinde von Weidendorf.
Die Mittelbronzezeit stellt im Vergleich zur früheren und später folgenden Jungbronzezeit einen kürzeren Zeitraum dar. In ihren Anfängen gehen die befestigten Siedlungen der Maďarovce-Kultur unter und auf den alten Gräberfeldern hörte man auf zu bestatten, wodurch die Siedlungskontinuität unterbrochen wurde, die auf dem Gebiet zwischen den Flüssen March und Waag seit dem Anfang der frühen Bronzezeit Bestand hatte. Für die mitteldonauländische Hügelgräberkultur ist ein neuer Bestattungsritus unter einer aus Steinen und Ton aufgetürmten Aufschüttung – dem Grabhügel – charakteristisch. Skelettbestattungen unter Steinmänteln der Grabhügel sind aus Theben bekannt; vier nichtverbrannte Individuen und ein Brandgrab wurden in Mischdorf (Nové Košariská – ein Ortsteil von Dunajská Lužná) entdeckt. In Pressburg wurden Siedlungsobjekte der mitteldonauländischen Hügelgräberkultur während einer Rettungsgrabung anlässlich des Lafranconi-Brückenbaus gefunden. Auf dem Gebiet im Umfang von etwa 1700 qm gehörten zur mittleren Bronzezeit vier Siedlungsgruben.
Die Reste von zwölf überirdischen Bauten mit einem Orthogongrundriss und einer Fläche von 9 bis 16,5 qm sowie auch 45 Siedlungsgruben wurden in den Jahren 1998-2003 in Karlburg (Rusovce) in der Ortslage hinter dem Schlosspark freigelegt. Die Art und Weise der Anordnung von Wohnstätten in der Siedlung kann man als verstreut bezeichnen. Eine gewisse Siedlungsstabilität deutet der Wiederaufbau zweier Bauten nach deren Untergang auf der gleichen Stelle an. Die Siedlung in Karlburg (Rusovce) gehört bereits zum Abschluss der mittleren und somit zum Anfang der Jungbronzezeit.
Das Gebiet der Westslowakei gehörte in der Jung- und Spätbronzezeit in ein größeres Ganzes, bezeichnet als Kulturkomplex der mitteldonauländischen Urnenfelder, welcher mehrere Regionalgruppen aufwies. Die Funde aus manchen Objekten aus dem Anfang der Jungbronzezeit in Karlburg (Rusovce) hinter dem Schlosspark kann man mit denen an Fundorten im ungarischen Transdanubien vergleichen, für das mitunter der Begriff Vál I (nach dem Namen der dortigen Gemeinde Vál) benutzt wird. In deren Nähe gab es auch einen zeitgenössischen Sammelfund von Bronzewaffen und -zierden. In die Zeit der frühen Velatice-Kultur kann man auch die Siedlungen im nördlichen Teil der heutigen Stadt (in Theben-Neudorf – Devínska Nová Ves) und in der nahen Umgebung (Losorn – Lozorno) datieren. Auf dem Gräberfeld in Sachern (Zohor) wurden ebenso 15 zeitgenössische Gräber untersucht, in denen verbrannte Überreste von Verstorbenen samt Lebensmitteln und Flüssigkeiten in Gefäßen – Urnen – platziert wurden.
Bezeichnend für die Spätbronzezeit ist der Rückgang der Anzahl von Siedlungen, Gräberfeldern und Einzelfunden, zu beobachten in der gesamten Westslowakei und auch in der unmittelbaren Gegend von Pressburg. Die Abdämpfung der Siedlungsaktivitäten betraf nicht die Anhöhe über dem Zusammenfluss von Donau und March, auf welcher die Träger der Kritschener-Kultur um 900 v. Ch. eine Wallanlage mit Holzbauwerk errichtet hatten. Den Trägern davon gehören auch die Reste der Behausungen im befestigten Areal, außerhalb dessen und ebenso einige Brandgräber.
Aus der 1500jährigen Dauer der Bronzezeit registriert man auf dem Gebiet der heutigen Stadt über 30 Standorte mit Siedlungs-, Gräber- sowie gelegentlichen Sammelfunden, wodurch Pressburg zu den am dichtesten besiedelten Regionen der Slowakei gehörte. Das gewonnene Bild ist einerseits die Folge der strategischen Bedeutung dieses Gebietes, der großen Besiedlungsdichte sowie der Bewohnerzahl, andererseits auch das Ergebnis einer intensiven, mehr als 100 Jahre andauernden archäologischen Forschungsarbeit. Allerdings kann man diese nicht als beendet ansehen. Zweifelsohne wird sie in Zukunft durch weitere Standorte und Funde ergänzt, welche man bei der systematischen archäologischen Erschließung von Objekten findet oder auf die man zufällig anlässlich von Bauaktivitäten trifft. Allgemein lässt sich sagen, dass materielle Reste, welche uns vergangene Gemeinschaften auf dem Gebiet der Stadt und ihrer unmittelbaren Umgegend hinterlassen haben, im Zeitraum von der frühen bis zur späten Bronzezeit viele Züge einer natürlichen Entwicklung, einer Kontinuität, anzeigen. Zahlreiche Belege von „Interaktionen", deren mögliche Deutungsskala von einem gegenseitigen Warenaustausch über Sippenbindungen bis hin zu kriegerischen Zusammenstößen reicht, betreffen die nähere sowie breitere Umgebung der Stadt; Belege für Kontakte aus größeren Entfernungen (vertreten beispielsweise am Anfang der mittleren oder in der späten Bronzezeit) sind seltener. Es ist offenkundig, dass einige Orte, insbesondere der Burgfelsen in Theben (Devín), Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves – Ortslage „Útočnica") oder Karlburg (Rusovce – Ortslage Hinter dem Schlosspark) in mehreren Zeiträumen der Bronzezeit besiedelt waren. Der Grund dafür ist deren Lage an den Kommunikationslinien sowie eine ideale, vor Frühlingsüberschwemmungen geschützte und für die landwirtschaftliche Produktion geeignete natürliche Umgebung. Die Anzahl der Gräberfelder steht deutlich hinter jener der Siedlungen, was für alle Zeiträume der Epoche mit Ausnahme der Frühbronzezeit gilt. Aufgrund der paläodemographischen Auswertung der Siedlungen sowie der erhaltenen Siedlungsteile lassen sich bestimmte Schlüsse über die Anzahl der Mitglieder von dort ansässigen Gemeinschaften formulieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass nur einige zehn Bewohner offene Siedlungen in der Bronzezeit besiedelten; auf den zentralen, durch ein Befestigungswerk geschützten Siedelstätten, insbesondere auf der Burghöhe in Theben, siedelte wohl eine größere Gemeinschaft. Über die Wohnweise gibt es nur für einige Zeiträume Informationen. Freigelegte Baufundamente erlauben die Vermutung, dass in der Bronzezeit in den Häusern gewohnt wurde, deren Fundamente von Reihen in die Erde eingelassener Pfähle gebildet worden waren, insbesondere in der Spätbronzezeit auch in Halberdhütten. Der Vergleich der Lage von Siedlungsarealen im Laufe der frühen bis späten Bronzezeit zeigt, dass bei der Auswahl der Siedlungsstelle in der Landschaft gleiche Kriterien verfolgt wurden. Anhand von Verteilung der Standorte in der Landschaft unter Bevorzugung fruchtbarer Erdböden und anhand von Analysen erhaltener Tierknochen und verkohlter Getreidepflanzenreste gibt es keinen Grund anzuzweifeln, dass die Haupttätigkeit der Gemeinschaften der Bronzezeit in der Westslowakei die Landwirtschaft und die Haltung von Haustieren war. In allen Siedlungen wurde ebenso Holz bearbeitet und Stoffe gewoben, in den meisten von ihnen gab es tätige Handwerker: den Werkzeuge, Waffen und Schmuckstücke herstellenden Bronzeschmied, den Leder verarbeitenden Gerber und den Töpfer. Es ist offenkundig, dass ab dem Abschluss der frühen, in der mittleren Bronzezeit und vornehmlich in der Jungbronzezeit die Rolle der führenden Mitglieder der Gemeinschaft an Bedeutung gewann: die Angehörigen der Stammesaristokratie, welche zugleich die Aufgabe der Kriegshäuptlinge und Priester innehatten. Die mengengrößte Mittelschicht der Bevölkerung überwog sicherlich gegenüber der untersten, möglicherweise unterworfenen Schicht.
Obwohl die archäologischen Quellen nicht die Aussagekraft der geschichtlichen Urkunden erreichen, bieten sie uns eine solide Vorstellung über die Bevölkerung, welche während der Bronzezeit auf dem Stadtgebiet ununterbrochen Hunderte von Jahren lebte. Die Funde zeigen zugleich auf, dass die Träger der Kulturen der Bronzezeit keine isolierten, selbstgenügsamen Menschen waren, sondern sich stets um die Verbesserung des Lebens bemühten und im Austausch mit ihrem nahen sowie entfernteren Umfeld standen.
Das Gebiet von Theben (Devín) in der Bronzezeit
Katarína Harmadyová

Die ältesten Gegenstände aus der Bronzezeit stammen aus dem Burgareal und sie lassen sich der Aunjetitzer-Kultur zuordnen; untersucht wurde dort auch der Aunjetitz-Maďarovce- Horizont. Eine deutlichere Vertretung auf diesem Standort hatte die Maďarovce-Kultur. Mehrere Funde stammen ebenso aus dem Umfeld der Nordpannonischen Kultur. Vereinzelt gibt es Funde einer kleinen Plastik eines Pferdekopfes, welche mit einer weißen Inkrustation verziert wurde. Unter den Funden aus der Spätphase der Maďarovce-Kultur auf dem Thebener Burgberg befindet sich auch die sog. Litzenkeramik. Im oberen Teil des Mittelburghofs, nahe dem ehemaligen gotischen Garay-Palais, wurden Reste von frühbronzezeitlichem Befestigungswerk gefunden. Im Raum der unteren Burgstätte nordostwärts wurden Ruinen zweier Grabhügel aus der jüngeren Phase der mitteldonauländischen Hügelgräberkultur untersucht. Das Gebiet von Theben war in der Endphase der Bronzezeit relativ dicht besiedelt. Außer Keramik und vereinzelten Bronzegegenständen der Velatice-Kultur gelang es an der Stelle, wo ebenso Reste vom Befestigungswerk aus der frühen Bronzezeit ermittelt wurden, Reste von Erdwällen mit Steinkern freizulegen.
Die dichteste Besiedlung ist erst für das eigentliche Ende der Bronzezeit belegt, als hier die Träger der Kritschener-Kultur siedelten. Die archäologische Forschung an mehreren Standorten in der Gemeinde Theben bestätigte das Vorhandensein des Gräberfeldes aus der Zeit der ausgehenden Früh- und dem Anfang der Spätbronzezeit. Anhand der Keramikanalyse lassen sich die Funde in den Straßen „Brigádnická ulica" Nr. 42 und 68 in die Stufen Ha A2 – Ha B1 und „Brigádnická ulica" Nr. 27 in die ältere Phase der Kritschener-Kultur (Ha B1) datieren. In der Straße „Brigádnická ulica" Nr. 27 wurde in Sekundärlage auch eine Maske aus einem menschlichen Schädel gefunden. Die strategische und machtpolitische Bedeutung des Thebener Burgbergs in dieser Zeit wird auch durch Funde des Befestigungsbauwerks aus der Endbronzezeit bestätigt. Auf den Steinruinen des Befestigungswerkes aus dem Abschluss der Jungbronzezeit wurde eine Holzrostkonstruktion erfasst. Das hölzerne Schanzwerk wurde aus Eichenholz erbaut und ist auf das Ende der Spätbronzezeit (um 900 v. Ch.) zu datieren. Nahe dem Schanzwerk wurde auch ein Siedlungsobjekt mit einer Pfostenkonstruktion freigelegt. Auf der Thebener Burg und auf den Burgstätten „Nad lomom" und „Na pieskoch" bei Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) wurden vereinzelte Überbleibsel der Lausitzer-Schlesischen Phase der Lausitzer-Kultur gefunden.
Die Früheisenzeit (etwa 800/750 – 480/450 v. Ch.)
Etela Studeníková

Die Hallstattkultur erstreckte sich über das Gebiet vom heutigen Nordostfrankreich bis hin zum heutigen ungarländischen Transdanubien. Sie teilt sich in einen westlichen und einen östlichen Kreis. Für diesen Osthallstattkreis hat sich die Bezeichnung südost- und nordostalpine Region eingebürgert. Zu der nordostalpinen Hallstattregion gehörte auch das Gebiet der Südwestslowakei, besiedelt von der Kalenderberg-Kultur. In der ostalpinen Hallstattregion wurde die Ansiedlung auf mehreren Burgstätten und Höhensiedlungen, deren Fundamente bis in die jüngere Urnenfelderzeit (Theben – Devín) reichen, auch nicht in der Hallstattzeit unterbrochen. Zu Ende jener Zeit begann man, neue Siedlungen zu erbauen –häufig mit der Gliederung des inneren Areals –,welche später zu hallstattzeitlichen machtwirtschaftlichen Zentren wurden.
Auf dem Gebiet von Pressburg befinden sich zwei bedeutende Höhensiedlungen. Die bedeutende Stellung der Ansiedlung auf der Thebener Burg, und dies seit dem Anbeginn der späten Bronzezeit und in der Hallstattzeit, entspringt nicht nur ihrer strategischen Situierung, sondern war verstärkt durch die Konzentrierung von Höhensiedlungen in der Gegend. Über dem rechten Marchufer standen eine Burgstätte in Stillfried an der March mit Belegen von Textil- und Metallgussproduktion und eine Ansiedlung auf dem imposanten Braunsberg bei Hainburg. Insbesondere Braunsberg und Theben (Devín), die zwei herausstechenden Felsen über der Donau vor deren Einfließen in das Donautiefland (in seinen Teil Donauebene – Hainburger Pforte bzw. Thebener Pforte, ehemals Porta Hungarica – Ungarische Pforte – genannt), standen funktionsgemäß im engen Zusammenhang. Das Hinterland von Braunsberg und Theben (Devín) wurde von einigen Tieflandorten gebildet, vornehmlich auf dem rechten Ufer von March und Donau. Verhältnismäßig dicht war die Besiedlung auch auf dem Linksufer, wo die Ortschaften auf erhöhte Terrassen der March und auf Anhöhen nahe von Bächen (Theben-Neudorf – Devínska Nová Ves, Thebensee – Devínske Jazero) erbaut worden waren.
Eine weitere (vermutlich befestigte) Höhensiedlung entstand auf dem Pressburger Burgfelsen und wurde zum Zentrum des Ostteils der Region. Ihre wirtschaftliche Machtstellung in Bezug auf beide Siedlungen in deren „Vorburg" (in der Altstadt) und auf das dichte Netz von Tieflandsiedlungen, in gleichsam gleichmäßigen Entfernungen voneinander ost- und nordwärts verteilt, ist mehr als wahrscheinlich. Die Ortschaft auf dem Burgberg war die erste in der Höhensiedlungs- und Burgstättenkette längs der Osthänge der Karpaten (Sankt Georgen-Neustift (Svätý Jur-Neštich), Obernußdorf (Horné Orešany), Smolenitz (Smolenice)-Molpir, Prašník-Tlstá hora). Ausgehend von dieser Strecke breiteten sich neue Ideenimpulse sowie Waren von Prestigecharakter aus dem Süden aus, vornehmlich aus dem breiteren Bereich der Nordadria, jedoch vermutlich ebenfalls aus dem Westen. Die außergewöhnliche Bedeutung der Siedlung wird nebst den Funden keramischer Formen mit Verbindungen zu „fürstlichem" Milieu in der Steiermark beispielsweise auch durch einen Fragmentfund eines Gefäß bezeugt, welches ursprünglich mit der klassischen Kalenderberger figuralen Szene verziert wurde, zweifelsohne mit ähnlichem Inhalt, wie die aus den Funden auf dem Hügelgräberfeld in Dunajská Lužná – Ortsteil Mischdorf (Nové Košariská) und in der heutigen Gemeinde Janíky. Es handelt sich um eine Adorentengestalt auf einem Bruchstück eines Gefäßhalses (Kegelhalsgefäß), erst kürzlich dank Roman Čambal in den Sammlungen des Archäologischen Museums des Slowakischen Nationalmuseums „wiederentdeckt". Von den abgebildeten Figuren sind ebensolche Adorentengestalten am häufigsten vertreten. Einige werden gedeutet als weibliche Gottheiten oder werden der „Großen Göttin" gleichgestellt. Jedoch lediglich eine Adorantin wurde in den Sphären über der irdischen Welt dargestellt. Sie steht auf dem Gipfel eines Baums mit hochwärts gerichteten Zweigen, der aus einem Hügelgrabgipfel emporwächst. Sie war Bestandteil einer Szene auf einem der Gefäße, welches im Hügelgrab II in der heutigen Gemeinde Janíky gefunden wurde. Zu den Funden, die vermuten lassen, dass in der Pressburger Region solche Motive ziemlich früh erschienen sind, die in den Szenen mit anthropomorphen und zoomorphen Figuren gipfelten, welche bis auf Ausnahmen auf der Bestattungskeramik der sogenannten Fürstenhügelgräber in Anwendung kam, gehört die sogenannte subfigurale Gestalt auf einem der Zielscheiben-Anhänger aus der Siedlung in Theben (Devín).
Der chronologisch älteste Hallstattfundfonds stammt aus den Tieflandsiedlungen in der Altstadt, in Weinern (Vajnory) und auch aus Triblavina (ein Landwirtschaftshof, Ortsteil von Kroatisch-Eisgrub / Chorvátsky Grob). Die Besiedlung dieser Ortschaften wie auch der anderen ist allerdings erst am Ende der Entwicklung der Kalenderberg-Kultur belegt. Nebst zahlreichen rechtwinkligen Wohnstätten vom Erdhütten- und Halberdhüttentyp wie auch Erdmieten (Vorratsgruben) wurden während Geländeforschungen beispielsweise in Weinern (Vajnory) Holzbrunnen mit kunstvoller Konstruktion und ein Objekt mit Zimmerung auf dem Ufer eines toten Donauarmes, der eine Siedlung geteilt hatte, freigelegt. Der Bau diente höchstwahrscheinlich zur Verbindung des Nord- und Südteils des bewohnten Areals.
Von der Textilproduktion in den Wohnstätten zeugten Funde zahlreicher Spinnwirtel und von Restbeständen tragbarer Gewichtswebstühle (in Weinern / Vajnory, Theben / Devín, Triblavina). Die große Menge an keramischen Erzeugnissen in den Siedlungen ermöglicht die Annahme von verbreiteter Keramik-Heimproduktion. Die Siedlungen in der untersuchten Region im Unterschied zu anderen Ortschaften der Kalenderberg-Kultur in der Südwestslowakei ergaben eine ganze Skala an Mondidolen aus Ton mit diversen symbolischen Elementen. Die Töpferei und die Weberei waren in der Hallstattzeit Wirkungssphäre der „Herrin" des Hauses, ähnlicherweise auch die Rituale, deren Bestandteil die Mondidole waren. Auf den Siedlungen in Weinern (Vajnory) und im unweit gelegenen Triblavina wurden ebenso zwei Gruppen von nichtheimischen keramischen Formen gefunden. Deren Vorlagen und direkte Analogien gibt es im Südosten Europas bei Küchengeschirr des Basarabi-Kulturkomplexes. Töpfe mit Perforierung unterhalb des Mündungsrandes sind wiederum osteuropäischer Provenienz. In den Tieflandsiedlungen war Knochen- und Geweihbearbeitung verbreitet, welche sich vornehmlich auf die Herstellung von einfachen Werkzeugen (Pfrieme, Spitzen, Spinnwirteln, Glätter) bezog, doch auch sog. „Schlittschuhe" oder reichlich verzierte Hefte (Griffe) von Mes-sern und anderen größeren Werkzeugen gehörten zum Spektrum.
Belege für Metallgussproduktion sind sporadisch. Mit dieser hängen Tontiegel verschiedener Formen zusammen, welche während neuerer Erforschungen in Theben (Devín) gefunden wurden, aber auch auf einer der größten erforschten Siedlungen, an der Autobahnraststätte in Triblavina. Aus Theben (Devín) stammt ein Teil eines einzigartigen, mehrteiligen Sandsteinmodells mit fünf Negativen, von denen einige, insbesondere die Rosetten, auf eine Verbindung mit der südostalpinen Hallstattregion hinweisen. Bronzeerzeugnisse selbst kommen allerdings in der Pressburger Region lediglich sporadisch vor. Es handelt sich um ein paar Bruchstücke von Fibeln (männlichen Gewandnadeln), eine harfenartige Fibel (Spange vom Frauengewand), Spiralenohrringe und das Bruchstück eines tordierten Halsreifs. Aus den umliegenden Standorten, welche unmittelbar mit der Besiedlung in der Stadt in Zusammenhang stehen, sind allerdings ebenso Brillenfibeln und schiffchenförmige Fibeln (Stampfen – Stupava, Stillfried, Bad Deutsch-Altenburg) bekannt. Einige aus der Kollektion von 13 Hallstattfibeln, welche in den Sammlungsfonds des Pressburger Städtischen Museums aufbewahrt werden, könnten unter Berücksichtigung des Sammelradius aus den örtlichen Standorten stammen. Das neue Metall – das Eisen – war wohl äußerst wertvoll, vielleicht deswegen ist dieses auf den Pressburger Siedlungen selten. Im Vergleich mit dem reichen Spektrum an Waffen, Werkzeugen und Schmuckstücken aus der Burgstätte Molpir in Smolenitz (Smolenice), wurden hierorts lediglich einige Messer, Bruchstücke von Fibeln, ein Ärmchenbeil sowie ein Bruchstück einer Sichel gefunden.
Auf dem heutigen Stadtgebiet wurden vorwiegend arme Brandgräber im Stadtteil Karlburg (Rusovce) gefunden; und unlängst ist es gelungen, in der Nachbarschaft der Neubausiedlung in Weinern (Vajnory) zwei Kammergräber freizulegen. Auf den alten Landkarten sind allerdings in der Gemarkung der Stadtteile Bischdorf (Podunajské Biskupice) und Dornkappel (Trnávka), sowie an der Grenze von Fragendorf (Vrakuňa, heute ein Stadtteil von Pressburg) und Bruck an der Donau (Most pri Bratislave) gewisse, den Hügelgräbern ähnliche Gebilde noch in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. eingezeichnet. Zwei kleinere Hügelgräber standen noch bis unlängst zwischen dem Gutshof Lieskovec (Mogyorós Puszta, eine Ortslage im Stadtteil Bischdorf – Podunajské Biskupice) und Wolfsrüssel (Vlčie hrdlo, eine Ortslage im Stadtteil Rosenheim – Ružinov) und ein Hügelgrab ist in Bruck an der Donau (Most pri Bratislave) der langfristen Verwüstung ausgesetzt. Die Erhebungen, welche die Form von Hügelgräbern haben, sind auf den Landkarten aus dem 18. Jh. in der Gemarkung von Blumenau (Lamač), im der Umgebung der heutigen Iwankaer Altstraße (Stará Ivanská cesta) sowie unterhalb des heutzutage nicht mehr existenten Standorts „Biely Kríž" in der Gemarkung von Weinberge (Vinohrady) im Bratislavaer Stadtteil Neustadt (Bratislava – Nové Mesto) markiert. In der heutigen Gemeinde Janíky wurde eindeutig nachgewiesen, dass solcherlei markierte Erhebungen Hügelgräber aus der Hallstattzeit sind. Das Interessante an Schaap (Dedinka pri Dunaji – ein Ortsteil der heutigen Gemeinde Nová Dedinka) und Mischdorf (Nové Košariská – ein Ortsteil der Gemeinde Dunajská Lužná) ist, dass bereits der berühmte Pressburger Architekt, Hydrologe und Kunstsammler italienischer Abstammung, Enea Grazioso Lanfranconi (1850-1895), im ausgehenden 19. Jh. im Umkreis seiner Wirkstätte Kenntnisse über etwa tausend Hügelgräber ansammelte. Einige davon könnten auch aus der mittleren Bronzezeit oder aus der frühen Urnenfelderzeit gewesen sein, jedoch wurden diese oftmals später von den Eliten der Hallstattzeit für die Errichtung ihrer reichlich ausgestatteten Gräberkammern wiedergenutzt.
In der höchsten Blütezeit der Kalenderberg-Kultur mit weit gefächerten, überregionalen Kontakten kam es um 600 v. Ch. zu einer plötzlichen Ruptur, welche den Untergang aller Siedlungen nicht nur im Umfeld von Pressburg mit sich brachte. Vermutlich führten dazu solche geschichtlichen Ereignisse, welche ebensolche Spuren in Gestalt von niedergebrannten Wohnstätten in Triblavina zurückließen. Diese wurden vermutlich von Bogenschützen hervorgerufen, deren Pfleilenspitzen in Theben (Devín) oder in der Altstadt vorgefunden wurden.
Das Umfeld des heutigen Theben (Devín) in der Hallstattzeit
Katarína Harmadyová Die Bevölkerung des Thebener Raums überdauerte wohl kontinuierlich, auch in der frühen Eisenzeit. Die Holzerdbefestigung ist mithilfe von C14 in den Zeitraum um 900 v. Ch. datiert worden, ihre Dauer ist jedoch auch in der Folgezeit archäologisch nicht belegt.
Der Verteilung von Siedlungsobjekten nach schien sich auf dem Burgberg in der Hallstattzeit eine unbefestigte Siedlung zu befinden. Bei der Untersuchung des Hofplatzes der mittleren Burg in den 1930er Jahren wurden bei dem Burgbrunnen Reste von „Hallstattwohnstätten" freigelegt, deren Bestandteil auch vier Feuerstätten gewesen sein dürften. In den 1990er Jahren wurde während der Erforschung des Baus I ein „Kultschacht" gefunden. Die Hallstattobjekte und die Kulturschicht wurden evident durch einen Bau aus der Römerzeit beschädigt. Eine intensive Besiedlung in diesem Teil der Burgsiedlung in der Stufe HaC1 wurde auch durch eine neuliche archäologische Forschung bestätigt. Es wurden hier Fußböden von Siedlungsobjekten, Materialreste von Wandkonstruktionen aus Lehmschmierung sowie Reste eines Ofens gefunden. In der Nähe dieser Objekte wurden auch zwei kleine Kinderskelette entdeckt
. Die Mehrheit der eingesunkenen Siedlungsobjekte wurde jedoch im Areal der unteren Bergsiedlung ausgemittelt. In einer davon wurden an einer Wand Tongewichte in zwei Reihen gefunden. Ein Beleg für die Fertigungs-Produktionstätigkeit ist auch der Fund einer Mehrzweckabgussform, ausgegraben während einer Erforschung Ján Dekans. Außer Siedlungsobjekten wurden im Raum der unteren Burgsiedlung auch mehrere Siedlungsgruben freigelegt. In einer davon wurden sechs Gefäße, ein Rossschädel, eine Pferdeplastik aus Ton und eine Spinnwirtel vorgefunden. In den Kultbereich gehören auch mehrere Fragmente von tönernen Mondidolen, welche auf der Thebener Burg gefunden wurden. Aus der Endperiode der Hallstattzeit sind aus dieser Burg bisher zwei Funde von bronzenen dreieckigen Pfeilspitzen bekannt.
Von den Keltensiedlungen zum Oppidum. Späteisenzeit
(2. Hälfte des 5. Jhs. v. Ch. bis zur Zeitrechnungswende)
Die latènezeitliche Ansiedlung auf dem Stadtgebiet von Pressburg
Igor Bazovský – Radoslav Čambal

In den mitteldonauländischen Raum drangen die ersten Kelten bereits in der Frühlatènezeit vor. Es wird angenommen, dass es sich in der hier fokussierten Region anfänglich um kleine prospektiv gezielte und gut bewaffnete Gruppen handelte, welche in der zweiten Hälfte des 5. Jhs. bis an die Mitteldonau heranrückten. Aus dem Gebiet von Pressburg ist eine Siedlung in der Ortslage „Veľká Lúka" im Stadtteil Kaltenbrunn (Dúbravka), und aus dessen naher Umgebung ein Gräberfeld in Stampfen (Stupava) bekannt. Ein Beleg für die keltische Besiedlung in der Frühlatènezeit ist der Fund eines Paars bronzener Beinringe in Ratzersdorf (Rača), gefertigt im plastischen Stil. Die Beinringe stammen wahrscheinlich aus einem Grab, ähnlich wie ein Gefäß aus der Mittellatènezeit, gefunden beim Bau des Kaffeehauses Luxor in der Štúrova Straße (Štúrova ulica). Aus der entwickelten Phase der Mittellatènezeit stammt ein Skelettgrab mit zwei Gefäßen, freigelegt beim Bau eines Familienhauses in der Kovácsstraße (Kovácsova ulica) in Ratzersdorf (Rača). Aus dieser Zeit, d.h. aus der entwickelten Phase der Mittellatènezeit, erscheinen sporadische Spuren nach der Besiedlung auch in der Umgebung von Pressburg. Sie befinden sich in den Stadtteilen Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves), Theben (Devín), Kaltenbrunn (Dúbravka) und Weinern (Vajnory). Nach der derzeitigen Sachlage der Forschung scheinen sich, ähnlich wie in der Frühlatène- so auch in der Mittellatènezeit, die meisten Siedlungen und Grä-berfelder außerhalb der hierbei untersuchten Region zu konzentrieren. Zu einer starken Zunahme der Besiedlung kam es erst im Zusammenhang mit der Ankunft der Boier in der Spätlatènezeit.
Das keltische Oppidum in Bratislava
Andrej Vrtel

Die günstige Lage der Gegend des heutigen Pressburg hat im entscheidenden Maße zu einer intensiven Besiedlung dieses Standortes in der Spätlatènezeit beigetragen. Pressburg gehört zu den Standorten vom Typus „Zemplin", für welche eine befestigte Akropolis charakteristisch ist, die durch Siedlungen mit Produktionsstätten umschlossen war. Die Akropolis befand sich auf der Burganhöhe, die Vorburg auf dem Gebiet der Altstadt. Weiter nordwärts, auf dem heutigen Platz Námestie slobody, erstreckte sich eine auf die Herstellung von Keramik spezialisierte Satellitensiedlung. Die neuesten Berechnungen zeigen, dass die Spätlatènesiedlung in Pressburg eine Fläche von insgesamt nahezu 98 ha in Anspruch genommen hat.
Die Befestigung der Akropolis, deren Verlauf zu erfassen es am Südosthang des Bergfelsens gelang, bestand aus einem Holz-Erde-Wall mit einer Frontmauer aus trocken aufeinander gesetzten Steinen und einem Spitzgraben (Tiefe 3,8 m, Breite 6 m). Problematisch bleibt das Mauerobjekt Nr. I mit Mörtelboden und Abwasserkanal in der Kapitulská Straße 17, welches früher als ein Zangentor (ein Tor von zangenförmigem Grundriss mit einem zweibahnigen Eingang) gedeutet wurde. Die Grabungen unter der Leitung von Branislav Lesák in der Ortslage in der Venturgasse (Ventúrska ulica 7) haben nämlich das Erbauen des Kanals erst nach der Zuschüttung des Verteidigungsgrabens in der Stufe LT D2 nachgewiesen.
Die Wohnobjekte waren aus architektonischer Sicht recht mannigfaltig. Zu den Wohnstätten werden in erster Linie eingesenkte Objekte mit rechteckigem Grundriss und mit Stützsäulen des Dachfirsts in der Mitte der kürzeren Seiten zugeordnet. Auf dem Gebiet des heutigen Bratislava tauchen auch auf der Landoberfläche gebaute rechteckige Wohnstätten mit Mehrpfahl-Konstruktion auf. Die Wände dieser oberirdischen Bauten pflegten mit geflochtenen Gerten und mit Lehm ausgeschmiert zu werden (Flechtwerkwände), wobei die Außen- sowie die Innenschichten der aufgetragenen Lehmschmierung sorgfältig zurecht gestrichen wurden. Eine andere Baulösung nahm auf den Ton gesetzte Steine in Kombination mit in den Wänden eingelassenen Pfählen eines versenkten Innenraums in Anspruch. Einige Grundrisse versenkter Bauobjekte ohne Pfahlgruben sind in einer hypothetischen Ebene für Reste von Blockhütten zu halten. Die Fußböden der Häuser waren in der Regel mit einer dünnen Feintonschicht bedeckt.
Zur Lagerung landwirtschaftlicher Produkte und Vorräte dienten einfache versenkte Vorratsgruben mit verengten Mündungsöffnungen. In einem sich kegelförmig ausdehnenden Raum neigten sich dessen Wände zu einem flachen oder gemäßigt waschschüsselartigen Grubenboden hin. Aufmerksamkeit verdienen auch Entdeckungen sogenannter Brotöfen, die sich durch Hufeisengrundriss und Gewölbekuppel auszeichnen. Sie dienten zur Nahrungszubereitung, Trocknung des feuchten Heus nach der Entnahme aus der Vorratsgrube usw. Zu den recht wiederholten Funden im Bereich des Bratislavaer Oppidums gehören tiefe, schachtartig eingetiefte Gruben mit rechteckigem Grundriss (Maße: 100-120 x 150 cm). Ihre Deutung ist nicht immer eindeutig (vielleicht Brunnen oder Lagerräume?). Gleichfalls wurden große, unregelmäßige Exploitationsgruben freigelegt, welche bei der Entnahme der hochwertigen Lehmmassen entstanden sind (sog. Tongruben).
Unter den Produktionsobjekten sind ganz klar Töpferöfen mit aufsteigender Flamme (vertikaler Zug von unten nach oben) vertreten, auf dem Gebiet von Pressburg wurden insgesamt 17 vollständige und beschädigte Töpferofengrundrisse mit Datierung in die Spätlatènezeit gefunden, davon zwölf im Bereich zwischen der Michaelergasse (Michalská ulica) und Ursulinengasse (Uršulínska ulica). Der Großteil besitzt ein Rundfeuergitter über einer ein- oder zweiteiligen Heizkammer. Eine derartige Konzentrierung der Töpfertätigkeit in eine eigenständige Produktionszone und die Verbindung mehrerer Öfen zu Ofenbatterien lassen sich berechtigt für Nachweise einer organisierten, zentralisierten und spezialisiert-handwerklichen Produktion halten, die über den Rahmen eines lokalen Marktes hinausging
Direkten Nachweis des Eisenmetallhüttenwesens auf dem Gebiet des heutigen Pressburg bieten beschädigte Eisenhüttenöfen, freigelegt auf dem heutigen Hviezdoslavplatz (Hviezdoslavovo námestie 14) und Rudnayplatz (Rudnayovo námestie 4), welche wahrscheinlich dem für den Ostlatènebereich charakteristischen Typus „Burgenland" entsprechen. Eine Schmiedewerkstatt lässt sich anhand Fundlage und Anhäufung der charakteristischen Eisenschlacke immerhin in der Michaelergasse (Michalskáulica 9) bestimmen. Im Zusammenhang mit der Ausübung der Metallgießerei und des Münzwesens steht ein Werkstattobjekt in der Herrengasse (Panská ulica 19). Mehrere solcher Funde von Werkstätten mit kombinierter Produktion zwingen uns, die Vorstellung von Serienproduktion und enger Spezialisierung abzulehnen. Anhand der Gesamtanordnung der Fertigungsgelände lässt sich feststellen, dass die Hauptkolonie der Metallgießerei sich am Südosthang des Burgfelsens (in der Linie Weidritz (Vydrica) – Herrengasse (Panská ulica) – Michaelergasse (Michalská ulica)) befand, mit einer deutlichen Bindung der Ortslage an den nahe befindlichen Wasserlauf. An der Nordnordwestseite der Akropolis bestand vermutlich ein weiterer Werkstattbezirk (in der Linie der heutigen Straßen Partizánska ulica – Palisády – Mudroňova ulica), in dessen Rahmen die Metallgussarbeiten ausgeführt wurden. Eine weitere Geländeuntersuchung hat ergeben, dass die Metallverarbeitung auch direkt innerhalb des befestigten Bereichs anzunehmen ist. Die Unterbringung der Werkstätten hing von den Sicherheitsmaßnahmen (angesichts des Feuersbrunstrisikos), den Raumansprüchen der Arbeitsstätten, sowie auch von der gesellschaftlichen Bedeutung der Fertigung und dem Kontrollbedürfnis ab. Die Erzeugung von Schrötlingen (Münzronden) wurde auf dem Gebiet von Bratislava nicht an einer Stelle konzentriert – aufgrund der Funde lassen sich einstweilen vier Werkstätten vermuten. Bislang ist es nicht gelungen, die Orte zu identifizieren, wo der Vorgang der eigentlichen Münzprägung ausgeführt wurde.
Die materielle Kultur der Oppida und der zeitgenössischen offenen Siedlungen zeichnet sich durch ein für ihre Zeit hohes Zivilisationsniveau aus. Die Fertigung von Keramik war sowohl auf technischer, wie auch auf ästhetischer Ebene hervorragend beherrscht. Der überwiegende Großteil der Gefäße wurde auf einer schnell rotierenden Töpferscheibe geformt; zeitgleich kommt allerdings auch die handgeformte und später nachgedrehte Keramik vor. Im Vergleich zum Fundbestand der unbefestigten Spätlatènesiedlungen kann im Falle von Bratislava eine erhöhte Variabilität innerhalb der einzelnen Keramikgruppen festgestellt werden. Einer außergewöhnlichen Beliebtheit hat sich wegen ihrer vorteilhaften Gebrauchseigenschaften die Graphittonkeramik erfreut. Das Vorkommen einiger spezifischer Gefäßformen (z. B. Dreifußkessel) zeugt von der lokalen Fertigung der Graphittonkeramik aus einem Einfuhrrohstoff. Ein Muster des hochentwickelten Handwerks der Töpfer sind Gefäße mit bemalter Oberfläche, gefertigt aus einem feinen Material und ziegelbraun gebrannt durch die oxidierende Ofenatmosphäre. Die Hauptformen der bemalten Spätlatènekeramik sind bei uns angesichts der Vorkommensfrequenz Flaschengefäße. Die Technik, die im breiteren Maße bei der Verzierung grauer und graubrauner Keramik zur Geltung kam, war die Einglättung, d.h. die Einprägung gerader oder rundlicher Linien in die ungebrannte Gefäßoberfläche. Typologisch lässt sich die Keramik etwa in zehn Grundgruppen einteilen: 1. Töpfe, 2. Flaschen bzw. Vasen, 3. Fässchen, 4. Becher, 5. Schüsseln, 6. Kessel, 7. Vorratsbehälter, 8. Topfdeckel, 9. Durchschläge, 10. besondere Formen.
Bemerkenswert ist die hohe Anzahl von Bodenzeichen an Gefäßböden (15 Typen), vor dem Brennen in den Töpferton eingeglättet oder eingeritzt. Die Bodenzeichen treten überwiegend auf den Töpfen auf, nur vereinzelt auf Gefäßen anderer Formen (Kessel, Vasen, Becher). In der Sonderkategorie der technischen Keramik wurden diverse Formen von Tiegeln, Tongussformen und den sog. Schrötlingsgussdosierplatten zur Herstellung der Münzschrötlinge sowie von Düsenziegeln erfasst. Unvollkommen gebrannte Pyramiden-Webgewichte erfüllten die Aufgabe der Beschwerung der Kettfäden bei einem Senkrechten, handbedienten Gewichtswebstuhl.
Ein Bestandteil des Alltags waren auch kleine Bronzegegenstände. Für die Datierung sind vor allem die Gewandnadeln – die Fibeln – von Bedeutung. Statistikgemäß ist die weitverbreitetste Fibelform im Bereich des Pressburger Oppidums der Typus Almgren 18 – die geschweifte Fibel. Die Fibeln des Typus Almgren 18 werden im Allgemeinen als typische Erzeugnisse der jüngeren Stufe der Spätlatènezeit (LT D2) betrachtet.
Der Rundschmuck ist vertreten durch offene Armreife und den Torques mit Verschluss aus einer Klinkverriegelungsvorrichtung. Eine zahlreiche und mannigfaltige Gruppe wird von Teilen eines Gürtels gebildet. Aus dem Gebiet von Pressburg sind bekannt: Kettengürtel aus mit Kettchen verbundenen Plättchen-Kettengliedern, Palmettenschließen, pinzettenförmige Riemenzungen und vereinzelt auch Teile des Astragalgürtels. Die Führungsringe mit sattelförmiger oder halbrunder Befestigungsplatte – einer klammerartig gebogenen Anschlusskappe – waren Bestandteil der hölzernen Doppeljoche der Pferdegespanne. Im Laufe der Latènezeit wurden diverse lokale Abwandlungen dieser Art der Bronzebeschläge gefertigt. Als Nachweis des Münzwesens werden üblicherweise Funde feiner Balkenwaagen angesehen, die aus einem Waagebalken und aus auf den Kettchen hängenden Schalen bestehen.
Die Eisenverarbeitung wird durch Waffenfundstücke bekundet, obwohl ihre Skala nicht allzu breit ist (diverse Pfeilspitzen, Fragment eines zweischneidigen Schwertes, ein Plättchen des Schuppenpanzers, eine asymmetrische Wangenklappe eines Helms). Interessanterweise werden aus dieser Zeit auch überhaupt die ersten Nachweise der Behufung auf diesem Gebiet registriert. Zur Ausrüstung des Reiters in der Spätlatènezeit gehörten ebenfalls die Sporen.
Das Schmiedehandwerk wird auf dem zu betrachtenden Gebiet durch Funde des Schmiedeabfalls – der Schlacke – belegt und insbesondere durch die Erzeugnisse selbst, welche entweder einzeln oder als Depotfunde entdeckt wurden. Unter den ackerbaulichen Gerätschaften sind hauptsächlich die Pflugscharen in robuster Breitausführung zu erwähnen, welche zusammen mit dem Fund eines Pflugseches auf das Vorhandensein der fortgeschrittenen Sohlenpflugkonstruktion hindeuten. Die Mähgerätschaften sind einstweilen durch eine Sense und einige Klemmringschellen vertreten. Zur Holzbearbeitung und -verarbeitung dienten Beile und Äxte, Beitel und Löffelbohrer. Mit der Ausführung der Schmiedearbeit in Zusammenhang stehen Durchschläge und tragbarer Kleinamboss. Unter den Alltagsgegenständen ist am häufigsten das Messer mit Angel für das Ansetzen des Messerheftes vorhanden. Die allgemeine Verbreitung von Eisen in der Spätlatènezeit belegen die Funde von Baubeschlägen (Schlüssel, Nägel, Bauklammern). Im Bereich des Oppidums in Bratislava wurden bislang nur sporadisch Glas-Erzeugnisse aufgefunden – Armbänder und Korallchen (Glasperlen). Erzeugnisse aus Knochen und Geweihen sind beispielsweise Spielwürfel länglicher Form mit gründlich bearbeiteter und polierter Oberfläche. Von den mit aufwändigen Schnitz- und Gravurtechniken gefertigten Gegenständen verdient die Aufmerksamkeit ein unikales Zielscheibenplättchen, ausgeschnitzt aus einem Elchgeweih. Erwähnenswert sind zweifelsohne ebenfalls Schreibhilfsmittel, Griffel bzw. Stili (lat. stili). Zu den recht häufigen Funden gehören Drehmahlsteine. Unter anderen Steingegenständen finden sich Schleifsteine mit Viereckquerschnitt.
Die Einbeziehung des Pressburger Oppidums in den Fernhandel belegen italische Einfuhrgüter: Bronzegefäße (Situla vom Typus Eggers 16, Oberteile von Griffen von Durchschlägen in Form eines Schwalbenschwanzes, bewegliche Ringgriffe von Schüsseln des Typus Eggers 91 – Sojvide), Amphorenfragmente, kampanische Keramik, frühaugusteische Terra Sigillata, Gemmen u.dgl. Im lokalen spät-latènezeitlichen Milieu kam auch ein undeutlicher Einfluss der thrakischen materiellen Kultur zur Geltung, eingeschränkt im Grunde auf zwei Keramikformen – konische Tassen mit robustem Bogenhenkel und dickwandige Topfgefäße mit mäßig klaffender Topföffnung.
Nach derzeitigem Forschungsstand kann die Formierung der Struktur des Oppidums in Bratislava für irgendwann an der Wende der Stufen LT C2 und LT D1 gedeutet werden. Das Oppidum knüpfte an das Bestehen einer Spätlatènesiedlung an, deren Umfang nicht genauer bestimmt werden kann. Anhand der Nachweise des Katastrophenhorizontes und der einheitlichen Anlegung von Münzdepots
scheint das Oppidum in Bratislava in der Zeit um die Mitte des 1. Jhs. v. Ch. von einem feindlichen Überfall heimgesucht worden zu sein. Die Funde berechtigen jedoch zur Annahme, dass die Keltenbesiedlung hierorts in abgewandelter Form auch in der 2. Hälfte des 1. Jhs. v. Ch. fortbestand.
Pressburg ist zweifelsohne der bedeutendste Oppidum-Standort im ganzen Mitteldonauraum. Davon zeugen der Umfang und die Intensität der Besiedlung, hochentwickelte handwerkliche Produktion und die hohe Konzentration an Sammelfunden von Keltenmünzen. Das hiesige Oppidum beherrschte die Donaufurt und profitierte von Handelskontakten. Zum ersten Mal auf dem Gebiet der Slowakei erschienen auch Nachweise der Schriftverwendung. Eine große Anzahl von Namen auf den im Bratislavaer Oppidum geprägten Keltenmünzen deutet auf die Herrschaft der Oligarchie und das System der sog. einjährigen Magistraturen hin, wie dies in Gallien Caesar und Strabon bemerkten.
Viele Fragen zur An- und Besiedlung von Pressburg in der Spätlatènezeit sind noch nicht ausreichend geklärt. Gegenwärtig ist uns die Größe der gesamten wirtschaftlich genutzten Fläche unbekannt, und es gelang auch noch nicht, den gesamten Verlauf der Befestigung zu erkennen. Ein nicht endgültig gelöstet Problem bleibt die Frage nach der Art und Weise des damaligen Zugrabetragens. Noch nicht einmal sind wir imstande, eine eindeutige Aussage zu Ursachen des Untergangs des Oppidums in Pressburg zu treffen.
Die keltische Ansiedlung auf dem Gebiet von Weidritz (Vydrica)
Branislav Kovár – Martin Hanuš

Der Standort Weidritz (Vydrica) befindet sich unter dem Burgfelsen unweit des Zentrums des heutigen Pressburg. Das Terrain bildet hier einen engen Raum zwischen der Donau und dem Burgfelsen. Für diesen Ort wird das Vorhandensein einer Furt über den Fluss angenommen, einer der wenigen auf einem langen Donauabschnitt. Angesichts der strategischen Lage war es nicht überraschend, dass an diesem Standort auch eindeutige Beweise für die Besiedlung aus der Endphase der Latènezeit aufgefunden wurden, welche neue Informationen in die Problematik der Besiedlung des Pressburger Oppidums einbringen. Die Mächtigkeit der aufgefundenen Kulturschichten und die Anzahl der Funde sind Beweise der intensiven keltischen Besiedlung.
Die Funde aus dieser Zeit wurden bereits aus älteren Forschungen bekannt. Eine weitere Erforschung wurde in den Jahren 2007-2008 realisiert, sie wurde durch Bautätigkeit veranlasst. Zu den freigelegten archäologischen Objekten aus der Untersuchung gehören zwei Öfen und zwei Feuerstätten. In einem dieser wurde ein Stück Verputz mit Mörtel aufgefunden. Erfasst wurden zwei (in einer Lage drei) Siedlungsschichten, welche mit Vorbehalt in die Zeit ab der Mittel- bis zur Spätlatènezeit (d.h. um 275 bis 1 v. Ch.) datiert werden können, doch anhand der Funde tendiert man zu einer Datierung der beiden Schichten in die Spätlatènezeit. Die Mächtigkeit der Schichten an manchen Stellen erreicht bis zu einem Meter. Eine dieser wird als die verbrannte Endschlussschicht interpretiert, sie ist stratigraphisch identisch mit dem Katastrophenhorizont aus den vorherigen Forschungen. Direkt in derselben lag ein Hundeskelett. Viel deutlichere Belege für eine Katastrophe waren verstreute Menschenknochen und Pfeilspitzen. Aufgefunden wurden ebenfalls zwei eher pietätlos abgelegte menschliche Skelette. Unter den Funden gibt es auch verkohlte Holzreste. Die Situation ähnelte der vorherigen Forschung am Standort, und der Katastrophenhorizont wurde ebenfalls in anderen Lagen im Rahmen des Areals des Pressburger Oppidums erfasst.
Nach den vorläufigen Analysen der Keramik ist feststellbar, dass am Standort das für den Spät-latènezeitraum (1. Jh. v. Ch.) typische Material auftritt. Die aufgefundene Graphitkeramik ist sehr häufig mit Kammverzierung dekoriert. Ein Teil der Gefäße wurde per Töpferscheibe hergestellt. In großer Menge wurde ebenso rot-weiß bemalte Keramik aufgefunden. Gestaltmäßig sind Töpfe, Situlen und Schüsseln vertreten, welche üblicherweise auch an anderen Standorten auf dem Gebiet von Pressburg gefunden werden. Belege für den Ackerbau werden repräsentiert durch Funde von Mahlstein und Sense. In den Abhang eingelassene Kleinöfen könnten zum Trocknen von Getreide gedient haben.
Von wirtschaftlicher Bedeutung der Ansiedlung zeugen Funde von keltischen Münzen und Bruchstücke von Schrötlingsdosierplatten (Tüpfelbrettern). Aufgefunden wurden zwei Arten von Prägungen. Zu den einheimischen Prägungen gehören die Silbermünzen des sogenannten Simmeringer Typus. Norischer Herkunft sind die Münzen vom sog. Karlsteiner Typus, wiewohl sie auch von Pressburger Boiern geprägt wurden. Die Münzenfunde bestätigen die Datierung anderer Gegenstände. Eine überraschende Entdeckung waren zahlreiche Bruchteile von Dosierplatten. Aufgrund dieses Fundes lässt sich auf das Vorhandensein einer keltischen Münzpräge an diesem Standort schließen.
In die Kategorie von Kleingegenständen gehören auch Funde von Spinnwirteln und einem Gürtelschloss sowie Fragmente von Schnallen und Glasarmringen, datierbar ebenso in die Spätlatènezeit. Den Fernhandel mit dem Baltikum verdeutlicht das Vorkommen von Bernsteinkorallchen. Der Einfuhr aus dem Römischen Reich lässt sich wohl auch eine stilisierte Bronzeplastik in Gestalt eines Weinblattes zuordnen. Sie könnte ein Bestandteil von Bronzeöllampen gewesen sein. Der Fund fällt wohl in den Zeitraum des ersten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung bis des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. In den Mitteldonauraum geriet die römische Einfuhr noch im Zeitraum, als das Gebiet der Slowakei nicht direkt an das Römische Imperium angrenzte.
Zu den erstaunlichen Entdeckungen in Weidritz (Vydrica) gehört ein Fund von Architektur aus trockengelegten Steinen. Das Gemäuer bestand aus zwei 1,2m breiten Flügeln, erfasst in der Länge von 3,5 m in Form einer Mauerecke. Ihren weiteren Verlauf störte jüngere Verbauung. Das Fundamentsteil des Gemäuers bestand aus kleineren, in Reihen gesetzten Steinen in einem sich verengenden Fundamentgraben (Tiefe von 1,5m). Der oberirdische Teil blieb erhalten bis in die Höhe von 0,6m und bestand aus größeren Steinen (bis zu 40 cm). Südlich des Gemäuers befand sich eine Steinruine – eine niedergefallene Wand des Mauerwerkes. Interessant ist die stratigraphische Lage der Mauer. Sie stand über zwei Spätlatènehorizonten und wurde überlagert von der ältesten slawischen Schicht. Im direkten Umfeld von Mauerwerk und dessen Ruine befand sich Spätlatènekeramik. Außerdem befanden sich hier auch Bruchstücke importierter, kostbarer antiker Keramik, die den Schlüssel zur genaueren chronologischen Einordnung des Baus liefern.
Angesichts der Situierung der Architektur in die Endphase der Latènebesiedlung und der chronologisch sensiblen Funde wird das Vorhandensein des Mauerwerks erst für den Zeitraum nach der kriegerischen Auseinandersetzung von Boiern und Dakern angenommen. In diesem Endpassus der Geschichte des Pressburger Oppidums wird aufgrund der zunehmenden Funde norischer Herkunft geschlussfolgert, dass es auch in dieser Region zur Verstärkung der Einflussnahme vom keltischen Königreich Noricum auf Kosten der Macht der Daker kam, die nach dem Tod des Dakerkönigs Burebistas (um 44 v. Ch.) verebbte. Der Zufuhr von italienischen Importen in das Gebiet Pressburgs erfolgte wahrscheinlich ebenfalls über das norische Gebiet, über welches auch die Bernsteinstraße führte. Neue Funde passen ins Mosaik vom Bild des Oppidumuntergangs zu Beginn des augusteischen Zeitalters hinein.
Die Handwerkersiedlung im Hinterland des Pressburger Oppidums auf dem Platz Námestie slobody
Igor Bazovský – Radoslav Čambal

In der unmittelbaren Nähe des spätlatènezeitlichen Oppidums entstand auf dem heutigen Platz Námestie slobody und in dessen direkter Umgebung eine Handwerkersiedlung. Von dem eigentlichen Oppidum trennte sie ein unbewohnter Gebietsstreifen der Länge von etwa 500-600m. Innerhalb der Siedlung wurden bis jetzt vor allem Produktionsobjekte untersucht. Die Menschen der Siedlung spezialisierten sich insbesondere auf die Herstellung sehr hochwertiger, auf der Töpferscheibe gedrehter Keramik. Am Rande der Siedlung könnte ebenso Schmiedeproduktion getätigt worden sein (in der heutigen Straße Čajkovského ulica).
Das Hinterland des Pressburger Oppidums
Igor Bazovský – Radoslav Čambal Auf dem Westgebiet des heutigen Bratislava (Pressburg) sind Siedlungen belegt, welche das Hinterland des Oppidums an Standorten wie den Stadtteilen Kaltenbrunn (Dúbravka – Ortslage „Dlhá lúka"), Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves – Ortslagen „Útočnica", „Nad lomom", „Za stanicou", „Pri marcheggskom moste"), Karlsdorf (Karlova Ves), Mühltal (Mlynská dolina – Standort am Botanischen Garten), Dornkappel (Trnávka), Weinern (Vajnory – Ortslagen „Probstové" und „Vlčí klein"), Theben (Devín – Ortslagen „Farská roľa" und „Kártle") bildeten. Aus Bisternitz (Záhorská Bystrica) stammt ein einzelner Fund eines gläsernen Armringfragments kobaltblauer Farbe mit weißer Verzierung, wie auch weitere gesammelte Funde aus der Latènezeit. Intensive Kontakte pflegte das Pressburger Oppidum auch mit der Region im transdanubischen Teil des heutigen Bratislava, welche noch zum Siedlungsraum der Boier gehörte. Vermutlich führte hierdurch ein wichtiger urzeitlicher Handelsweg, auch später im Mittelalter belegt. Auf dem Gebiet des transdanubischen Teils von Pressburg ist anhand archäologischer Funden eindeutig die Kontinuität der keltischen Siedlungen bis in das augusteische Zeitalter hinein bewiesen worden.
Funde aus der Latènezeit auf dem Naherholungsgebiet „Zlaté piesky"
Ivan Kuzma

Bei einer Rettungsgrabung anlässlich des Baus des Hypermarkts „TESCO" am Stadtrand in der Ortslage „Zlaté piesky" gelang es auf dem Stadtgebiet von Pressburg zum ersten Mal, auch einen umfangreicheren Teil einer Siedlung aus der Latènezeit freizulegen (insgesamt 13 Bauobjekte: Reste von 6 Wohnstätten, 7 Vorratsgruben bzw. Gruben nicht näher bestimmter Nutzungsfunktion). Die Orientierung der Wohnobjekte war nicht feststellbar, ähnlich bildete auch deren Anordnung kein regelhaftes System aus. Ebenso befanden sie sich in keiner gegenseitigen Superposition. Bezüglich ihrer Konstruktion waren alle Hütten gleich, in allen Fällen waren Reste von Pfostengruben, situiert an den engeren Bauseiten; längsseitig befand sich eine Tonbank nachweisbar. In die Auffüllung zweier Hütten – Nr. 20 und 100 – waren zwei Skelettgräber (Nr. 12 und 13) ohne Ausstattung eingesenkt worden. Da sie sich in den oberen Teilen der Auffüllung befanden, können die beiden Gräber zu einer Gräberstätte aus dem frühen Mittelalter gehört haben.
In sechs Fällen wurden Reste von kleineren Wohnstätten mit ovalem oder kreisförmigem Grundriss im Querschnitt von 50 bis 120cm und einer Tiefe von 10 bis 30cm entdeckt. Die Funde in den Objekten selbst sind überwiegend Keramik. Es überwiegen hierbei übliche Topfformen, es kommen jedoch auch Situlen, flaschenartige Formen sowie eine Fußschüssel vor. Häufiger war im Material für die Herstellung von Keramik auch Graphit vertreten. Größere Bruchstücke wurden in der Hütte Nr. 20 aufgefunden, was von der Herstellung vor Ort zeugt, gleichwohl aber keine Objekte, die Werkstätten nahelegen könnten. Die Funde von Rohgraphit sind zugleich Belege für Fernhandel, da er vornehmlich in den südböhmischen, österreichischen und nordmährischen Lagerstätten gefördert wurde.
Ebenso fehlen Produktionsstätten zur Eisenverarbeitung; auf Heimschmiedeproduktion wiesen jedoch zahlreiche aufgefundene Stücke aus erstarrter Eisenschlacke hin. Waffen oder Rüstungsteile wurden nicht gefunden, das einzige Fundstück in dieser Hinsicht ist ein Einzelstück eines größeren Messers, eines sog. Hackbeils, mit einer bogenförmigen Schneide und einem fehlenden Griffende. Diese Hackbeile gehörten zwar nicht zur Standardkampfausrüstung, könnten jedoch ebenso als Gelegenheitswaffe gedient haben.
Mehrere Funde von Halberzeugnissen belegen indirekt die Heimproduktion von Knochenverarbeitung. Kleidungszubehör ist lediglich mit einigen Eisenfibeln von sog. Verbund-Fertigung (Mittellatèneschema) vertreten. Bronzegegenstände zeigen ihr Vorkommen lediglich durch ein Anhängsel eines Gürtels und einige einfache, nicht näher spezifizierbare Ringe an. Aufmerksamkeit verdient aber ebenso eine bronzene zielscheibenartige Zierkappe, welche in einer Vorratsgrube in nächster Nähe von Hütte Nr. 100 gefunden wurde. Das Unterteil mit Querschnitt von 47mm ist aus einem Blech mit einer Öse auf der Kehrseite gefertigt; angebracht daran war eine kleine Zierkappe vom Querschnitt von 35 cm. Ihre Verzierung bestand aus einem Fünfeck in der Mitte und fünf kreisförmigen, mit tonroter Masse ausgefüllten Vertiefungen. Da hierzu keine direkte Analogie bekannt ist, kann auch nicht ganz ausgeschlossen werden, dass es sich dabei um ein Fundobjekt aus jüngerer Zeit handeln kann. Fundobjekte aus Glas gibt es lediglich eines: Aus der Hütte Nr. 109 stammt ein Bruchstück eines Glasarmreifs kobaltblauer Farbe (Haev. Typ 6).
Objekte, welche in Zusammenhang mit der Ausübung religiöser Praktiken gestellt werden könnten, wurden nicht direkt gefunden. Die Anwendung ritueller Praktiken in der Siedlung belegt jedoch der Fund von Räucherharz, das als Räucherwerk verwendet wurde. Die dunkle organische Masse hat eine Ringform im Querschnitt von 40 mm und der Dicke von 7 mm. Diesem Fund entsprechende Klümpchen bzw. platte, rundförmige Küchlein sind auch vom Liptauer Stausee (Liptovská Mara II Havránok), aus Puchau (Púchov) und aus Raksa (Rakša) bekannt.
Das Umfeld von Theben (Devín) in der Latènezeit
Katarína Harmadyová

Die bislang ältesten Thebener Funde aus der Latènezeit stammen aus den Standorten „Farská roľa", „Kaštieľ" und „Muránska ulica". Aufgefunden wurden hier Fibeln von sog. mittellatènezeitliche Verbund-Fertigung, datiert in die Anfangsphase der Periode Lt D1. Auf dem Gebiet der Burgstätte ist bisher die älteste Latènebesiedlung erst ab der Endphase der Periode Lt D1 (Mitte des 1. Jhs. v. Ch.) belegt. Funde aus der Latènezeit sind nahezu aus der ganzen Fläche der Burgstätte nachgewiesen. Siedlungs- und Wirtschaftsbauobjekte konzentrierten sich auf deren Südseite, an terrassiertem Hang, insbesondere im Raum der unteren Burgsiedlung an der Nordostseite. Die im Burgareal ermittelte Ansiedlung bildete ein zusammenhängendes Ganzes mitsamt Ansiedlungen im Innenort der heutigen Gemeinde Devín – Theben (Avarská ulica, Muránska ulica, Brigádnická ulica), woher in die Periode Lt D2 datierte Bauobjekte stammen. Von der Burgstätte noch relativ entfernt war die Ortslage „Kártle", wo noch 1959 eine Sondierungsgrabung aus-geführt wurde. Im Thebener Burgareal wurden auch Bauobjekte mit dem Charakter von Produktionsstätten freigelegt. Auf der Südterrasse der Burgstätte wurde eine spezialisierte Schmuck- und Schmiedewerkstatt mit mehr als 150 Gegenständen freigelegt, datiert wird sie in die Übergangsstufe Lt D1 / Lt D2. Mit der Eisenverarbeitung könnte auch das auf dem Hofplatz der mittleren Burg freigelegte Bauobjekt 4/23 zusammengehangen haben. Das Bauobjekt, welches auch eine Werkstatt für Herstellung von Mahlsteinen gewesen sein könnte, wurde früher von Ján Dekan untersucht. Aus der ganzen Thebener Region gibt es zahlreiche Belege von der Hochentwicklung keltischer Töpferei. Im Burgareal wurden insbesondere Töpfe, Schüssel, Flaschen, miniature Behältnisse aufgefunden, charakteristisch waren jedoch vornehmlich große Vorratsbehälter. Bemalte und Graphitkeramik sind in Theben (Devín) ebenfalls belegt. In der Kremlstraße (Kremeľská ulica) auf den Parzellen Nr. 290-292 wurde eine Ruine, vermutlich eines Töpferofens mit Fragmenten bemalter Keramik, freigelegt.
Die günstige strategische Lage an der Kreuzung der Handelswege und über dem Zusammenfluss zweier Flüsse ermöglichte die Entwicklung der Siedlung als Transit- und Handelszentrum. Für Theben (Devín) ist das minimale Vorkommen von einheimischen Münzen bezeichnend, welche nach dem Kriegskonflikt von Boiern und Dakern durch fremde Münzen ersetzt wurden. Aus der Burg Theben (Devín) stammt ebenso ein Schatz von 70 Münzstücken aus der zweiten Hälfte des 1. Jhs. v. Ch. Es handelt sich um Nachahmungen von römisch-republikanischen Denaren und Quinaren mit den Inschriften RAVIS, IRAVISCI und ANSALI. Auf dem Burggebiet von Theben (Devín) ist auch die Anwesenheit der Daker nachweisbar. Vereinzelte Funde von Dakerkeramik zusammen mit Spätlatènekeramik zeugen von örtlicher Symbiose von Kelten und Dakern. Im Siedlungsmaterial in Theben (Devín) kommen ebenso zahlreiche Importe römisch-provinzialer (später vornehmlich norischer) Provenienz vor.
Im Raum der unteren Burgsiedlung wurde auch eine Steinruine mit fünf entstellten Menschenskeletten freigelegt, zwei davon waren Kinderskelette. In der Nähe wurden auch etliche Siedlungsbauobjekte gefunden, welche bei einer Feuersbrunst untergingen, und daher ist es zu der Auffassung eines gewaltsamen, feindlichen Angriffs zu gelangen, wenngleich sich Gründe der Kultusausübung nicht völlig ausschließen lassen. Die Koexistenz der einheimischen Kelten-Daker-Bevölkerung in Theben (Devín) wurde gewaltsam beendet durch das Aufkommen erster Germanen, vermutlich kurz nach dem bzw. gleichzeitig mit dem Abzug der Römer, also irgendwann am Anfang des zweiten Jahrzehntes n. Ch.
Römische Kultur im spätlatènezeilichen Milieu.
Die Pressburger Burg – Arx Boiorum – im Lichte der neuesten archäologischen Funde
Branislav Lesák – Margaréta Musilová – Branislav Resutík – Andrej Vrteľ – Jozef Kováč

Die ersten archäologischen Ausgrabungen auf der Pressburger Burg begannen erst in den 1950er und 1960er Jahren., zuerst unter der Leitung von Alfred Piffl, später wurden sie durch Tatiana Štefanovičová und Andrej Fiala geleitet. Die Ergebnisse dieser Forschungen erbrachten neue Kenntnisse, hauptsächlich aus der Zeit des Großmährischen Reiches und des frühen Mittelalters; leider wurde der Horizont aus der älteren Siedlungsphase damals jedoch nicht erreicht bzw. teilweise nicht erkannt. Erst fast fünfzig Jahre später begann man im Jahre 2008 auf der Pressburger Burg mit umfangreichen Renovierungsarbeiten. Die Absicht des Projektanten war, die Burg und ihre Umgebung in den Stil der Zeit der Regierung Maria Teresias, also in die zweite Hälfte des 18. Jhs., zu verwandeln. Man begann mit Ausgrabungen, nicht nur im Innenhof des Burgpalastes, sondern auch an jenen Stellen, die vergangenheitlich nicht untersucht worden waren, also auf der nördlichen Terrasse, im Bereich des ehemaligen barocken Gartens, der Orangerie und der Winterreiterhalle, insgesamt auf der Fläche von einem Hektar. Wissenschaftlicher Garant dieser Forschungsarbeiten wurde das Städtische Denkmalschutzinstitut in Pressburg. Die archäologischen Ausgrabungen, die bis in die erste Hälfte des Jahres 2010 angedauert haben, lieferten neue Kenntnisse über verschiedene Zeitperioden. Am bedeutendsten, nicht nur für die Geschichte von Pressburg, sondern auch für die ganze mitteleuropäische Region, sind die um-wälzenden Entdeckungen aus der Spätlatènzeit und der Periode um die Zeitrechnungswende.
Im Innenhof des Burgpalastes hat man hauptsächlich in der Nordostecke und im östlichen Souterrain einen „Pavimentum"-Boden „entdeckt. Das Pavimentum trägt eine Mosaik, typisch für opus signinum: kleine Blümchen und Randdekoration mit Svastikmuster. Analogien zu diesem Bodentyp findet man vom Magdalensberg in Österreich bis nach Morgantina und Agrigento in Sizilien, vom 2. Jh. v. Ch. bis zum 1. Jh. n. Ch. Außer dem Pavimentum fand man auch zahlreiche Negative der Grundmauer, sodass Baulinien der Bauten verfolgt werden können. Es handelt sich um mindestens zwei bis drei Bauphasen.
Die Forschungen in der ehemaligen Winterreiterhalle, anhand des Bodentyps, der bei den Römern benutzt wurde, als der Römische Bau I bezeichnet, brachten überraschende Entdeckungen von einem Steinmauerwerk mit perfekt erhaltenem Verputz und Mörtelboden vom Terrazzo-Typ. In der Zuschüttung von diesem Domus-Bau befanden sich Scherben von spätlatènezeitlicher Keramik und zahlreiche Fragmente von römischen Amphoren, deren Herstellung ins 1. Jh. v. Ch. datiert ist. Was Datierung und Funktion des Baus angeht, wird man noch lange polemisieren, unbezweifelt ist aber der keltische Münzschatz, entdeckt innerhalb der verhärteten Mörtelschicht eines offenbar nicht zu Ende gebrachten Bodens direkt in der Mitte des Ganges des römischen Baus. Insgesamt fand man 15 Exemplare von Goldstateren mit den Inschriften BIATEC und zum ersten Mal überhaupt auch die mit NONNOS, weiterhin entdeckte man 4 silberne Tetradrachmen vom Pressburger Typus und 3 Prägungen vom Simmeringer Typus. Außer Münzen befanden sich in derselben Mörtelschicht Fragmente von Glasgefäßen römischer Provenienz und eine bronzene, zungenförmige Siegelkapsel. Ob es sich um eine Opfergabe oder um ein absichtliches Verstecken eines wertvollen Schatzes gehandelt hat, ist noch unklar.
Weitere drei Bauten ähnlicher Disposition und derselben Bautechnik fand man auch am östlichen Hang der nördlichen Gartenterrasse. In einem der Bauten waren die Wände bis zur Höhe von einem Meter erhalten, mit Wandverputz und Terrazzo-Boden ähnlich wie in dem Bau in der Reiterhalle. Man fand auch eine Destruktionsschicht mit Asche und zertrümmertem Deckenmaterial. Es hat sich wahrscheinlich um terrassenartige Bauten mit mindestens zwei Stockwerken gehandelt. Zu wichtigen Importartikeln gehören eine gegossene Bronzehausglocke und eine Weinamphore mit eingeritzter Inschrift.
All diese Funde sind Zeugen von einem Zeitalter, in dem sich die Interessen der Kelten mit wirt-schaftlichen und politischen Ambitionen der Römer trafen. Ließen sich die keltischen Herrscher solche Gebäude von römischen Baumeistern bauen? Die keltischen Boier errichteten auf dem Gebiet Pressburgs ein mächtiges Oppidum mit der Akropolis auf dem Burghügel und in der nahen Umgebung. Sie verfügten über militärische Macht, beherrschten strategische Handelswege vom Norden nach Süden (die Bernsteinstrasse) und vom Osten nach Westen (entlang der Donau) und prägten hier goldene und silberne Münzen. Ist es im Pressburger Oppidum ähnlich zugegangen wie auf dem Magdalensberg in Kärnten, wo die Noriker durch einen Friedensvertrag mit dem Römischen Imperium den Ausbau des dortigen Zentrums erreicht hatten? Die Qualität der Bauten und die bisher bekannten Funde von Pressburg belegen intensive Kontakte mit Italien und dem Mittelmeerraum, wodurch die Bedeutung und das Reichtum des Bratislavaer Oppidums als ein keltisches Handels- und Machtzentrum an der Bernsteinstrasse unterstrichen werden muss. Eine arx Boiorum ist es ganz sicher gewesen, ob es jedoch auch das keltische Carnuntum gewesen ist, bleibt zunächst noch Hypothese.
Die Münzen – ein Zeugnis von Prosperität der Kelten
Eva Kolníková

Die keltische Besiedlung des heutigen Pressburg (Bratislava) und der anliegenden Gebiete um die Stadt nach der Zeitrechnungswende dokumentieren auch Münzfunde. Die ersten Münzen gelangten hierher bereits zur Zeit der Entstehung der keltischen Enklave am Zusammenfluss von Donau und March. Mitgebracht wurden sie von keltischen Söldnergruppen, welche aus dem Balkan oder von der Apenninhalbinsel und aus Sizilien von den Waffendiensten bei dortigen Herzögen und Königen zur Mitteldonau zurückkehrten. Davon zeugen die Fundstücke dreier Frühimitationen von Tetradrachmen des Philipp II. von Makedonien, geprägt auf dem geto-dakischen Gebiet an der Süddonau, Münzen aus Kreta, Rhodos und Thasos, aus dem unteritalienischen Herakleia und aus dem sizilianischen Syrakus. Die günstigen Lebensbedingungen, welche die Kelten auf dem Gebiet der heutigen Südwestslowakei vorfanden, widerspiegelten sich auch in der Einführung des eigenen Münzwesens. In der ersten Hälfte des 2. Jhs. wurden irgendwo im Gebiet, vielleicht sogar direkt auf dem Gebiet des heutigen Pressburg (Bratislava), silberne Tetradrachmen und kleine Münznominale mit dem Apollon-Haupt und dessen Symbol der Lyra geprägt.
In der Zeit, als hier das bedeutende, befestigte Zentrum des keltischen Stammes der Boier, das Oppidum, entstand, wurden hier von boischen Anführern seit dem Ende des 2. und vornehmlich in der ersten Hälfte des 1. Jhs. vor unserer Zeitrechnung goldene und silberne Münzen geprägt. Aus Gold wurden schüssel- bzw. muschelförmige Statere (sog. Muschelstatere, bekannt eher als Regenbogenschüsselchen) geprägt, gleicherweise wie in anderen Boierzentren auf dem Gebiet von Böhmen und Mähren. Auf manchen Münzstücken aus Pressburg stehen die Inschriften BIATEC und NONNOS. Aus Silber wurden Tetradrachmen, Didrachmen und Drachmen mit verschiedenen mythisch-mystischen Erscheinungen und Kultsymbolen geprägt, gleichfalls auch die Kleinmünzen – die Obolen. Auf den Tetradrachmen finden sich 15 Arten von Inschriften. Dies sind Namen von hochrangigen Beamten des Pressburger Oppidums (AINORIX, BIATEC, BVSV, etc.). Diese wechselten das Amt im Rahmen einjähriger Magistraturen.
Acht Sammelfunde und zahlreiche einzeln aufgefundene Münzstücke vom Pressburger Typus auf dem Gebiet des Oppidums und in dessen Umgebung lassen auf die Intensität der Münzprägung schließen. Die Reste von Prägestätten weisen hierorts bislang jedoch lediglich auf die Prägung von kleineren Münzen hierorts hin. In ihren Trümmern wurden Bruchstücke von Tongussformen, Schmelztiegel für die Metallverarbeitung und Münzen aufgefunden.
Funde von fremdlenändischen Münzen vervollständigen das geschichtliche Bild der sog. Latènezeit auf dem Gebiet des Pressburger Oppidums. Dergleichen sind beispielsweise Ansammlungen von norischen Münzen aus der Pressburger Burg und von eraviskischen Münzen aus der Thebener Burg vorhanden, aber auch einzeln aufgefundene Münzstücke.
Die wirtschaftlich-politische Bedeutung des Pressburger Oppidums wurde durch den boierisch-dakischen Krieg in den 40er Jahren vor unserer Zeitrechnung geschwächt. Danach hörte die Münzprägung im Oppidum auf, eine gewisse Zeit wurden hierorts nur noch Kleinmünzen vom sog. Karlsteiner Typus geprägt.
An der Grenze des Römischen Imperiums.
Die Römerzeit auf dem Gebiet des heutigen Pressburg (1. – 4. Jh. n. Ch.)
Titus Kolník – Vladimír Varsik – Herwig Wolfram

Die Pressburger Region sowie der ganze Mitteldonauraum geriet in den ersten vier Jahrhunderten der heutigen Zeitrechnung in den direkten Kontakt mit dem Römischen Imperium. Das Stadtgebiet des heutigen Pressburg wurde zur Zone militärischer, wirtschaftlicher und kultureller Kontakte der Welt der Antike mit den „barbarischen" Stämmen. Der rechtsufrige Stadtteil von Pressburg bildete damals einen integralen Bestandteil der römischen Provinz Pannonien, der linksufrige Stadtteil war deren Vorfeld, auf welchem Römer, Kelten und Germanen koexistierten. Die strategische Lage des Raums um Pressburg an der Kreuzung zweier europäischer Hauptmagistralen – der Donauhandels- und der Bernsteinstraße – prädestinierte und bedingte das Aufkommen bedeutender Siedlungsformationen, den heutigen archäologischen Fundstätten: in Karlburg (Rusovce) – Fundstätte Gerulata, am Burghügel mit dem Vorburg–Schlossgrund, in Theben (Devín), Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves), Kaltenbrunn (Dúbravka), Dornkappel (Trnávka) und Weinern (Vajnory).
Die Römer, belehrt durch die katastrophische Niederlage ihrer Legionen im Jahr 9 n. Ch. im Teutoburger Wald, begannen immer öfter zum Schutz ihrer Grenzen eher politische statt militärische Mittel zu nutzen. Die Donau bot sich zwar als feste Grenze der Provinz Pannonien an und bildete ein Naturhindernis vor unerwarteten Angriffen der Germanen, doch im mitteldonauländischen Barbaricum bildeten und unterstützten die Römer auch „pufferartige", vasallenstaatartige Machtgebilde. Bereits am Ende des ersten Viertels des 1. Jhs. n. Ch. entstand unter der tatkräftigen Hilfe Roms das sog. Vannius-Königreich der Quaden (regnum Vannianum). Sein Hauptteil lag zwischen den Flüssen March (Marus) und Waag (Cusus), beiderseits der Kleinkarpaten. In seine Machtsphäre gehörten nebst Südwestslowakei auch der nördlich der Donau gelegene Teil des heutigen Niederösterreichs und Südmähren. Dank dem vorhandenen Klientelgebilde mussten die Römer im Pressburger Raum keine umfangreicheren Fortifikationen bauen. Eine Ausnahme war der strategisch bedeutende Thebener Felsen, von welchem aus man die Möglichkeit hatte, den Übergang der Bernsteinstraße in das Barbaricum zu schützen und zu kontrollieren.
Der neueste Befund auf dem Thebener Felsen – gemauerte Fundamente eines Turms aus dem spätau-gusteischen Zeitalter – führte zu der Überlegung, dass dieser Bau mit Tiberius’ Feldzug gegen Marbod in Zusammenhang gestanden haben könnte. Er kann als ein zeitweiliger Sitz des Heeresstabs gedient haben. Das Heer garnisonierte an den Hängen des Burgfelsens an der March. Theben (Devín) war in der Römerzeit ein wichtiger militärischer Stützpunkt sowie ein Wirtschafts- und Handelszentrum. Die ältesten archäologischen Belege für den Handels- wie auch militärischen Vorstoß Roms in das Mündungsgebiet der March in die Donau fallen in die Regierungszeit des Kaisers Augustus, also in die Zeit um die Zeitrechnungswende. Das Vorhandensein des germanischen Elements registrieren die Archäologen für diese Zeit noch nicht.
Fragen nach dem Überdauern der keltischen Besiedlung auch nach der Zeitrechnungswende und dem Heranrücken der ersten Germanen an die Donau stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit bei der Erforschung hinsichtlich der Anfänge der Römerzeit in der Slowakei und im ganzen Mitteldonauraum. Längs der Bernsteinstraße, zum Schutze von Handelsleuten, operierten römische Einheiten vermutlich bereits viel früher, als es noch bis unlängst angenommen wurde. Der Befund der Überreste von monumentalen, mit römischer Technologie erbauten Bauwerken auf der Pressburger Burg, datiert anhand Keramik- und keltischen Münzfunden in das zweite Drittel des 1. Jhs. v. Ch., macht die Korrektur bisheriger Ansichten über die Kontakte des antiken Italien mit Mitteleuropa nötig.
Vannius war ein von den Römern eingesetzter König und mit seinem Königtum hatten die Römer ein politisches Puffergebilde gewonnen, welches die im Entstehen begriffene Grenze an der Donau von außen her schützte. Dank diesem Umstand wurde die Donaugrenze Pannoniens bis in die letzten Jahrzehnte des 1. Jhs. von auswärts nicht bedroht und das römische Heer konnte sich eine lange Zeit dem Aufbau von Infrastruktur innerhalb der Provinz widmen. Das Bauvorhaben der Linearverteidigung der Grenze Pannoniens gewann erst unter der Dynastie der Flavier eine reale Gestalt, insbesondere unter der Herrschaft des Kaisers Domitian (81–96). Während seiner Regierung kam es zur Zersetzung von bis dahin jahrzehntelang funktionierenden Klientelbeziehungen mit den nördlich der Donau siedelnden Germanen. Bereits im Jahre 89 hatten die germanischen Markomannen und Quaden abgelehnt, dem Kaiser Hilfe im Kampf gegen die Daker zu leisten, was zu einem erfolglosen römischen Straffeldzug gegen diese beiden Stämme führte. In der darauf folgenden Phase griffen die Kämpfe sogar direkt auf das Gebiet der Provinz über. Domitians Kriege an der Mitteldonau führten zu einer erheblichen Verstärkung der militärischen Präsenz in Pannonien und sie brachten auch grundlegende Umwälzungen im Verteidigungssystem der Provinz mit sich. Die Anzahl der Legionen erhöhte sich von ursprünglichen zwei auf fünf, später seit der Regierung Trajans stabilisierte sie sich auf vier. Der Schwerpunkt der Verteidigung verschob sich endgültig vom Inneren der Provinz aus an die Donau. In den Kriegen am Ausgang des 1. Jhs. n. Ch. spielten die breitere Gegend eines kurzen Donauunterbrechungstals, der sog. Pressburger Pforte (früher auch Thebener Pforte genannt) und insbesondere das eigentliche römische Militärlager Carnuntum (an der Stelle, wo die Bernsteinstraße die Donau überquerte) eine bedeutsame Rolle. Unter Domitian bauten die römischen Einheiten auch das Lager auf, welches den Ostflügel der Carnunter Legion schützen sollte. Sie entschieden sich hierbei für den Standort in Karlburg (Rusovce, einem Stadtteil von Pressburg) und bauten hierorts ein Kastell namens Gerulata.
Die älteste Phase von Gerulata wird repräsentiert durch ein Holz-Erde-Lager. Bekannt ist ein Teil der Befestigung in Form zweier Spitzgräben und ein Torso eines hölzernen Fachwerkkasernenbaus. Die Kaserne hatte nur ziemlich kurzen Bestand: in der domitianisch-trajanischen Zeit (in den letzten Jahrzehnten des 1. und am Anfang des 2. Jhs.). Die Innenbebauung des Holz-Erde-Lagers wurde bereits am Anfang des 2. Jhs. umgebaut, was wohl mit dem Wechsel der Soldateneinheiten in Gerulata in Zusammenhang steht. Die nächste Phase der Bauentwicklung stellt ein Steinkastell dar. Früher vermutete man, dass das Lager in Gerulata bereits in der trajanisch-hadrianischen Zeit zu einem Steinlager umgebaut wurde, heutzutage ist jedoch bekannt, dass es dazu ehestens in der antoninischen Zeit kommen konnte. Offen bleibt, ob dieser gemauerte Umbau vor, während oder erst nach den Markomannenkriegen unternommen wurde.
Die Markomannenkriege in den Jahren 166 bis 180 brachten sicherlich eine Wende in das Leben in Gerulata mit sich, obgleich diese bewegenden Ereignisse bislang lediglich andeutungsweise dokumentiert sind. Die Bestrebung römischer Befehlshaber, die Garnison in Gerulata in der dramatischen Zeit um weitere Truppen zu verstärken, wird durch das zeitweilige Lager (Lager II) dokumentiert, aufgefunden etwa 300m südwestlich des Dauerkastells. Vielleicht bereits während, aber besonders nach den Markomannenkriegen muss der Wiederaufbau von zerstörten Arealen des Kastells Gerulata mitsamt dessen Zivilsiedlung erfolgt haben. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass es erst in dieser Zeit, unter der Regierung des Kaisers Commodus (180 – 192), zum Umbau zu einem Steinbau kam. Den Rest einer Festungsmauer des Steinkastells in den Bestand aufzunehmen, gelang es an seiner Nordostfront in nächster Nähe des Karlburger Kanals (Rusovský kanál). Zur Innenbebauung gehören die meisten Baufundamente aus dem 2. und 3. Jh. in der Ortslage Bergl. Aus den torsohaft freigelegten Gemäuern gelang es bisher leider nicht, einen geschlossenen Baugrundriss zu rekonstruieren.
Vom nächsten gründlichen Umbau des Lagers Gerulata zeugt eine massive Festungsmauer, freigelegt bei einem Getreidespeicher in der Nachbarschaft der St. Magdalenenkirche, aus dem Ende des 3. oder dem Anfang des 4. Jhs., belegt durch einen Münzfund: terminus post quem – eine Münze von Aurelian aus den Jahren 270 – 275. Der Umbau stand wohl in Zusammenhang mit den Militärreformen, welche Kaiser Gallienus (253 – 268) eingeleitet und Kaiser Diocletian (284 – 305) vollendet hat. Die Zahlenverhältnisse der Truppen sowie ihre Stärke wurden dabei verändert. Die beiden Kaiser haben einen Teil des Heeres ausgesondert und aus diesem mobile Truppen mit der Aufgabe gemacht, als Einsatzeinheiten – schnelle und standortungebundene Bewegungsheere (comitatenses) – den Feind an den kritischen Stellen der zunehmend gefährdeten Grenze zu stellen und zu zerschlagen. In den standortgebundenen Lagern am pannonischen Limes verblieb nur ein Teil des früheren Heeres – das Grenzheer (limitanei). Geräumige Kastelle aus dem 2. und 3. Jhs. wurden für verkleinerte Soldateneinheiten überflüssig groß und wurden daher flächenmäßig reduziert. Der am besten erhaltene römische Gebäudekomplex in Karlburg (Rusovce) ist eine Festung in der Ortslage Bergl. Es ist ein Bau mit quadratischem Grundriss in der Größe von etwa 30 x 30m und einem Innenhof in der Größe von 12 x 12,4m mit einem zentral gelegenen Brunnen. Ähnliche Kleinfestungen kommen im Areal mehrerer älterer Kastelle am norischen und pannonischen Limes vor und werden größtenteils erst in die nachvalentinianische Zeit (nach 375) datiert.
Wie bei den meisten römischen Limeslagern, so auch in Karlburg (Rusovce) befand sich unweit der Kastellmauern ein Kastelldorf (Vicus), es stand unter der Verwaltung des Kastellkommandos, allerdings wohnte in diesem die Zivilbevölkerung. Zivilbauten erstreckten sich entlang den aus dem Kastell ausgehenden Straßen. An der nach Carnuntum führenden Straße in Karlburg (Rusovce) wurden alle Bauten mit Steinfundamenten und sogar auch ein Repräsentationsbau mit Fußbodenheizung und bemaltem Innenwandputz untersucht. Römische Gräberfelder umschlossen in einem breiten Bogen die Siedlungsfläche des Kastells und des Zivildorfes. In Sekundärlage wurden in Gerulata auch Grabstelen und Teile von prächtigen Grabmälern aufgefunden. Mehrere figural verzierte Steinplatten bergen einen nicht geringen Kunstwert und sind Zeugen für die Existenz einer allmählich in Entstehung begriffenen besitzenden Schicht gesellschaftlicher Elite in Gerulata.
Im Hinterland des Gerulataer Kastells befanden sich Zivilsiedlungen und landwirtschaftliche Gutshöfe. Ein Landgut vom Typus der Villa rustica erstreckte sich auf den Feldern bei Sarndorf (Čunovo, ein Stadtteil am Südrand von Pressburg). In einem eingefriedeten Areal standen daselbst in der severischen Zeit mindestens sechs Bauten mit Steinfundamenten. Ein anderes Zivildorf befand sich in Karlburg (Rusovce) etwa 2,5 km südlich des Kastells. In der Entwicklung dieser Siedlung können zwei Phasen unterschieden werden. Der Hauptbautypus in der älteren Etappe aus dem 2. Jh. war die Erdhütte mit rechteckigem Grundriss. Derlei Erdhütten repräsentieren die römisch-provinziale Baukultur nicht, sondern sind ein Rudiment aus vorrömischer Zeit. Solcherlei Hütten mit einem Pfahlpaar sind ein üblicher Typus von Siedlungsobjekten auf den älteren keltischen Siedlungsstätten aus den letzten Jahrhunderten vor der Zeitrechnungswende. Das Vorhandensein der Erdhütten in den pannonischen Siedlungen aus der Römerzeit wird für einen Beleg der überdauernden einheimischen, bodenständig-keltischen Population gehalten. Nach Ende der Markomannenkriege und der Wiederherstellung des Friedens sind im Inneren der Siedlung wichtige Veränderungen eingetreten. Ältere Erdhütten und etliche der Brunnen wurden zugeschüttet und auf der ganzen Siedlungsfläche entstand ein weitläufiges Rinnensystem (vielleicht eine Innenparzellierung?). Ein Teil der Bewohner wohnte weiterhin in den einfachen Erdhütten, allerdings wurden auch zwei Bauten mit Steinunterbau errichtet. Der Grundriss eines von ihnen erinnert an einen sog. Antentempel. Die Vermutung, dass es sich hierbei um einen einfachen Kultusbau gehandelt haben könnte, wird durch Funde von kleinen Bleivotivplatten und Miniaturamphoren unterstützt.
Die germanischen Stämme der Markomannen und Quaden, in ethnischer und kultureller Hinsicht für suebische Zwillingsstämme gehalten, siedelten zu Caesars Zeit, d.h. um die Mitte des 1. Jhs. vor unserer Zeitrechnung, am Unter- und Mittelmain. Noch vor der Zeitrechnungswende fingen sie an, gen Osten vorzurücken, in den böhmischen Landschaftskessel. Ein Teil von ihnen – die Quaden – drangen über Mähren bis an die Mitteldonau vor. Eine Strömung rückte dabei durch die Kleinkarpatenpässe in das fruchtbare Donautiefland um Tyrnau (Trnava) vor, eine andere entlang dem Marchverlauf bis nach Theben (Devín). Ein umfassendes Zeugnis davon legten die Gräberfelder in Sankt Abraham (Abrahám), in Gaswar (Kostolná pri Dunaji) und in Diosek (Sládkovičovo) sowie zahlreiche frühgermanische Funde aus dem Untermarchgebiet (Theben / Devín, Kaltenbrunn / Dúbravka, Theben-Neudorf / Devínska Nová Ves, Bisternitz / Záhorská Bystrica, Sachern / Zohor) ab. In Pressburger Raum können die ältesten zwei germanischen Urnenbrandgräber aus Theben (Devín) genannt werden. Ungewöhnlich reichhaltiges Grabinventar deutet darauf hin, dass die bestatteten Personen höherer Schicht zugehörig waren. Die in diesen Gräbern vorhandenen Gegenstände legen Kontakte mit dem autochthonen, vermutlich keltischen Restbevölkerung der norisch-pannonischen Gebiete nahe. Zusammen mit dem Bestattungsritus und der charakteristischen Keramik belegen sie jedoch bereits eindeutig die germanischen, vermutlich quadischen Einwanderer. Sie verdeutlichen die Vielgeschichtetheit der ethnischen Verhältnisse in der Zeit vor der Mitte des 1. Jhs. n. Ch., nicht nur im Pressburger Umfeld, sondern an der ganzen Mitteldonau. Die Germanengräber aus Theben (Devín) und Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) lassen annehmen, dass der Zusammenfluss der March und der Donau ebenfalls eine bedeutsame Rolle beim Eindringen der ersten Germanentruppen in die Pressburger (Thebener) Pforte trug.
Die Spuren der ältesten Germanensiedlungen sind vom Westrand der Stadt bekannt, vor allem aus Kaltenbrunn (Dúbravka) und Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves). Die Besiedlungsspuren im Westteil von Pressburg stimmen sehr gut mit dem Kulturhorizont der frühesten Germanengräber auf der österreichischen Seite des Untermarchgebiets (Mannersdorf, Schleinbach, Baumgarten) überein. Sie weisen auch nahe Verwandtschaft mit den ältesten Germanenfunden östlich der Kleinkarpaten, aus den Gräberfeldern in Sankt Abraham (Abrahám), Gaswar (Kostolná pri Dunaji) und Diosek (Sládkovičovo) auf und haben eine gewisse Affinität zu germanischen Funden des sog. Marbod-Stratums in Tschechien.
Neue Funde in der Kontaktzone von Rom und dem Barbaricum akzentuieren immer deutlicher Elemente der Friedenskoexistenz von Römern und Kelten, später auch Germanen. In deren Rahmen fiel im Pressburger Raum eine wichtige Rolle dem strategisch außergewöhnlichen Theben (Devín) zu. Zahlreiche Funde von italischen und römisch-provinzialen Erzeugnissen aus diesem Standort zeugen von einer ruhigen, eher friedlichen denn konfliktartigen Symbiose von einheimischen Kelten- und invasorischen Römer- und später Germanen-Elementen. Das Vorhandensein von römischen Produkten, Schmuckstücken, Handwerkswerkzeugen und Militarien steht dafür, dass Theben (Devín) dank seiner strategischen Lage nicht nur eine bedeutsame militärische Aufgabe, sondern auch die Funktion eines Dauerstützpunktes von norischen und römischen Reisekaufmännern innehatte und ein wichtiges Emporium war. In militärstrategischer Hinsicht brauchten die Römer im Quadenvorfeld des Limes lang Zeit keine Militäranlagen zu bauen. Die Wiederherstellung des Klientelverhältnisses der Quaden zu Rom unter Antoninus Pius (belegt durch Münzfunde mit der Inschrift REX QVADIS DATVS) und also die Existenz eines politischen, aus der Macht Roms verwalteten Gebildes (reges ex auctoritate Romanae) bot Gewähr des Friedens an der Mitteldonaugrenze.
Bis zur Zeit der Markomannenkriege kann auf dem linken Donauufer nur die Existenz von kleineren, multifunktionalen römischen Stationen verlässlich angenommen werden. Eine solche römische Station kann sich im 2. Jh. ebenso in Pressburg befunden haben; darauf deutet eine Information über einen Fund von römischen Ziegeln aus dem 18. Jh. hin. Neuerdings wurden auch bei der Untersuchung des St. Martinsdoms mehrere römische Ziegel und Bruchstücke von Dachbedeckung, verwendet als Spolien im Gemäuer, aus dem ausgehenden 13. Jh. gefunden. Mehrere davon besaßen die Stempelmarke LEG XIIIIGMV, also der 14. verdoppelten Legion (Gemina oder Prima Martiorum). Im Jahre 1985 wurden bei der Untersuchung des Souterrains des Burghofs Spuren von römischem Baumaterial gefunden – Ziegel mit Stempelmarken LEGXIIIIGAN und LEGXIIIIGMV aus Carnuntum. Im Mauerkörper der südwestlichen Bastion, des sog. Leopoldtors (1674), gelang es, eine tief eingelassene Steinmauer zu identifizieren, von der sich vermuten lässt, dass sie ein weiterer Beleg für die Bauaktivität der Römer im Burgareal ist. Dieser in strategischer Hinsicht so außergewöhnliche Ort konnte von Römern nicht unkontrolliert und unerschlossen bleiben. Die Errichtung von gemauerten römischen Bauten im Barbaricum war vor den Markomannenkriegen wenig wahrscheinlich. Es ist realistisch anzunehmen, dass die Steinbauten von den Römern auf dem Gebiet der Altstadt erst nach den Markomannenkriegen errichtet wurden.
Die strategische Lage der Pressburger Pforte und, im Rahmen dieser, das Gebiet des heutigen Stadtkerns sprechen eindeutig für eine ständige Präsenz einer römischen Soldateneinheit. Mit Bestimmtheit ist hierorts mit einem erhöhten Kontingent des römischen Heers in den konfliktreichsten Zeiträumen der kriegerischen römisch-germanischen Auseinandersetzungen zu rechnen (insbesondere in der Zeit der Markomannenkriege und vielleicht ebenso in der Zeit der valentinianischen Offensive gegen die Quaden). Anfänglich ging es um aus Holz und Ton erbaute, kurzfristige Feldlager, die nur durch einen Erdwall und Gräben geschützt wurden. Zur Errichtung von Steinbauten könnte es im Zeitalter der Prosperität in Pannonien, unter den Severern, im ersten Drittel des 3. Jhs. gekommen sein. Auch sporadisch gefundene Fragmente von Dachdeckung, gefunden auf den Siedlungsstätten in Bisternitz (Záhorská Bystrica) und insbesondere in Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves), deuten die Verwendung des römischen Baumaterials bei Aufbau von römisch-germanischen Anwesen auf dem Untermarchgebiet in der Zeit nach den Markomannenkriegen an.
Die zentralen Teile der heutigen Stadt gehörten in der Römerzeit vermutlich in die Provinzialenklave des römischen Limes. Die Ostperipherie der Pressburger Region war in der Römerzeit mehr eine Domäne der Germanen als eine Prestigeangelegenheit der Römer. Die Befunde bestätigen, dass die Quaden die Bedingungen des Commodus-Friedens einhielten und einen 38 Stadien (etwa 7,5 km) breiten römischen Sicherheitsstreifen auf dem linken Donauufer respektierten.
Eine wichtige germanische Siedlungsagglomeration begann sich am Ostrand von Pressburg bereits vor der Mitte des 1. Jhs. zu formieren. Sie überdauerte bis zum Ende der Römerzeit. Die erste Kolonisationswelle der germanischen Quaden repräsentieren hierorts die Funde aus den Siedlungsobjekten aus dem 1. Jh. in Weinern (Vajnory). Zu einem tatsächlichen Aufschwung der quadischen Besiedlung am Ostrand Pressburgs kam es jedoch erst in der Folgezeit – ab der ersten Hälfte des 2. Jhs. Ein Netzwerk von Quadendörfern verdichtete sich damals auch in den älteren Siedlungszonen im Marchgebiet und auf dem fruchtbaren Tiefland zwischen Kleinkarpaten und der Waag. Allmählich verbreitete sich die germanische Besiedlung weiter in den Osten und es entstand eine ganze Reihe von neuen Siedlungen längs der Flüsse Neutra (Nitra), Žitava und Gran (Hron). Am Ostrand von Pressburg wird diese Entwicklung durch eine germanische Siedlung dokumentiert, die in Dornkappel (Trnávka) untersucht wurde. Sie ist Bestandteil einer größeren Siedlungsagglomeration. An acht entdeckten Fundstätten wurde dort die germanische Besiedlung bestätigt. Die Mikroregion hierorts ist ein Flachland, durchzogen von meanderartigen Vertiefungen der gegenwärtig ausgetrockneten Flussarme. Beiderseits solch eines früheren Flussarmes befinden sich quadische Wohnsiedlungen aus verschiedenen Zeitaltern der Römerzeit.
Das Zeitalter nach den Markomannenkriegen am Anfang des 3. Jhs., nach dem Machtantritt der Severer, stand unter dem Zeichen der Konsolidierung und wirtschaftlichen Prosperität. Die Germanen wurden zu einem wichtigen Faktor in Geschicken des Römischen Imperiums. Vermutlich bereits unter Commodus (176 – 192), jedoch vornehmlich unter seinen Nachfolgern, erkauften sich die Römer die Waffenruhe an der Mitteldonaugrenze für verschiedene Geschenke und Dienstleistungen sowie Gelder.
Die Festigung der Position der besitzmäßig, sozial und machtmäßig übergeordneten Schicht bei den Quaden nahm an Intensität zu. Das Vorhandensein der Sozialelite, die in den schriftlichen Quellen bereits in der älteren Römerzeit Erwähnung fand (Vannius, Vangio, Sido, rex Quadis datus) und die auch durch archäologische Funde (fürstliche Skelettgräber in Sachern (Zohor) und Hochstetten (Vysoká pri Morave) deutlich dokumentiert ist, wird für das Zeitalter der Markomannenkriege durch literarische Erwähnungen von Quadenkönigen bestätigt. Vornehmlich in der ersten Hälfte des 3. Jhs. entstanden zwischen den Quaden und Rom sehr enge Kontakte, in denen Beziehungen friedlicher Koexistenz und gegenseitiger Abhängigkeit überwogen. Einzigartige Beweise von römisch-quadischen Föderatenbeziehungen erbringt die Archäologie insbesondere in der Pressburger Region des Untermarchgebiets. In Kaltenbrunn (Dúbravka), im Areal einer älteren germanischen Siedlung, kam es in der ersten Hälfte des 3. Jhs. zur Errichtung eines bemerkenswerten Baus einer römischen Therme. Massive Fundamente mit quadratischem Grundriss in der Größe von 13,2 x 11,2 m zeigen drei Haupträume und drei Halbkreisapsiden auf, bestimmt für Bassins für heißes, lauwarmes und kaltes Wasser. Der Bau wurde in ihren Fundamenten konsequent nach den Regeln der römischen Architektur als Bad (balneum) des sog. runden Typus erbaut. Die Abwesenheit einer Beheizungsanlage (praefurnium) deutet darauf hin, dass das ursprüngliche Projekt aus unbekannten Gründen abgeändert wurde und das Bad nicht vollfunktionstüchtig war. Der Bau diente in der Endgestalt vermutlich auch als Wohnanlage. Die Fundamente dieses steinernen Bauwerks aus Kaltenbrunn (Dúbravka) sind das bemerkenswerteste und das schönste ganzheitlich erhaltene römische Bauobjekt nördlich der Grenzen des Römischen Imperiums. Ein Lichtbild dieser Bauruinen erscheint häufig in den den Grenzen des Römischen Imperiums gewidmeten Publikationen.
Die für die Datierung der römischen Bauwerke in Kaltenbrunn (Dúbravka) gewichtigen Anhaltspunkte werden einerseits durch die gefundenen Münzstücke und andererseits durch die römisch-provinziale Keramik, die im Schutt direkt in den Räumlichkeiten der Thermenruine gefunden wurde, geliefert. Die Datierung in das zweite Drittel des 3. Jhs. stützt sich auch auf das Vorhandensein von signiertem Ziegelmaterial. Auf den Bruchstücken der Dachdeckung gibt es torsohafte Stempelmarken privater Erzeuger: SEP(TIMI) VITA(LIS) und CENTKARVS. Diese angegebenen Ziegler arbeiteten im 3. Jh. vermutlich in Carnuntum. Ein Unikatstück aus Kaltenbrunn (Dúbravka) ist ein kleines Bronzefigürchen eines ithyphallischen Mannes, welches im mitteleuropäischen Raum parallelenlos ist. Es stellt Priapos dar, ein Gottchen der Fruchtbarkeit und männlichen Kraft und Beschützer von Vieh, Bienen, Fischen und Früchten. Die Plastik ist im Stile einer in einem Provinz-Umfeld überdauerten italisch-keltischen Tradition, auf eine barbarisierende „unrömische" Art und Weise dargebracht. Sie ist für einen bedeutsamen Beleg des keltisch-römischen Synkretismus, in religiösen Vorstellungen sowie in Kunsthandwerk, zu halten.
In Kaltenbrunn (Dúbravka) gab es gute Voraussetzungen für die Entstehung eines römischen Zivilanwesens vom Typus der Villa rustica. Sie wurde von römischen Spezialisten unter Anwendung von Ziegelmaterial aus Oberpannonien erbaut. Das Anwesen hatte einen Zivil-, also nichtmilitärischen Charakter. Offen bleibt, ob in Kaltenbrunn (Dúbravka) eine nach römischem Vorbild erbaute Residenz eines germanischen Fürsten stand, oder ob es sich hierorts um einen Gutshof eines römischen Veteranen germanischer Abkunft handelt, welcher sich entschieden haben konnte, zur Konsolidierung von römisch-germanischen Beziehungen im Pannoniengrenzland auch einen konkreten Beitrag zu leisten. Eine römische Komforttherme, ein Standardelement des Lebensniveaus in römischen Provinzen, zu erbauen ist ihm allerdings nicht gelungen. Das römische Bauwerk in Kaltenbrunn (Dúbravka) aus der ersten Hälfte des 3. Jhs. ist ein offenkundiger Beweis für Verbündetenbeziehungen der Quaden mit römischen Gesellschaftskreisen der Pro-vinz. Die Kooperation der Quaden-Nobilität mit den Römern setzte sich auch später in der ersten Hälfte des 4. Jhs. fort. Ein Beleg dafür ist beispielsweise Bau I auf dem Thebener Felsen; dieser Bau erinnert mit seinem Grundriss ebenfalls an eine römische Therme. Dessen Entstehung lässt sich bereits in die severische Zeit datieren, dessen Nutzung wird jedoch bis in das ausgehende 4. Jh. angenommen.
Es ist zu vermuten, dass zukünftig im Umfeld von Theben (Devín) und Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) Überreste von weiteren Römerbauten fernab entdeckt werden müssten; hierauf deuten zahlreiche Bruchstücke römischer Dachdeckung hin, die in Theben-Neudorf (Devínska Nová Ves) und Bisternitz (Záhorská Bystrica) gefunden wurden. Zeitgenössische Gräberfunde vom Westteil Pressburgs sind, abgesehen von einem Brandgrab in Bisternitz (Záhorská Bystrica) und einigen Urnengräbern in Sachern (Zohor), dagegen kaum bekannt. Die Formierung der Quaden-Nobilität, welche im Pressburger Raum vornehmlich in Siedlungs- und auch in Gräberfunden zur Erscheinung kommt, führte im Laufe des 3. Jhs. zum Wandel der römisch-germanischen Beziehungen: Die Klientelabhängigkeit transformierte sich allmählich in ein ausgeglicheneres Föderatenverhältnis.
Die Siedlungen der Germanen am Westrand (Kaltenbrunn / Dúbravka, Theben-Neudorf / Devínska Nová Ves) wie auch Ostrand Pressburgs (Dornkappel / Trnávka, Weinern / Vajnory) waren archäologische Zeugen von Ereignissen des 4. Jhs.. Im ruhigen konstantinischen Zeitalter erreichten gegenseitige Handelskontakte beiderseits der Donau wiederum ein hohes Niveau. Die Quaden im Pressburger Raum bestatteten in diesem Zeitraum ihre Toten auf den Brandgräberfeldern in der heutigen Straße „Šancová ulica" und im umliegenden Iwanka an der Donau (Ivanka pri Dunaji).
Die nach dem Tode des Kaisers Valentinian I. (375) und der Niederlage der Römer bei Hadrianopolis (heute Edirne) im Jahre 378 geschwächte Militärverteidigung der Reichsgrenzen konnte den Angriffen der aus dem Osten her in das Gebiet der Donauprovinzen eindringenden Barbarenstämme nicht mehr widerstehen. Die Grenzgebiete Pannoniens wurden einer allmählichen Barbarisierung ausgesetzt. Am Anfang des 5. Jhs. (405/406), als sich mehrere Germanenstämme in Bewegung gesetzt hatten, schloss sich ein erheblicher Teil der Quaden den Vandalen und Alanen an und zog zusammen mit ihnen Richtung Westen, nach und nach bis nach Hispanien und Nordafrika. Zu diesen gehörten vermutlich überwiegend die am Rande der Südwestslowakei, an der Untermarch und längs des nordpannonischen Limes angesiedelten Quaden. Pauperisierte Reste der Quaden – der Donausueben – wurden in den Bergregionen der Slowakei wahrscheinlich gegen Ende des 5. bzw. spätestens am Anfang des 6. Jhs. von den aus dem Südosten her eindringenden Slawen assimiliert, obschon dieser Prozess in archäologischen Quellen selbst bislang nicht direkt belegt ist.
Die Germanen im Pressburger Raum von den Anfängen bis zur Völkerwande-rung
Herwig Wolfram

Die Ursprünge der Germanen

Caesar hat zwar den Namen der Germanen nicht erfunden noch sie aus eigener Anschauung als erster Römer gefunden, aber seine im Gallischen Krieg gemachten Erfahrungen haben bei den Römern einer germanischen Ethnographie zum Durchbruch verholfen. Trotzdem oder gerade weil die Römer so viel über die Germanen schrieben, ist die Frage, woher die Germanen "wirklich" kamen und wie sie entstanden sind, bloß ungefähr zu beantworten. Mit aller Vorsicht scheint die Annahme vertretbar, dass die ersten Germanen um die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends in einem Raum erfassbar werden, der mit der eisenzeitlichen Jastorf-Kultur archäologisch, aber auch mit Hilfe der Gewässernamen philologisch umschrieben wird. Jastorf, Kreis Uelzen, liegt am Ostrand der Lüneburger Heide, knapp 40km südlich von Lüneburg; der archäologische Fundort gab einer Kultur den Namen, deren Kerngebiet zunächst nur Osthannover, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und die unmittelbar angrenzenden Gebiete umfasste. Ungefähr im selben Raum dürfte jener sprachgeschichtlich bedeutsame Prozess in Gang gekommen sein, den man die Germanische Lautverschiebung (Grimm's Law) nennt. Um nur zwei Beispiele zu nennen: p in lat. pater ist f wie in engl. father oder k wie in lat. kentum (centum) ist h wie in dt. hundert. Durch die Verschiebung der gutturalen und labialen Konsonanten unterscheidet sich das Germanische von anderen indoeuropäischen Sprachen, wie dem Griechischen, Lateinischen, Sanskrit, Keltischen und Slawischen. Noch während sich dieser Prozess vollzog, wurde ein Gebiet erfasst, das sich von der Rheinmündung im Westen bis zur Oder im Osten und von der Lössgrenze im Süden bis Mittelskandinavien erstreckte. Auch dürften Skiren und Bastarnen nach Südosteuropa aufgebrochen sein, bevor der germanische Lautwandel abgeschlossen war, den sie aber in ihrer dakisch-getisch-griechisch sprechenden Umgebung selbstständig fortsetzten, weshalb sie sprachlich Germanen blieben.
Für die Germanen waren die Süd-Westvölker die Volcae, deren Name bis heute die keltisch-romanischen Nachbarn als Welsh, Welsche, Walsche oder Walche bezeichnet. Das östliche Gegenstück dazu boten die von der Ostsee bis zur Adria siedelnden Veneter, deren Name – ebenfalls bis heute – als Bezeichnung der slawisch-baltischen Völker als Wenden, Winden, Windische fortlebt. Sich selbst bezeichnete kein Germane als Germane, sondern nach seinem Stammesnamen und in vielen Fällen auch als Suebe.
Im Pressburger Raum beginnt eine historische Germanengeschichte in der Zeit nach Christus, als suebische Völker, vor allem Markomannen und Quaden, aus dem heutigen Nordbayern und Thüringen kamen, zunächst den böhmischen Kessel besetzten und anschließend weiter östlich vordrangen. Die germanische Geschichte des Raums ging zu Ende, als das kurzlebige donauländische Erulerreich um 508 von den Langobarden zerstört wurde, oder dauerte längstens bis 568, als die Langobarden unter König Alboin (560/561 – 568/572) ihre pannonisch-norischen und norddanubischen Wohnsitze aufgaben und nach Italien zogen.

Die Quaden und das Regnum Vannianum

Nach Strabon (etwa 63 v. bis 19 n. Ch.) nannten die Einwanderer die Königsburg Marbods in ihrer Sprache „Böhmen". Davon leiteten er und andere antike Autoren den Landesname ab, der bis heute in westlichen Sprachen lebendig blieb. Der griechische Geograph lokalisierte „Böhmen" im Quadenland. Er fügte jedoch hinzu, dass der Markomannenkönig (9. v. bis 18 n. Ch.) dort selbstverständlich auch seine Stammesangehörigen angesiedelt hatte. Die Markomannen waren erst nach den Quaden eingewandert. Beide Völker standen unter königlicher Führung. Bei den Quaden spielte ein Tudrus oder Tuder eine dem Markomannen Marbod vergleichbare, Identität stiftende Rolle. Nach Tacitus leiteten sich die quadischen Könige vom tudrischen genus nobile ab.
Im Jahre 18 n. Ch. wurde der böhmische Markomannenkönig Marbod von seinem Gegner Catualda gestürzt. Dieser hatte bei den Gutonen/Goten im heute ostdeutsch-polnischen Raum im Exil gelebt und griff nun den vom Cheruskerfürsten Arminius 17 n. Ch. geschlagenen Marbod mit römischer Unterstützung und Kriegern unterschiedlichster Herkunft erfolgreich an. Bald darauf erfuhr der Thronräuber das gleiche Schicksal. Der mit den Römern verbündete Hermundurenkönig Vibilius vertrieb Catualda, der nun seinerseits die Donaugrenze nach Norikum überschritt und die Reichsregierung um Asyl bat. Die Römer siedelten seine wie vorher Marbods Gefolgschaft im Land zwischen March und Waag an und setzten den Quaden Vannius über sie als König ein. Ihm gelang es, seine Herrschaft auch über alle Quaden und sogar über das im Alföld beheimatete Reitervolk der sarmatischen Jazygen auszudehnen. Vannius finanzierte sein Königtum nicht bloß nach barbarischer Sitte mit jährlichen Raubzügen, sondern hob wie ein römischer Herrscher auch Steuern und Zölle ein. Eine Koalition aus Hermunduren, bei denen König Vibilius anscheinend immer noch das Sagen hatte, und der Vielvölkergruppe der Lugier, die im heute ostdeutsch-polnischen Raum siedelten,bereitete der Herrschaft des Vannius nach ungefähr drei Dekaden im Jahre 50 n. Ch. ein Ende. Selbstverständlich hatten die Römer dabei abermals ihre Hände im Spiel, da auch die Schwestersöhne des Vannius, Vangio und Sido, mitmachten. Sie beerbten ihren Onkel und setzten die Königsfamilie des Tudrus fort. Beide waren noch fast 20 Jahre später im Besitz ihres Königtums. Gemeinsam mit den sarmatischen Jazygen zählten sie zu den auswärtigen Bundes-genossen Kaiser Vespasians (69 – 79) und kämpften im Jahre 69 bei der Schlacht von Cremona „mit auserwählten Männern ihrer Stammesgruppe an vorderster Front". Dass die Römer mit zwei Generationen quadischer Könige für ein halbes Jahrhundert den Frieden an der ostnorisch-pannonischen Donau wahren konnten, spricht für den Erfolg ihrer Politik. Noch Antoninus Pius (138 – 161) konnte (den) Quaden einen König geben, wie eine Münzlegende überliefert.

Die Markomannenkriege: 166/167 – 180 n. Ch.

Langobarden und sonst unbekannte Obier hatten, 6 000 Mann stark, 166/167 von Norden kommend die pannonische Donau überschritten. Sie wurden zwar zurückgeschlagen, worauf eine vielköpfige Gesandtschaft um Frieden bat, der jedoch nicht lange hielt. Die Kämpfe sollten bis 180 n. Ch. dauern und alles Land vom heutigen Nordbayern bis zur Theiß aufs Schwerste heimsuchen. Die Basis der Römer bildete Carnuntum, wo sich Kaiser Marc Aurel (161 – 180) den Großteil seines letzten Lebensjahrzehnts aufhielt. Groß waren die Verluste auf beiden Seiten: Markomannen und Quaden drangen bis nach Oberitalien vor, wobei selbst Aquileia belagert und Opitergium/Oderzo wohl im Sommer 169 zerstört wurde. Trotz aller Rückschläge erzwangen kaiserliche Beharrlichkeit und Feldherrnkunst im Jahre 172 die Wende: Gekämpft wurde von heute österreichischem und ungarischem Boden aus gegen die Markomannen, gegen die sarmatischen Jazygen im Alföld, nicht zuletzt aber in der heutigen Slowakei gegen die Quaden. Ja, sie dürften die ersten gewesen sein, die die römische Gegenoffensive voll traf. Offensichtlich bestand Marc Aurels Strategie darin, aus der Koalition der benachbarten und verbündeten Völkerschaften die mittlere zu isolieren, um sich danach auf die beiden restlichen konzentrieren zu können. Dabei gerieten die über die Donau ins Waagtal vorstoßenden Rö-mer in eine prekäre Situation, da sie von den Feinden eingeschlossen wurden. Nachdem die Wasservorräte aufgebraucht waren, schien es nur eine Frage der Zeit, bis die Truppen mit dem Kaiser an der Spitze kapitulieren müssten. In dieser prekären Situation ereigneten sich die beiden berühmten „Blitz- und Regenwunder", die auch die stadtrömische Marcus-Säule abbildete. Am 11. Juni 172 erlöste die geplagten Römer ein gewaltiges Gewitter, das ihnen genügend Wasser bescherte, die Barbaren jedoch aufs Tiefste beunruhigte. Überdies schlugen Blitze in quadische Kampfmaschinen ein und setzten sie in Brand. Wie die Kelten besaßen auch die Germanen große Scheu vor Gewittern, die womöglich den Einsturz des Himmels bewirkten. Die Römer aber diskutierten die Frage, wem diese Wunder zu verdanken seien. Eines stand bald danach fest: Ein Gott oder die Götter hatten die Legionen gerettet. War es ein ägyptischer Magier, der „aus der Schar der Gottheiten den Hermes, den Herrn der Luft, durch gewisse Zaubereien herbeigerufen und so den Regen bewirkt habe"? Oder waren es die Männer der späteren legio fulminatrix, der Blitze schleudernden Legion, die den Sieg deswegen errungen hatte, weil sie alle Christen waren? Groß war jedenfalls der Erfolg des Kaisers, der nun zum siebenten Male als Imperator begrüßt wurde, ein Titel, der „von einer Gottheit selbst zu kommen schien". Die schwere Niederlage vom Frühsommer 172 zwang die Quaden, um Frieden zu bitten. Obwohl dieser nicht lange hielt und der Krieg noch lange weiter ging, steckten doch die damals formulierten Bedingungen den Rahmen ab, innerhalb dessen die kaiserliche Regierung zu einem definitiven Friedensschluß mit Quaden, Markomannen und Jazygen bereit war: Zum ersten mussten die römischen Gefangenen zurückgegeben werden, von denen sich viele Zehntausende in barbarischer Hand befanden. Zugleich aber forderten die Römer die Auslieferung von Überläufern, was nichts anderes heißen kann, als dass römische Provinzialen bereit waren, sich von Rom zu trennen. Zweitens sollte ein 14 km breiter Streifen entlang des linken Donauufers unbesiedelt bleiben. Drittens ging es um den für eine barbarische Mangelwirtschaft notwendigen Handelsverkehr, insbesondere um den Lebensmittelkauf bei den Römern. Im Jahre 172 wurde diese Möglichkeit anscheinend völlig unterbunden, nicht zuletzt um die jazygischen und markomannischen Verbündeten der Quaden in die Knie zu zwingen. In späteren Verträgen wurde der Besuch weniger Marktplätze an bestimmten Tagen wieder erlaubt. Viertens sollte die „gesetzmäßige" römische Bestätigung eines Quadenkönigs wieder in Kraft treten. Fünftens bedeutete das formale Verbot der Volksversammlungen einen schweren Eingriff in die Stammesverfassung. Im Jahre 173 folgten die Besiegung der Markomannen und der Abschluss eines Frie-densvertrags mit ihnen. Als auch noch die Jazygen die Waffen streckten, war 175 an der gesamten Donaufront die Ruhe zumindest vorübergehend wieder hergestellt.
Erneut brachen die Kämpfe im Jahre 177 aus. Nun riss den Römern die Geduld und sie kämpften mit dem Ziel, die Feinde systematisch zu vernichten, ja auszurotten. Die Bilder der Marcus-Säule sprechen eine überdeutliche Sprache, wenn sie Massenhinrichtungen, Versklavung, Verwüstung und Zerstörung jeglicher Lebensgrundlage der Barbaren darstellen. Jedenfalls konnten die Römer 179 dazu übergehen, weite Gebiete der Markomannen und Quaden zu besetzen, um sich hier auf Dauer einzurichten. Spätere Jahrhunderte haben daraus die Absicht Marc Aurels gemacht, zwei neue Provinzen, eine Germania und eine Sarmartia, am linken Ufer der Donau zu schaffen, was wohl kaum ernstlich beabsichtigt war. Eine Inschrift im slowakischen Trenčin berichtet, dass hier 855 Mann der in Aquincum stationierten Legio II Adiutrix den Winter 179 auf 180 verbrachten. Allein im Lande der Quaden sollen sich 20 000 römische Soldaten befunden haben. Sie beschränkten jedes innergentile Leben, sodass die gesamte Völkerschaft an Auswanderung dachte. Ihr Ziel wäre das Land der Semnonen gewesen, das heißt, desjenigen Volkes, das als Ursprung und Hüterin suebischer Traditionen galt. Auch dieser Versuch wurde vom Kaiser unterbunden.
Als Marc Aurel am 17. März 180 eher nahe der pannonischen Hauptstadt Sirmium als in Vindobona starb, hatte er die germanisch-sarmatischen Völker vernichtend geschlagen. Sein Sohn Commodus konnte im Herbst 180 den Markomannen und Quaden die Friedensbedingungen diktieren. Diese unterschieden sich im Grunde wenig von den Bedingungen von 172, sieht man davon ab, dass gewisse, in der Zwischenzeit noch vom Vater revidierte Härten beseitigt wurden: Die Besiegten wurden zu Getreidelieferungen, zur Auslieferung „schwerer" Waffen, würde man heute sagen, und zur Entsendung von Truppen verpflichtet. Die Quaden mussten 13 000 Mann, die Markomannen etwas weniger stellen, eine ungeheure Zahl, wenn man bedenkt, dass ein Stammesheer für gewöhnlich 3000 Mann betrug. „Dafür verzichtete er (Commodus) auf einen Teil der jährlich zu stellenden Mannschaften. Darüber hinaus verpflichtete er sie, nicht oft und auch nicht an vielen Stellen des Landes Versammlungen abzuhalten, sondern monatlich nur ein Mal und an einem einzigen Ort, stets in Gegenwart eines römischen Centurio." Schließlich verbot der Kaiser den Markomannen und Quaden mit ihren sarmatischen und germanischen Nachbarn Krieg zu führen. Obwohl nicht ausdrücklich erwähnt, blieb doch die Verpflichtung, das linke Donauufer freizuhalten; allerdings wurde der Abstand von 14 auf etwas weniger als 8 km verringert. Am 22. Oktober 180 traf Kaiser Commodus in Rom ein, erfolgreich und nicht, wie es ihm die senatorische Opposition vorwarf, aus Unfähigkeit und Bequemlichkeit. Tatsächlich kehrte Marc Aurels Sohn im Wesentlichen zur augusteischen Defensivpolitik an Donau und Rhein zurück, und zwar wohl in richtiger Einschätzung der Kräfte des Römerreiches, mochte dieses auch im Augenblick mit Fug und Recht triumphiert haben.

Die Quaden nach dem Großen Krieg

Der Friedensschluss von 180 hatte deutlich gezeigt, dass die Markomannen die großen Verlierer der nach ihnen benannten Kriege waren. Trotzdem ist ihr Name noch mehr als 200 Jahre eine politische Realität gewesen, nämlich so lange, bis seine Traditionsträger die Heimat verließen und gemeinsam mit den Quaden südlich der Donau „wieder" zu Sueben wurden. Ebenso blieben die Quaden gleich ihren sarmatischen Verbündeten reale Gegner, aber auch Verbündete und Diener des Römerreiches. Im Jahre 375 bewirkten sie mittelbar den Tod eines Kaisers: Valentinian I. (363-375) hatte die Vorfeldverteidigung sehr ernst genommen und jenseits von Rhein und Donau militärische Stützpunkte errichtet. Eine dieser Festungen, ein ständiges Lager im Land der Quaden, gab den Ausschlag, dass 374 die Quadorum natio rebellierte. Auslösendes Motiv war allerdings die Tatsache, dass der zuständige römische Kommandant den Quadenkönig Gadinius, „der bescheiden darum bat, keine Neuerung vorzunehmen," zu einem Gastmahl lud und ihn dabei „unter schändlicher Verletzung des heiligen Gastrechts ermorden" ließ. Die darauf folgenden Kämpfe breiteten sich in den pannonischen Provinzen vor allem auf heute ungarischem Gebiet aus. Die Römer erlitten schwere Verluste; eine kaiserliche Prinzessin, eine Tochter von Constantius II., wäre beinahe gefangen worden.
Der am Rhein gegen die Alemannen kämpfende Valentinian I. schloss Frieden und marschierte mit seiner Hofarmee nach Carnuntum, von wo aus er die Operationen gegen die Quaden begann. Carnuntum hatte längst schon seinen einstigen Glanz eingebüßt, war ein „verlassenes und dreckiges Nest geworden", hatte aber nichts von seiner strategischen Bedeutung verloren. Allerdings ging hier Valentinian nicht selbst über die Donau, sondern schickte eine starke Vorausabteilung gegen die Quaden, während er selbst bei Aquincum eine Schiffsbrücke zimmern ließ und den Strom überquerte. Offenkundig wählte er diesen Ort nördlich des heutigen Budapest, um – entsprechend der altbewährten Strategie – die Quaden von ihren sarmatischen Verbündeten zu trennen. Den Winter 374 auf 375 verbrachte der Kaiser in Savaria-Steinamanger, das zwar ebenfalls bereits wirtschaftlich stark geschwächt, doch der einzige donaunahe Ort im pannonischen Raum war, der einer kaiserlichen Armee als Winterquartier dienen konnte. Vor Eintritt der schlechten Jahreszeit verstärkte Valentinian noch die Lager und Kastelle am rechten Donauufer. Allerdings brauchten die von Carnuntum aus angreifenden Truppen Verstärkung, weshalb die militärische Machtkonzentration in Brigetio (Ó-Szöny) notwendig wurde. Hier erschienen quadische Gesandte, um Frieden zu bitten. Sie stritten jede Verantwortung ab und schoben diese auf „Räuber", das heißt, nicht zum Stammesverband zählende Krieger. Gleichzeitig ließen sie allerdings einfließen, dass der Bau der Festung ihre gemeinen Leute, agrestes, in Wut versetzt habe. Über diese offenkundigen Ungereimtheiten und Lügen regte sich Kaiser Valentinian derart auf, dass ihn der Schlag traf.
Die Kämpfe mit den Quaden wurden bald darauf friedlich beendet. Offenkundig wurde ihr Angebot angenommen, Truppen zu stellen, da die wenig jüngere Notitia dignitatum eine ala prima Quadorum nennt. Diese Einheit diente als Kavallerie; die Quaden hatten sich völlig an die sarmatische Lebensweise akkulturiert und waren Reiterkrieger geworden. Als Ammianus Marcellinus am Ende des 4. Jhs. über die Quaden schrieb, bezeichnete er sie mehr als Räuber denn als Krieger und fand sein Urteil an ihrer Ausrüstung bestätigt: „Sie haben lange Speere und Panzer aus geglätteten und polierten Hornstückchen, die wie ein Gefieder auf die leinerne Bekleidung aufgenäht sind. Ihre Pferde sind zum größten Teil Wallache, damit sie nicht, durch den Anblick von Stuten erregt, wild werden oder im Hintertreffen scheuend ihre Reiter durch lautes Wiehern verraten. Sie durchstreifen sehr weite Gebiete, verfolgen den Feind oder wenden sich zur (verstellten) Flucht, wobei sie schnelle und gut dressierte Pferde reiten. Sie führen ein oder zwei weitere Pferde mit sich, damit die Reittiere durch wechselnde Ruhepausen ihre Kräfte und Stärke behalten." Man fragt sich allerdings, wie weit Ammianus Marcellinus seinem Helden, Kaiser Julian (361 – 363), folgte, von dem der Autor nicht nur geringschätzige Äußerungen über Christen, Juden, Quaden, Markomannen und Sarmaten, sondern auch über die Goten an der unteren Donau überliefert.